Zwanzig Jahre vor der „Herr der Ringe“-Trilogie sowie dem „Harry Potter“-Boom war es ein ganz spezieller Film, der dem Label „Fantasy“ seinen Stempel aufdrückte: „Conan der Barbar“. Während der ersten Verfilmung rund um die Abenteuer des muskelbepackten Helden 1982 noch die üblichen empörten Kritiken von wegen „Gewaltverherrlichung“ bis hin zu „faschistisch“ (eine gerade in Deutschland beliebte Allzweckkeule) entgegenschlugen, avancierte der Streifen in späteren Jahren zum Kult.
Ob echt zu Recht oder ungerecht Unrecht soll nachfolgend höchst zivilisiert und garantiert gewaltverniedlichend erläutert werden. Bei Crom!
Vor steirischen Eichen sollten Feinde weichen
Der junge Conan (Arnold Schwarzenegger) muss hilflos mitansehen, wie das Dorf seiner Eltern von den blutrünstigen Kriegern des Magiers Thulsa Doom (James Earl Jones) überfallen und seine Mutter vor seinen Augen enthauptet wird. Nachdem sämtliche Erwachsenen ermordet wurden, nehmen die Krieger die Kinder gefangen und verkaufen sie in die Sklaverei. Ein Schicksal, das auch Conan widerfährt, ihn jedoch auf Grund der harten Arbeit zum schier übermenschlich starken Kämpfer werden lässt.
Als primitiver Gladiator erringt er zahlreiche Siege und wird zum Dank von seinem Herrn freigelassen. Ziellos zieht Conan umher, findet das Schwert eines mythischen Königs und freundet sich mit Subotai (Gerry Lopez) sowie der schönen Valeria (Sandahl Bergman) an. Eines Tages bittet ihn König Osric (Max von Sydow) darum, seine Tochter aus den Klauen eines sich wie eine Seuche ausbreitenden Schlangenkults zu befreien und ihm zurückzubringen. Ein Auftrag, den Conan nur allzu gerne annimmt. Denn der Anführer des Kults ist Thulsa Doom – jener Mann, der einst Conans Mutter tötete …
Streifzug durch die Historie
Was an „Conan der Barbar“ in erster Linie erstaunt, sind nicht die aus heutiger Sicht eher bescheidenen Spezialeffekte oder ein äußerst ausgeklügelter Plot. Vielmehr ist es die ungewöhnliche Ernsthaftigkeit, mit der John Milius dem berühmten Fantasyhelden Leben einhauchte. Während die auf Grund des Erfolgs unvermeidliche Fortsetzung „Conan der Zerstörer“ oder etwaige in ähnlichem Fahrwasser schwimmenden filmischen Auswüchse durch unfreiwillige Komik oder freiwillige Humorlosigkeit komplett anspruchslos daherkamen, zeichnete sich Arnold Schwarzeneggers erste ganz große Filmrolle durch den in jeglicher Hinsicht betriebenen Aufwand aus.
Nicht nur wurden die berühmten Mimen James Earl Jones (die Stimme hinter der Maske Darth Vaders) sowie Max von Sydow („Der Exorzist“) verpflichtet, sondern zudem eine eher lose an die literarische Vorlage orientierte Handlung mit interessanten historischen Anspielungen und kritischen Untertöten ersonnen. Kein Wunder, wirkte doch Oliver Stone entscheidend am Drehbuch mit.
Natürlich nehmen die Kampfszenen einen üppigen Stellenrang ein. Aber aufmerksamen Zuschauern werden die Anspielungen etwa auf den Zeitgeist der Entstehungsphase nicht entgehen. In den testosterongesteuerten 1980er Jahren kämpften richtige Kerle noch mit blankem Oberkörper, um ihr Muskelspiel möglichst effizient in den Mittelpunkt zu rücken. Folglich konnte niemand den naiven Haudrauf-Barbaren im buchstäblichen Sinne überzeugender verkörpern, als „Mr. Universum“ persönlich. Mit vollem Körpereinsatz schlug sich Arnold durch eine Handlung, die ihm ähnlich wenige Dialogzeilen wie „Terminator“ abverlangte. Zum Glück, denn der horrible Akzent des Steirers dürfte wohl kaum im Sinne des „Conan“-Erfinders Robert E. Howard gewesen sein.
