Terminator – Die Erlösung

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Ob „Terminator – Die Erlösung“ trotz völliger Abkoppelung von den ersten drei Teilen – erstmals spielt ein „Terminator“-Film nicht in der Gegenwart, weder Schwarzenegger, noch ein anderer Akteur aus den Vorgänger-Filmen nehmen am Spektakel teil – ein Schritt in die richtige Richtung oder in den Abgrund darstellt, soll nachfolgend erläutert werden.
In diesem Sinne: Hasta la vista, Baby!“
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He’ll be back!
Irgendwann, an einem wunderschönen Sonnentag im Jahr 2018: Statt die Badehosen anzuziehen und am Strand zu relaxen, kämpfen die dem nuklearen Holocaust entkommenen Menschen einen verzweifelten Überlebenskampf gegen die von Skynet in die Schlacht geworfenen Maschinen. Mitten in diesen Krieg hinein platzt der verwirrte Marcus Wright (Sam Worthington), dessen letzte Erinnerung jene ist, als zum Tode Verurteilter die Vollstreckung der Hinrichtung erdulden zu müssen. Auf seinem scheinbar ziellosen Weg trifft er ausgerechnet John Connor (Christian Bale), den späteren Anführer der menschlichen Résistance gegen die unerbittlichen Maschinen.

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John hat indes ganz andere Probleme: Er muss Kyle Reese (Anton Yelchin) ausfindig machen und beschützen, da es dieser ist, der in die Vergangenheit reisen und Johns Mutter schwängern wird. Sollte es Skynet gelingen, Kyle im Jahre 2018 zu eliminieren, würde John niemals geboren und der menschliche Widerstand gebrochen werden. Tatsächlich gelingt es Skynets Maschinenarmee, Kyle zu entführen, woraufhin John und Marcus nichts anderes übrig bleibt, als ihn aus den stählernen Klauen der Cyborgs zu befreien. Ausgerechnet in dieser heiklen Phase entdeckt Marcus, wer er wirklich ist …

Vorwärts in die Vergangenheit
Ehe mit der eigentlichen Kritik begonnen werden soll, muss der Schreiber dieser wohlfeilen Zeilen gestehen, begeisterter Fan der ersten beiden von James Cameron inszenierten Teile zu sein. Dies bedeutet natürlich, dass eine „objektive“ Kritik schwieriger als sonst fallen wird.

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Keine Fortsetzung kann völlig losgelöst von den Vorgängerfilmen betrachtet werden. Schließlich basieren zumindest die Grundideen auf dem von ihnen gelegtem Fundament. Dabei erweist sich die „Terminator“-Reihe als Sonderfall, denn ungleich vielen anderen Filmen ist hierbei das Grundgerüst der künftigen Teile bereits vorgegeben: Aus den ersten drei Filmen wissen wir, welches Schicksal die Menschheit erwartet, wie die Fronten verlaufen sowie Bruchstücke kommender Ereignisse. Dies bedeutet nicht weniger als eine große Bürde für jegliche Fortsetzung, da ein Abweichen von der „Story-Line“ für erhebliche Verwirrung, ja, Proteste der Fans sorgen würde. Verständlich: Ein im Dienste des KGB stehender James Bond würde nicht weniger verstören.

Um die ganze Angelegenheit noch komplizierter zu gestalten, fand zwischen Teil 2 und 3 ein radikaler Bruch der Cameron’schen Story statt. Die Kernaussage in „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ lautete: „Es gibt kein Schicksal“. Dem gemäß veränderten Sarah und John Connor die Zukunft, in der Skynet niemals in Betrieb genommen und somit der Krieg gegen die Menschen niemals stattfinden würde. Dieser optimistische Schlusspunkt Camerons mit der von ihm kreierten Filmreihe stand natürlich in krassem Widerspruch zum düstere, apokalyptischen Grundtenor, der die ersten beiden Filme dermaßen fesselnd gestaltete. Und dennoch vermochte die Botschaft zu überzeugen, da in ihnen die Menschlichkeit und die Hoffnung über Apathie und Gleichgültigkeit triumphierten. Indem Sarah den Satz „There is no fate“ in einen Picknicktisch ritzt, wird sie sich dessen bewusst, was uns Menschen auszeichnet: Kein bloßes instinktives Handeln, sondern vom Verstand dominiertes Tun.

