Outlander

OutlanderWikinger, die ein außerirdisches Monster bekämpfen, stellen ein durchaus originelles Filmszenario dar. Trotzdem bergen die für ihre Brandschatzungen bekannten Nordmannen, die historisch betrachtet meist friedlichen Handel betrieben, für Hollywood ein hohes Risiko: Auf Hits wie „Beowulf“ kamen Flops wie „Der 13. Krieger“. Kein Wunder, dass die Traumfabrik das Aufwärmen bekannter Stoffe oder sicherer Hits vorzieht.

Howard McCain wagte mit „Outlander“ dennoch den mutigen Schritt, der zumindest finanziell nicht belohnt wurde. Ob sein Crossover aus „Der 13. Krieger“, „Predator“ und „Alien“ dennoch Sehvergnügen bereitet, erfahrt ihr in nachfolgender Filmkritik eines Freizeit-Wikingers.

Der Himmel fällt ihnen auf den Kopf!
Im siebenten Jahrhundert zieht ein feuriges Objekt seine Spur über den skandinavischen Himmel. Dabei handelt es sich um ein Raumschiff, das in einem See notlandet. Von den beiden außerirdischen Astronauten überlebt nur Kainan (Jim Caviezel), der schon bald mit den grausigen Untaten eines monströsen blinden Passagiers konfrontiert wird: Eine sich bestens tarnende fleischfressende Kreatur von einem anderen Planeten hatte sich an Bord geschmuggelt und richtet unter den friedlichen Dorfbewohnern der Umgebung schreckliche Massaker an.

Dummerweise hält der Wikinger Wulfric (Jack Huston) Kainan für den zigfachen Mörder, überwältigt ihn und schleppt ihn in sein Dorf, wo ihn der weise alte König Rothgar (John Hurt) einem Verhör unterzieht. Kainans Schwüre, wonach das von seiner Rasse „Morween“ genannte Monster für die Verheerungen verantwortlich ist, werden nicht ernst genommen. Doch als die schier unverwundbare Kreatur das Dorf heimsucht und zahlreiche Menschen tötet, bittet ihn Rothgar um seine Hilfe beim Aufspüren und Töten des Ungeheuers. Keine leichte Aufgabe für den Außerirdischen, der auf primitive irdische Waffen angewiesen ist und in Wulfric einen mächtigen Feind hat …

Altbekanntes relativ neu verpackt
Zugegeben: Der Plot von „Outlander“ gemahnt an zahlreiche ähnliche Stoffe, deren Tenor folgendermaßen lautet: Eine Gefahr von außen bedroht eine Gruppe, die zusätzlich von einem geheimnisvollen Fremden gespalten wird.
Dem setzt der Mix aus Science Fiction und Horror ein halbwegs originelles Hintergrundgerüst entgegen: Wikinger im Kampf gegen eine außerirdische Bestie bilden eine durchaus ansprechende Variante des Subgenres „Monsterjagd“.

Für Verblüffung sorgt der klangvolle Cast: John Hurt als Wikingerkönig, der unverwüstliche Ron Perlman als dessen Erzfeind Gunnar sowie Jim Caviezel in der Hauptrolle. Nicht übel für ein B-Movie dieser Art, auch wenn Jim Caviezel – bekannt aus „Die Passion Christi“ – schauspielerisch keine großen Offenbarungen liefert. Gegen die alten Haudegen John Hurt und Ron Perlman liefert er zudem keine besonders gute Figur ab.
Natürlich lebt ein solcher Film nicht von den darstellerischen Leistungen, sondern zielt in erster, zweiter und letzter Linie auf Unterhaltung ab. Dennoch hinterlässt die schwache Performance des Hauptdarstellers einen schalen Nachgeschmack.

Immerhin hält der Streifen sein Versprechen, zwei Stunden lang anspruchslose Unterhaltung zu bieten. Nach etwas zähem Beginn zieht der Film die Spannungsschraube mit dem ersten Erscheinen des Monsters an und verringert an keiner Stelle den Druck. Angenehmer Nebeneffekt: Der Zuschauer beschäftigt sich dadurch erst gar nicht mit einigen Absurditäten des Plots, etwa der Annahme, dass ein technologisch weit fortgeschrittener Alien von einer Sekunde auf die nächste zum Meister des Schwertes avanciert. Ganz zu schweigen davon, dass Kainan, dessen Rasse wohl nie Kontakt mit den Erdwesen hatte, dank Bordcomputer binnen weniger Sekunden die Sprache der Nordmänner erlernt.
Apropos: Sein erstes Wort lautet natürlich … „Fuck!“

Tragisches Monster
Und dennoch bietet „Outlander“ neben einer durchaus spannenden Inszenierung, launigen Sprüchen und kaum vorhandenen Charakterisierungen einen überraschenden Pluspunkt: Anstatt das Weltraummonster einfach zum bösen Ungetüm zu erklären, verpasst ihm der Film eine tragische (!) Hintergrundgeschichte, die unmittelbar mit Kainan zusammenhängt. Ein cleverer Schachzug! Natürlich halten sich die Sympathien für das mörderische Monster in Grenzen. Doch sein Verhalten und sein geradezu pathologischer Hass und Blutdurst verleihen ihm ein Profil, das den meisten Akteuren fehlt.

Gute Unterhaltung für Zwischendurch
Der hohe Unterhaltungsfaktor entschädigt für so manche Schwäche des doch sehr vorhersehbaren Scripts. Die Reihenfolge des Ablebens der Charaktere überrascht genauso wenig, wie der rührselige Schluss. Trotzdem können Genrefans mit „Outlander“ nicht viel falsch machen: Der Film unterhält sehr passabel und wartet mit einigen sehr interessanten Ideen auf, die leider nicht weiter verfolgt, sondern fallengelassen werden.

Inszenatorisch steht der Streifen berühmteren Filmen um kaum etwas nach und die Schauwerte sind ungewöhnlich hoch für ein B-Movie. Als nervig entpuppen sich die rasch geschnittenen Kampfszenen, wie sie seit einigen Jahren in Hollywood-Mode gekommen sind.

Fazit: Schwacher Hauptdarsteller, logische Ungereimtheiten, hektische Actionsequenzen – trotzdem stellt „Outlander“ einen absolut sehenswerten Film für einen gemütlichen DVD-Abend zu Hause dar!
Bei Odin: Steht auf, wenn ihr Wikinger seid …


Darsteller

  • James Caviezel: Kainan
  • Sophia Myles: Freya
  • Jack Huston: Wulfric
  • John Hurt: Rothgar
  • Ron Perlman: Gunnar
  • Patrick Stevenson … Unferth
  • Aidan Devine … Einar
  • Bailey Maughan … Erick
  • Scott Owen … Aethril
  • Petra Prazak … Mara
  • Owen Pattison … Galen

Regie
Howard McCain

Produktionsland, Jahr
USA, 2008

Outlander Trailer



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Ein Kommentar

  1. … habe diesen Film erst jetzt gesehen; beiliegend in der aktuellen Zeitschrift “TV-Movie”.
    Der Held landet in Norwegen im Jahr 709 und spricht bereits eine nordische Sprache, die als “ausserirdisch” dem unwissenden Zuschauer vorgestellt wird. Das Notsendegerät spricht einen Dialekt der isländisch sein könnte: “ingen skib fundu(ch)” wird mit “kein Schiff gefunden” übersetzt. Ein scandinavischer Zuschauer muß sich über diese Sprache gewundert haben; landet der Ausserirdische doch in Skandinavien, wo seine Sprache nur durch ein Dialekt unterschieden ist…

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