Sektenkulte
Neben dem Körper- dominierte auch ein Esoterikkult, dessen extremste Ausprägungen religiöse Kulte jenseits der Lächerlichkeit darstellten, was im Schlangenkult des Thulsa Doom unverblümt angerissen wird. Die völlige Hingabe seiner Anhänger manifestiert sich in jener Szene, in der sich auf einen Wink Thulsa Dooms hin ein Getreuer ohne zu Zögern in die tödliche Tiefe stürzt. Tatsächlich lässt sich diese Form der Hingabe auf die im elften und zwölften wirkende militante Sekte der Assassinen zurückführen, die dem Sektengründer Hasan-i Sabbah willenlos ergeben waren.
Die Macht der Assassinen erwuchs dabei nicht einer riesigen Armee oder überlegener Waffentechnologie, sondern ihrer damals einzigartigen Taktik des Meuchelmordes ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Einer Legende nach soll Hasan-i Sabbah seine ungeheure Macht einem mächtigen Herrscher persönlich demonstriert haben, indem er ihn in seine Festung einlud und zwei seiner Anhänger auf ein Zeichen hin zum spontanen Selbstmord aufforderte. Dieser makabren Vorstellung sollen die Worte gefolgt sein: „Ich habe tausende solcher Männer – wie viele habt Ihr?“
Worte, die ihre Wirkung nicht verfehlten und eine großzügige Spende seitens des Herrschers einbrachten …
Die naheliegende biblische Verbindung in Form der verführerischen Schlange ist zwar offensichtlich, lässt sich aber um die Facette der Legenden rund um Schlangenmenschen erweitern. Wenig subtil ist auch die Kreuzigung samt Wiederauferstehung des Protagonisten.
Die tragische Persönlichkeit des „Conan“-Erfinders
Der geistige Schöpfer des Conan war der außerhalb der Fantasy wenig bekannte US-Autor Robert E(rvin) Howard. Howard schuf in nur wenigen Jahren ein unglaublich reichhaltiges Werk, das abseits von Conan wenig artverwandte Genres wie Krimis oder Abenteuergeschichten umfasste. Er galt als enger Freund des unter nicht minder tragischen Lebensumständen gestorbenen H. P. Lovecraft. Im Alter von nur dreißig Jahren beging Howard Selbstmord, nachdem seine über alles geliebte Mutter ins Koma gefallen war.
Gleich seinem Schöpfer trug Conan düstere und depressive Züge, wiewohl sich in ihm die Idealvorstellung des „Übermenschen“ widerspiegelte. Freilich: Anders als in den „Conan“-Filmen verbirgt sich hinter dem literarischen Muskelhelden zudem ein nachdenklicher Geist, was leider in Milius’ Leinwandadaption völlig unter den Tisch fiel.
Zu Recht Kult!
Entschädigt wird der Zuschauer durch die actionreiche und hervorragend bebilderte Handlung. Der wuchtige Soundtrack von Basil Poledouris fügt sich nahtlos in die mystisch geprägte Umgebung ein und gilt inzwischen ebenso als Kult, wie der Film selbst.
Kurzum: „Conan der Barbar“ ist der Fall eines Filmes, dessen Ruf des Protagonisten dem Werk nicht gerecht wird. Gleich Sly Stallones Rambo ist auch Conan keineswegs der hirnlose, blutrünstige Menschenfeind, als der ihn Kulturkritiker gerne in den düstersten Farben zeichnen. Die eher missratene Fortsetzung „Conan der Zerstörer“ und vor allem der gruselig schlechte „Red Sonja“ trugen wesentlich dazu bei, dass derlei Fantasyfilme im besten Fall als unfreiwillig komische Unterhaltung für vom Leben frustrierte Männer betrachtet werden.
Ob der seit Jahren kolportierte dritte Teil ohne Arnold Schwarzenegger das Genre der Low Fantasy auf den Pfad des grandiosen Originals zurückführen oder lediglich die Vorurteile gegenüber derlei „Männerphantasien“ bestätigen wird? Da stehe uns Crom bei!
Darsteller
- Arnold Schwarzenegger … Conan
- James Earl Jones … Thulsa Doom
- Sandahl Bergman … Valeria
- Max von Sydow … König Osric
- Ben Davidson … Rexor
- Cassandra Gava … Die Hexe
- Gerry Lopez … Subotai
- Mako … Akiro
- Sven-Ole Thorsen … Thorgrim
Regie
John Milius
Produktionsland, Jahr
USA, 1982
Conan der Barbar Fan-Trailer