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Konsequenterweise wischte John Mostow in „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ dieses Konzept weg und drückte der Reihe einen neuen Stempel auf: Dem Schicksal kann man nicht entkommen! Zwar führte sein Film Camerons Meisterwerke ad absurdum, doch dem Publikum schien es egal zu sein: „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ spielte alleine an den Kinokassen eine halbe Milliarde Dollar ein. Grund genug, einen vierten Teil aus der inzwischen völlig verdörrten Plot-Zitrone zu quetschen.

Konnte schon John Mostows Bestellung zum Regisseur als eher befremdliche Wahl betrachtet werden, so schlugen beim Auftauchen des Namens McG (bürgerlicher Name Joseph McGinty Nichol) die meisten „Terminator“-Fans die Hände über dem Kopf zusammen. Schließlich findet sich in seinem eher kärglichen Filmschaffen als berühmtester Streifen die Leinwandadaption von „3 Engel für Charlie“ – nicht unbedingt ein Film, der für die Fortsetzung einer enorm beliebten Filmreihe prädestiniert.
Wer sollte nun Recht behalten: Die Skeptiker oder jene die darauf hinwiesen, dass auch ein James Cameron vor „Terminator“ als Regisseur einer grottenschlichten Gurke („Piranha 2 – Fliegende Killer“) ein eher unbeschriebenes Blatt war?

Mythos terminiert!

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Leider behielten die Schwarzseher Recht: Verglichen mit „Terminator – Die Erlösung“ war John Mostows wirrer dritter Teil ein Meisterwerk. Hier stimmt einfach gar nichts, das dafür aber mächtig laut und teuer! 200 Millionen Dollar verschlang die Produktion, und ganz ehrlich: Wohin das viele Geld geflossen ist, wird nicht ersichtlich. Ganz im Gegenteil: Während in den Vorgängerfilmen noch echte (!) Gebäude gesprengt oder in Los Angeles gedreht wurde, versprüht „Terminator – Die Erlösung“ den inszenatorischen Charme einer „Mad Max“-Folge. Von Anfang an stemmt sich McG gegen Cameron und mit Abstrichen auch Mostow: Von der düsteren Atmosphäre der ersten drei Filme ist in Teil 4 nichts mehr zu sehen. Wie groß war die Freude bei den Fans, endlich einen Blick in jene apokalyptische Zukunft werfen zu dürfen, die bislang nur in Alpträumen und Visionen angerissen wurde!

Und wie ernüchternd zeichnet „Terminator – Die Erlösung“ diese Zukunft. Statt vom nuklearen Krieg verursachter ewiger Nacht erwarten den Zuschauer sonnige Wüstentage. Dieser krasse Widerspruch zum dunklen Szenario Camerons zieht sich durch das gesamte Machwerk: Die vom Grauen gezeichneten Überlebenden sind größtenteils zwischen 20 und 40, stets adrett frisiert und wirken wie frisch aus einem Modekatalog entsprungen.
Völlig berechtigt fallen in Zusammenhang mit „Terminator – Die Erlösung“ immer wieder die Filmtitel „Mad Max“ und „Transformers“. Atmosphärisch erinnert der Film an Mel Gibsons Durchbruch zum Superstar. Die Ästhetik der Kampfszenen und selbst einige Stilmittel gemahnen verdächtig an Michael Bay.

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Selbst die Maschinen-Armee weist nur noch wenige Ähnlichkeiten mit den ersten „Terminator“-Filmen auf: Abgesehen von den Cyborgs tummeln sich ausschließlich Neuschöpfungen im vierten Teil. Angefangen von lächerlich wirkenden rollenden Gefährten bis hin zu riesigen Kampfrobotern, die tatsächlich wie ein müder Abklatsch aus „Transformers“ wirken. Dabei erweisen sich die Kampfmaschinen als ähnlich intelligent wie die putzigen Droiden aus der zweiten „Star Wars“-Trilogie. Jeder Toaster würde diese ach so gefährlichen Maschinen austricksen.

