Wrong Turn 3: Left For Dead

Wrong-Turn-3-Left-For-DeadEinmal falsch abgebogen und schon wird man von kulinarisch fehlgeleiteten Hillbilly-Mutanten gehetzt. Dieses glücklicherweise rare Schicksal widerfuhr 2003 einer Gruppe ausgesucht attraktiver Jugendlicher im Splatterstreifen „Wrong Turn“. Aufgrund des Erfolges waren Fortsetzungen natürlich unvermeidbar, sodass die Filmreihe inzwischen beim dritten Teil angelangt ist. Im Gegensatz zum Original erblickten die Sequels jedoch nie das Licht der Kinoleinwand, sondern wurden direkt auf DVD veröffentlicht, was mitnichten als Ritterschlag zu verstehen ist.

Ob der 2009 von Declan O’Brien inszenierte „Wrong Turn 3: Left For Dead“ zumindest veritable Genrekost darstellt oder gänzlich ungenießbar ist, wird in nachfolgender auch für Vegetarier geeigneter Kritik enthüllt.

Von drauß‘, vom Walde kommt er her, und jagt am liebsten Teenager
Die eigentliche Gefahr beim Wildwasser-Rafting lauert mitunter nicht im Wasser, sondern am Ufer. Jedenfalls dann, wenn man sich wie die Studentin Alex (Janet Montgomery) und ihre drei Freunde ausgerechnet jene abgelegene Gegend aussucht, in der ein Mutanten-Kannibale sein Unwesen treibt. Selbiger liebt es, die Auserkorenen wie ein durchgeknallter Amor statt mit Liebespfeilen mit echten Pfeilen zu beschießen, die sich nicht nur durchs Herz, sondern auch durch den Kopf bohren. Lediglich Alex überlebt das Massaker und flüchtet in den Wald.

Zwei Tage später: Im Staatsgefängnis von West Virginia bereitet Gefängnisaufseher Nate (Tom Frederic) die Überführung mehrere Häftlinge in eine andere Haftanstalt vor. Dadurch sollen die Fluchtpläne des psychopathischen Chavez (Tamer Hassan) vereitelt werden. Dummerweise führt die Fahrt durch den Wald des Kannibalen, der die günstige Gelegenheit auf Frischfleisch aus biologischem Anbau nützt. Mit seinem Truck drängt er den Gefangenentransporter ab, der sich auf einer Böschung überschlägt und Feuer fängt.

Der bauernschlaue Chavez erkennt blitzschnell die sich bietenden Möglichkeiten und übernimmt das Kommando. Als die Gruppe auch noch auf einen seit Jahrzehnten im Wald schlummernden Geldtransporter samt intaktem Inhalt stößt, wähnt sich Chavez als Glückpilz. Doch der mit allen Wassern gewaschene Kannibale macht sich alsbald daran, sein Handwerk des Jagens und Erlegens menschlicher Beute eindrucksvoll unter Beweis zu stellen …

Lieblos hingeschluderter Fließband-Splatter
Dass es sich bei „Wrong Turn 3: Left For Dead“ um einen direkt auf DVD veröffentlichten Film handelt, wird bereits nach wenigen Minuten klar ersichtlich. Hier wurde an allen Ecken und Enden gespart, um möglichst großen Profit aus der buchstäblich billigen Produktion schlagen zu können. Während andere Filme fehlendes Budget mit viel Liebe zum Plot auszugleichen versuchen, handelt es sich bei diesem Splatterstreifen um eine ärgerlich schludrige und komplett lieblose Produktion, was sich durch sämtliche Aspekte des Filmes zieht.

Als hätte sich Regisseur Declan O’Brien an einer Checkliste für Horrorfilme orientiert wird Punkt für Punkt des kleinen „1 x 1 für Horrorfilmproduzenten“ abgehakt.
Knackige Schauspielerin, die sich völlig unmotiviert entblößt und samt notgeiler männlicher Begleitung nach zwei Minuten eliminiert wird? Check!
Vorhersehbares Ableben der Protagonisten? Check!
Unverwundbarer Bösewicht mit hellseherischen Fähigkeiten und der Möglichkeit beliebigen Beamens? Check!
Jegliche Vermeidung von Charakterisierungen und Hintergrundgeschichten? Check!

