Das elsässische Straßburg in den 30ern: Der junge Marcel Mangel (Jesse Eisenberg) kommt nur schwer damit zurecht, dass sein strenger Vater Charles (Karl Markovics) ihn als Künstler nicht wahr- und ernst nimmt. Stattdessen möchte Charles, dass sein Sohn die elterliche Metzgerei übernimmt und das Metzgerhandwerk erlernt. Marcel aber träumt von einer Schauspieler-Karriere und möchte seinem Idol Charlie Chaplin nacheifern. Eines Tages schließt er sich seinem Bruder Alain (Félix Moati) und Cousin Georges (Géza Röhrig) an, die jüdische Waisenkinder an die deutsch-französische Grenze bringen – und sie damit vor dem sicheren Tod bewahren. Als sich die Situation im von Nazis besetzten Frankreich zuspitzt, wird die Gruppe um Marcel Teil der Résistance-Bewegung, die den Befreiungskampf aufgenommen hat.
„Résistance“ basiert auf den Erinnerungen von Marcel Marceau, der sich ab den 50er-Jahren zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Pantomimen der Welt entwickelte. Seine berühmteste Bühnenfigur, die des melancholischen Clowns „Bip“, führte er über 40 Jahre auf Tourneen auf. Seinen Höhepunkt erreichte er in den 60er- und 70er-Jahren, als er durch eigene Fernsehshows und Kino-Auftritte („Barbarella“) seine Bekanntheit nochmals steigerte. „Résistance“, eine Mischung aus Künstler-Porträt, Komödie und Drama, wurde von Jonathan Jakubowicz inszeniert.
Jesse Eisenberg hat in seiner Karriere schon so manch ambivalente, komplexe Figur verkörpert. Man denke nur an seine brillante Vorstellung als Bösewicht Lex Luthor in Zack Snyders „Justice League“ oder an „Social Network“, in dem Eisenberg Facecook-Gründer Mark Zuckerberg spielte. In all diesen Rollen war Eisenberg (der mit seinen 38 Jahren noch aussieht wie Ende 20) großartig, seine schauspielerische Laufbahn krönt er jedoch mit seinem Auftritt als Marcel Marceau, dem großen französischen Künstler und Pantomimen.
Berührend und jederzeit authentisch erweckt Eisenberg den 2007 verstorbenen Marceau zum Leben und überzeugt vor allem mit seinem fein austarierten, beachtlichen Mimikspiel. Und: den Marceau-typischen Grimassen. Eisenberg legt seine Figur als wagemutigen, selbstbewussten Charakter an, der dennoch an sich und seinen Vorstellungen zweifeln darf. Gerade zu Beginn seiner Karriere. Denn wie oft muss Marceau die Menschen um sich herum über seinen Beruf und seine Berufung aufklären. Halten ihn viele, auch der eigene Vater, „nur“ für einen Komödianten und Clown, so ist er doch in Wahrheit ein ausdrucksstarker, empathischer Vollblutschauspieler, durchzogen von einer großen (Mit-)Menschlichkeit.
Die Kulissen, vor allem des französischen Limoges während der NS-Herrschaft in den 40er-Jahren, sind ebenso wie die Bilder sehr aufwendig in Szene gesetzt und stark durchkomponiert. Überhaupt das Setdesign: Es ist phantastisch aufeinander abgestimmt und überzeugt durch seinen hohen Realismus, der glaubhaft in jene Zeit zurückversetzt. Und Matthias Schweighöfer als Klaus Barbie, Gestapo-Chef von Lyon, spielt den bestialischen Judenjäger mit diabolischer Note und unheilvoller Aura.
Dafür enttäuschen zwei andere Aspekte. Zum einen die viel zu aufdringliche, dominante Musik, die so manche Szene in Pathos und Kitsch ertränkt. Hinzu kommt die etwas ärgerliche Vermengung von realen Begebenheiten und fiktiven Elemente. Bei Letztgenanntem ist in erster Linie die Liebesgeschichte zwischen Marceau und der Aktivistin Emma und zu nennen. Diese Lovestory ist recht dünn geraten und verläuft leider zu erwartbar und nach Schema F.
Fazit: Mit erstaunlicher Sensibilität und Intimität porträtiert „Résistance“ einen außergewöhnlichen Künstler in dunkelsten Zeiten. Die Schauspieler agieren famos und die Bildsprache ist beeindruckend. Dies gilt jedoch weniger für die überraschungsarmen fiktiven Elemente und den pathetischen Score.
Bewertung: 6/10