Um die Fans zu „versöhnen“, zitiert McG was das Zeug hergibt, und zwar nicht nur in Punkto One-Liner („I’ll be back“, „Komm mit mir, wenn du leben willst“), sondern auch optisch. Wer Camerons Filme gesehen hat, wird einige Déjà-vus-erleben.
Und, ja: Arnie hat einen Cameo-Auftritt, der jedoch der CGI zu verdanken ist und zudem plottechnisch komplett überflüssig ist. Genauso gut hätte man auch Indiana Jones durchs Bild jagen können.

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Überhaupt, der Plot: Es ist geradezu eine Kunst, aus einer derartigen Steilvorlage buchstäblich Nichts zu erzeugen. Noch schwieriger ist es herauszupicken, was die größte Schwäche des Drehbuchs ist.
Die nicht existenten Charakterisierungen vielleicht? So großartig Christian Bale in vielen Filmen agiert: McG gibt ihm keine Chance, als John Connor irgendeine Form jener Präsenz zu verbreiten, die ihn eigentlich zum Anführer des Widerstandes mutieren lassen sollte. Fairerweise muss man hinzufügen, dass bereits Mostow aus John Connor eine schlechte Witzfigur gemacht hatte.
Newcomer Anton Yelchin ist als Kyle Reese eine glatte Fehlbesetzung, ebenso wie Bryce Dallas Howard als John Connors Herzensdame Kate. Einzig das Wiedersehen mit dem großartigen Haudegen Michael Ironside (ua. „Total Recall“, „Starship Troopers“) beschert so etwas wie kurzfristige Freudenmomente.

Der Plot selbst ist schlicht und ergreifend eine Katastrophe: Zig Fäden werden aufgeworfen, ohne sie vernünftig zu verknüpfen. Durch die Logiklöcher könnte man ganze Cyborg-Armeen schleusen. Dabei muss man nicht zu jener Kategorie kleinlicher Zeitgenossen zählen, die wechselnde Sockenfarben bei Nebendarstellern bemängeln. Selbst die offensichtlichsten Schnitzer sind ein Schlag ins Gehirn. So erweist sich etwa Skynet als unglaublich dämlich, ein „raffinierter“ Plan wird einzig vom Zufall gelenkt, die Menschen verfügen offenbar über endlose Reserven perfekt erhaltener Fluggeräte, etc.

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Atemlose Spannung, wie in den ersten beiden Teilen, ist hier nicht einmal mehr in Grundzügen erhalten. Zwar explodiert fast ununterbrochen irgendetwas, doch das Geschehen selbst lässt völlig kalt. Dies ist nicht nur dem schwachen Drehbuch geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass es weder einen Protagonisten, noch einen Antagonisten gibt. Formell mag John Connor der zentrale Punkt der Geschichte sein – tatsächlich werden aber mehrere Figuren eingeführt und manche Handlungsstränge verlaufen im Wüstensand.
Technisch bewegt sich der Film, wie nicht anders zu erwarten, im Grünen Bereich. Dennoch stellt man ernüchtert fest, dass der versprochene Krieg der Maschinen gegen die Menschen auf einige Einzelkämpfe reduziert wird. Wer sich epische Schlachte, unerbittliche Kämpfe oder Massenaufmärsche erwartete, wird bitter enttäuscht.

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Kurzum: „Terminator – Die Erlösung“ ist eine einzige Enttäuschung für Fans der Reihe. Jüngeren Zuschauern – an die sich der Film offenbar in erster Linie wendet – wird es egal sein: Sie werden mit Action und einer völlig anspruchslosen Story zufriedengestellt und bestens bedient. Wer „Transformers“ mag, wird „Terminator – Die Erlösung“ gleichfalls lieben. Echten Fans hingegen wird der kalte Schauer über den Rücken laufen, angesichts der völligen Demontierung dessen, was den Mythos „Terminator“ ausmachte.

Vielleicht ist es einfach nur der Lauf der Dinge, dass alles Schöne irgendwann einmal endet.
Oder, wie in diesem Fall, brutal terminiert wird.


Darsteller

  • Christian Bale … John Connor
  • Sam Worthington … Marcus Wright
  • Moon Bloodgood … Blair Williams
  • Helema Bonham Carter … Dr. Serena Kogan
  • Anton Yelchin … Kyle Reese
  • Jadagrace … Star
  • Bryce Dallas Howard … Kate Connor
  • Michael Ironside … General Ashdown

Regie
McG

Produktionsland, Jahr
USA, 2009

Terminator – Die Erlösung Trailer


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