Ärgerlich an solchen Produktionen ist vor allem die in jeder Szene durchscheinende Gleichgültigkeit gegenüber jeglichem künstlerischen Anspruch, den ein Zuschauer hegen könnte. Natürlich war auch „Wrong Turn“ keine cineastische Offenbarung. Doch immerhin bemühten sich die Produzenten um eine in sich schlüssige Story, akzeptable Schauspieler, hohe Schauwerte und gute Special Effects.
Elemente, von denen „Wrong Turn 3: Left For Dead“ weiter entfernt ist, als österreichischer Fußball von tatsächlichem Sport.

Schauspielunkunst
Die Schauspieler etwa wurden ganz offensichtlich nach körperlichen Kriterien gewählt: Der gemütliche, schwabbelbäuchige Sheriff, der feiste weiße Rassist (nur echt mit Glatze!), der mexikanische Psychopath (samt ach so ironischem Namen „Chavez“), der nervige Unlustige-Sprüche-Klopfer, die überlebende scharfe Braut, etc.

Es dürfte wohl niemanden erstaunen, dass sich der Cast aus praktisch völlig unbekannten Schauspielern zusammensetzt, wohingegen „Wrong Turn“ immerhin noch mit der aus „Buffy“ oder Filmen wie „Nobel Son“ bekannten Eliza Dushku aufwarten konnte. Entsprechend schmerzhaft mitzuverfolgen sind die darstellerischen Unkünste der Protagonisten, von denen sich keiner für weitere Rollen empfiehlt.

Logik? Wozu?
Völlig absente Charakterisierung in Kombination mit talent- und szenenweise kleiderfreien Schauspielern ergibt auf Grund der lahmen Inszenierung exakt null Spannung. Doch gerade der Nervenkitzel ist es, nach dem es Horrorfans für gewöhnlich verlangt. Wer in „Wrong Turn 3: Left For Dead“ wann umgelegt wird, ist nicht nur belanglos und dem Zuschauer völlig egal, sondern zudem vorhersehbar.

Zudem werden so gut wie alle gängigen Klischees bedient, selbst solche, die man seit Jahren für ausgestorben hielt. Wozu sich vergewissern, ob der Bösewicht auch tatsächlich tot oder lediglich verwundet ist? Das macht es für den Zuschauer offenbar sehr viel überraschender, wenn der Lebenspassive plötzlich wieder auftaucht.
Selbst der „Terminator“ dürfte auf die Unverwundbarkeit des Kannibalen neidisch werden, der anscheinend mehr Leben als ein ganzes Rudel Katzen hat.
Ganz zu schweigen von „Kleinigkeiten“ wie etwa jener, dass eine Axt ins Schulterblatt getrieben wird, was die Einsetzbarkeit des Armes in keiner Weise beeinträchtigt. Selbige Szene ereignet sich übrigens synchron zum vielleicht schlechtesten Bluescreen-Effekt der Dekade, welcher eher an die 1950er Jahre, als 2009 denken lässt.

Fazit: „Wrong Turn 3: Left For Dead“ kann man guten Gewissens nicht einmal eingefleischten Horrorfans empfehlen. Es sei denn, diese stoßen sich nicht daran, dass es sich bei diesem Splatterstreifen um ein komplett vermurkstes Machwerk handelt, das man höchstens als unfreiwillig komische Persiflage des Genres auffassen kann.


Darsteller

  • Tom Frederic … Nate Wilson
  • Janet Montgomery … Alex
  • Gil Kolirin … Floyd Weathers
  • Tom McKay … Brandon
  • Christian Contreras … Willy
  • Jake Curran … Crawford
  • Chucky Venn … Walter
  • Louise Cliffe … Sophie
  • Tamer Hassan … Chavez

Regie
Declan O’Brien

Produktionsland, Jahr
USA, 2009

Wrong Turn 3: Left For Dead Trailer

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3 Kommentare

  1. hab ihn zwar noch net geguckt,aber kann mir vorstellen, dass er des schlechteste der drei teile ist, obwohl ich das dvd-cover ziemlich cool find^^

  2. Hey!
    Supercoole Kritik, die genau das auspricht, was ich mir nach 5 Minuten dieses Filmes – insofern man diesen Müll so bezeichnen möchte – dachte. Ich schaltete sofort aus…

    Deine Kritiken sind sowieso super, weiter so 😉

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