Starship Troopers

Starship TroopersUrsprünglich ist „Starship Troopers“ ein Sciencefiction-Roman von Robert Heinlein aus dem Jahr 1959. Er wurde 1960 mit dem Hugo Award ausgezeichnet und ist bis heute einer der kontroversesten SF-Romane. Die perfekte Ausgangssituation also für eine Verfilmung. Während „Starship Troopers“ den Anfang bildete, folgten seine Fortsetzungen „Starship Troopers 2: Held der Föderation“ und „Starship Troopers 3: Marauder“ wenige Jahre später.Wie der Film ist und ob die Fortsetzungen gerechtfertigt sind, kann man in nachfolgender Kritik nachlesen …

Der Niederländer Paul Verhoeven ist kein Mann der Kinkerlitzchen. Er greift nur zu gerne Tabus auf, schockiert und spaltet sowohl Kritiker, als auch Zuschauer. Sieben Jahre nach dem Schwarzenegger-Vehikel “Total Recall”, das von vielen Kritikern wohlwollend, vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, wagte er sich erneut an die Verfilmung einer berühmten SF-Geschichte heran. Diesmal an „Starship Troopers“ des ebenfalls heftig umstrittenen Autors Robert A. Heinlein. Doch in seltener Einigkeit zerriss die Kritik den Streifen und auch finanziell konnte der hundert Millionen Dollar teure Film nicht reüssieren.
Ob zu Recht oder nicht, wollen wir ergründen.

You’re in the Army now!
Die High-School-Freunde Johnny Rico (Casper van Dien), Dizzy (Dina Meyer), Carmen Ibanez (Denise Richards) und Carl Jenkins (Neil Patrick Harris) treten nach Absolvierung der Schulpflicht aus verschiedenen persönlichen Gründen dem auf der Erde inzwischen allmächtigen Militär bei. Johnny Rico (Casper van Dien) kommt dabei die undankbare Aufgabe zu, in der Infanterie sein Leben aufs Spiel zu setzen. Denn: Zwar herrscht auf der Erde globaler Friede, doch in den Weiten des Alls bedroht ein furchteinflößender Feind, die riesigen, an Insekten gemahnenden „Bugs“ die Menschheit.
Während der harten Ausbildung trifft Johnny auf Dizzy, die seit der Schulzeit hoffnungslos in ihn verliebt ist und sich nur seinetwegen der Infanterie angeschlossen hat.
Ein folgenreicher Fehler scheint Johnnys Karriereträumen ein jähes Ende zu bereiten. Aber mitten in seine unehrenhafte Entlassung bricht die Schreckensmeldung über das Ausbildungs-Camp herein: Die Bugs haben Buenos Aires vernichtet! Plötzlich ergibt sich für Johnny doch noch die Chance, sein Versagen wieder gut zu machen …

Die Faschismus-Keule
„Starship Troopers“ ist buchstäblich der Stoff, aus dem kontroverse Filme geschnitzt sind. Bereits der gleichnamige Roman des legendären US-Autors Robert A. Heinlein sorgte und sorgt für heftige Diskussionen. Da wie dort, im Buch wie im Film, wird das Militär glorifiziert, wird heldenhaft gekämpft und gestorben, wird der Feind gleichsam dämonisiert.

Nimmt man „Starship Troopers“ für bare Münze, könnte man tatsächlich zum Schluss gelangen, es mit einem reaktionären Werbefilm durchgeknallter Militär-Fetischisten zu tun zu haben. Freilich: Die Überzeichnung des Gezeigten (bzw. Gedruckten) sollte eigentlich keine Zweifel darüber offenlassen, dass es sich um hemmungslose Satire und beißenden Spott handelt.

Doch die nicht zufällig an unselige faschistische Historien erinnernden Symbole, Flaggen, Uniformen oder „News“-Einblendungen waren vor allem den europäischen Kritikern zu viel der Satire. Eine Welle der Empörung brach über den Film herein, wie sie selten zuvor oder danach erreicht wurde.
Dies führte unter anderem dazu, dass die deutsche Synchronisation – wieder einmal – die Vorlage auf verzerrende Weise entschärfte und manche Aussagen völlig ins Gegenteil verkehrten. Anscheinend traut man den eigenen Bürgern immer noch nicht zu, den eigenen Verstand zu gebrauchen und Satire als solche zu erkennen.
Stattdessen wurde jegliche Diskussion mit dem Vorwurf der Glorifizierung des Faschismus abgewürgt – gerade im Falle eines Niederländers, der als Kind von den Gräueln des Nazismus betroffen war, ein selten hirnloses Fettnäpfchen.

Von lebenden und toten Helden
Die Darstellung der „Helden“ ist von wunderbarer Ironie gezeichnet: Allesamt schöne, junge Menschen mit edlen Motiven, die von der militärischen Propaganda verführt wurden. Ein Nachsinnen über den Krieg findet nicht statt – schon gar nicht, nachdem eine ganze Großstadt pulverisiert wurde und die Überlebenden nur noch nach Rache dürsten.

Ein besonderes Stilmittel stellen die ständigen Unterbrechungen des Filmflusses durch fetzig aufbereitete, kurze „Nachrichten“-Einspielungen dar, die nicht zufälligerweise an die deutsche Wochenschau-Propaganda der Kriegsjahre erinnern.

