Robin Hood – Disney – 1973

Robin-Hood-disneyDer 21. abendfüllende Disney-Film bediente sich, wie so oft, einer alten Legende. In diesem Fall jener des englischen Adeligen Robin Hood, der sich im Sherwood Forest dem Kampf gegen den ausbeuterischen König John verschrieben hat.

Die Schwierigkeit bei dieser Vorlage lag natürlich darin, ihn halbwegs adäquat umzusetzen und sich dennoch von den unzähligen anderen Filmadaptionen abzuheben. Kein leichtes Unterfangen, handelt es sich doch um einen der meistverfilmten Stoffe überhaupt.

Wie schon bei 101 Dalmatiner und Aristocats, den ersten Zeichentrickfilmen, die nicht mehr unter der Ägide des 1966 gestorbenen Walt Disney standen, wurde ein radikaler Einschnitt in Stil und Machart des Films gemacht. Verglichen mit den enorm aufwändigen Trickfilmen wie Schneewittchen oder Pinocchio nehmen sich die 1970er Jahre-Produktionen der Disney-Studios geradezu billig aus (was natürlich relativ zu sehen ist; betrachtet man sie mit Produktionen anderer Studios, sind sie dennoch brillant) und einfach in ihrer Machart.

Dennoch fanden die Post-Disney-Filme großen Anklang – wenngleich nicht auf Grund ihrer zeichnerischen Qualität, sondern dank der durchaus witzigen Plots, die sich nicht ausschließlich an ein kindliches Publikum wandten.

Robin Hood ist dabei das vielleicht beste Beispiel: Kaum ein anderer Disney-Film enthält dermaßen viele gute Gags, die auch Erwachsenen Spaß machen und teilweise sogar erst mit einem bestimmten Bildungsgewinn verständlich werden (ein Beispiel: König John fällt in seine kindliche Phase zurück, in der er Daumen lutscht und nach seiner Mama schreit; und wenn ihn die niederträchtige Schlange Hiss dank Hypnose „zurückholt“, fallen einem doch gewisse psychologische Grundelemente ein).

Die Charaktere sind allesamt der Tierwelt entnommen und Synonyme ihres Charakters: Der schlaue Robin ist natürlich ein Fuchs; der verschlagene König John ein Löwe, sein Berater Hiss eine „falsche Schlange“, Marians „gluckenhafte“ Anstandsdame eine Henne, und so weiter. So platt sich das auch anhören mag, es funktioniert prächtig! Vor allem dank der hervorragenden Sprecher (etwa Peter Ustinov als König John).

So witzig und unterhaltsam der Film auch ist, eine kleine Schwäche fällt dennoch auf: Die Story ist streckenweise eine lose Szenenabfolge. Der „rote Faden“, dem auch Disney-Trickfilme folgen, geht mehrmals verloren. Seltsam mutet auch an, dass gerade ein Disney-Trickfilm relativ wenige Charaktere verwendet. Die schon gewohnten „funny Sidekicks“ fallen fast völlig weg.

Davon abgesehen kann man den Film nur empfehlen, egal welcher Altersstufe. Angesichts unsäglich trivialer, brutaler Zeichentrickserien, die heutzutage Bildschirm und Leinwand überfluten, kann man zumindest die älteren Disney-Filme nicht genug loben. Hier wurde zeitlose Unterhaltung für die ganze Familie geschaffen.


Darsteller
Sprecher: unter anderem Peter Ustinov, Reinhard Mey

Regie
Wolfgang Reitherman

Produktionsland, Jahr
USA, 1973

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