„Nur ein toter Bug ist ein guter Bug!“, brüllt ein Überlebender des Bug-Angriffs in die Kamera. Ein Motto, dem sich fast sämtliche Figuren des Films verschrieben haben. Nur wenige Male tauchen leise Zweifel an der moralischen Rechtfertigung des unerbittlich geführten Feldzugs gegen den Feind auf. Und stets werden diese Zweifel völlig ignoriert, denn schließlich wird bereits den Kindern, also den Nachwuchskadern von morgen, beigebracht, dass der Militärdienst gut und edel ist, und die Bugs böse und verachtenswert sind.

Entmenschlichter Feind
Tatsächlich stellen die Bugs das ultimative Klischeebild eines unmenschlichen Feindes dar: Ein gesichtsloses, furchteinflößendes Kollektiv ohne jegliche Kultur oder Moral. Einen solchen Feind zu vernichten, stellt nicht nur ein notwendiges Übel, sondern geradezu eine Pflicht dar. Unzählige historische Beispiele belegen, wie einfach es ist, ein Feindbild zu kreieren, das hemmungslos bekämpft werden darf, ja, muss!
Diplomatische Bemühungen um Frieden oder die psychologische Erforschung des Feindes sind nicht vorhanden. Nur die völlige Vernichtung des Feindes zählt, um den Lebensraum der überlegenen Menschheit auszudehnen und zu sichern.

Bezeichnenderweise wird nur kurz und eher beiläufig erwähnt, weshalb die Bugs den ersten Angriff auf die Menschheit starteten, nämlich, da ein von Bugs bewohnter Planet kurzerhand von menschlichen Kolonisten besiedelt wurde. Unterschwellig wird dabei die Frage aufgeworfen, ob hier nicht absichtlich ein Kriegsgrund geschaffen wurde.

Fabelhafte Verfilmung mit wenigen Makeln
„Starship Troopers“ darf man ruhigen Gewissens in die viel zu kleine Riege der gelungenen Literaturverfilmungen einreihen. Der beißend ironische Ton von Heinleins Roman wird in adäquaten Bildern umgesetzt und exakt getroffen, die Darsteller bringen jene wunderbare Naivität zur Geltung, die sie zu idealen Opfern der militärischen Gehirnwäsche macht.
Tricktechnisch ist nichts an „Starship Troopers“ auszusetzen, im Gegenteil: Die computeranimierten Bugs überzeugen voll und ganz, sodass der Film in technischer Hinsicht immer noch ein Glanzlicht moderner Science Fiction darstellt.

Einen winzigen Kritikpunkt gibt es dennoch zu bemängeln, und dieser bezieht sich auf einen entscheidenden Unterschied zur literarischen Vorlage. In Heinleins „Starship Troopers“ handelt es sich bei den Bugs um Feinde auf gleicher technologischer Augenhöhe, die zwar in keiner Hinsicht den Menschen ähneln, doch deren Entwicklungsstand in etwa dem der Menschen entspricht.

Völlig anderes in Verhoevens „Starship Troopers“: Hier sind die Bugs den Menschen hoffnungslos unterlegen, da sie über keinerlei Waffensysteme verfügen und sich auf ihre gewaltige Größe, Stärke und Anzahl verlassen müssen. Einige an gigantische Käfer erinnernde Bugs vermögen zwar den Kurs von Asteroiden zu beeinflussen oder Plasma auf die Raumschiffe der Menschen zu schleudern, doch faktisch stehen ihnen keine Verteidigungswaffen oder irgendwelche Werkzeuge zur Verfügung. Dies wirft dann wiederum die berechtigte Frage auf, wozu die Infanterie überhaupt benötigt wird, wenn die geballte Feuerkraft der Menschheit ausreicht, ganze Landstriche in Schutt und Asche zu bomben.

Doch stellt dies nur einen winzigen Kritikpunkt dar, welcher Verhoevens großartige Leistung in keiner Weise schmälern soll. „Starship Troopers“ funktioniert auf vielen Ebenen: Als actionreicher Science-Fiction-Film genau so, wie als grandiose Parodie auf einen Militärstaat.

2004 folgte eine Fortsetzung namens „Starship Troopers 2: Held der Föderation“, die außer dem Namen und einigen Handlungselementen mit Verhoevens Meisterwerk überhaupt nichts gemeinsam hat und direkt auf DVD erschien. Ein Umstand, der in den meisten Fällen zu Recht misstrauisch macht. So auch hier, denn „Starship Troopers 2: Held der Föderation“ ist schlicht und ergreifend in jeglicher Hinsicht grottenschlecht.
2008 erschien sogar ein dritter Teil, über dessen Qualität ich mir noch kein Urteil bilden konnte.

Mein Fazit lautet ohnehin: Wer „Starship Troopers“ noch nicht gesehen hat, sollte sich unbedingt die DVD besorgen und den Film auf Englisch gucken, um die „politisch korrekte“ deutsche Synchro zu umgehen.

Darsteller

  • Johnny Rico … Casper van Dien
  • Carmen Ibanez … Denise Richards
  • Dizzy Flores … Dina Meyer
  • Carl Jenkins … Neil Patrick Harris
  • Ace Levy … Jake Busey
  • Jean Rasczak … Michael Ironside

Regie
Paul Verhoeven

Produktionsland, Jahr
USA, 1997

Starship Troopers Trailer

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