Invasionen außerirdischer Monster zählen seit Jahrzehnten zu den Standardthemen der Science Fiction, egal ob auf der Leinwand oder in Buchform. Dabei ist das Subgenre der Alien-Invasionen ein relativ junges: Erst seit Herbert George Wells großartigen Roman „Krieg der Welten“ 1898 fürchten wir uns vor bösartigen Marsianern.
Grund genug, einen Blick zurück zu werfen, als der erste ganz große Vernichtungsfeldzug außerirdischer Aggressoren das Kinopublikum erschreckte. Willkommen beim „Kampf der Welten“! Erste Reihe fußfrei …
Mars attacks!
Nahe einer kalifornischen Kleinstadt in den 1950er Jahren schlägt ein Meteorit ein. Jedenfalls halten ihn die Bewohner zunächst für einen solchen. Nur der zufällig in der Stadt weilende Wissenschaftler Dr. Clayton Forrester (Gene Barry) hegt Zweifel daran, kann das merkwürdige Objekt aus dem Weltall jedoch nicht untersuchen, da dessen Oberfläche noch vor Hitze glüht.
Drei Männer der Brandwache beaufsichtigen den vermeintlichen Meteoriten und staunen nicht schlecht, als sich plötzlich ein Deckel öffnet und ein schlangenähnliches, metallisches Objekt aus dem Riesenbrocken kommt und neugierig die Umgebung sondiert. Den Männern wird bewusst, dass sie es mit Außerirdischen zu tun haben und möchten die Aliens freundlich begrüßen. Doch diese reagieren auf die Begrüßung mit einem Hitzestrahl, der die Körper der Männer augenblicklich verdampfen lässt.
Über die Absichten der „Besucher“ herrschen nunmehr keinerlei Zweifel mehr, weshalb das Militär das gesamte Gelände abriegelt. Derweil haben die Marsianer eine riesige fliegende Kampfmaschine konstruiert, die ebenfalls mit einem alles vernichtenden Hitzestrahl ausgestattet ist. Alle Versuche des Militärs, der Bedrohung Einhalt zu gebieten, schlagen fehl: Ein unsichtbarer Schutzschild macht die Kampfmaschine unangreifbar. Als letzte Verteidigungswaffe bleibt nur noch die Atombombe. Doch selbst deren Wirkung verpufft wirkungslos am Schutzschild der Aliens. Rund um die Erde landen die wie Meteoriten aussehenden Raumschiffe der Marsianer, die systematisch jede Stadt zerstören. Für die Menschheit scheint das letzte Stündlein geschlagen zu haben …
George Pals erste Wells-Verfilmung
Auch wenn Byron Haskin Regie führte, handelte es sich bei „Kampf der Welten“ um eine fast typische George-Pal-Produktion: Der in Ungarn geborene Science-Fiction-Pionier, der lange Zeit in Deutschland arbeitete, jedoch vor den Nazis ins Ausland und später nach New York flüchtete, zauberte einen Klassiker des Genres auf die Leinwand. Der hierfür betriebene Aufwand ist noch heute ersichtlich und lässt zu Recht staunen: Keine Radkappen an deutlich sichtbaren Fäden, sondern elegant über den Boden schwebende, originäre Fluggeräte bilden die Angriffsflotte der Marsianer. Die Außerirdischen selbst haben keinerlei Ähnlichkeit mit Menschen: Statt eines Menschen in einem albernen Kostüm handelt es sich bei den Aliens um bewegliche Puppen. Für die in New York spielenden Szenen wurden ganze Straßenzüge gesperrt, um die Angriffe realistisch wirken zu lassen.
Verdientermaßen erhielt „Kampf der Welten“ einen „Oscar“ für die damals sensationellen Special Effects, die heute natürlich etwas antiquiert wirken, dafür aber einen ganz besonderen Charme versprühen. 7 Jahre später führte George Pal bei seiner zweiten Well-Verfilmung persönlich Regie: „Die Zeitmaschine“ gilt ebenfalls als SF-Klassiker und bietet all das, was George Pal meisterlich beherrschte: Eine mitreißende Story, zeitgemäße Effekte und vor allem eine perfekte Atmosphäre. Im Falle von „Kampf der Welten“ fallen die Erdtöne auf, die ein extrem bedrohliches Szenario schaffen.
Vorgänger zu „Independence Day“?
Kann man „Kampf der Welten“ somit als Emmerichs Vorbild zu „Independence Day“ vier Jahrzehnte später bezeichnen? Nicht unbedingt: Einige Ideen, wie der undurchdringbare Schutzschild, stammen vermutlich tatsächlich aus Pals Version. Doch vor allem die Abbildung der gesellschaftlichen Umstände unterscheidet beide Invasionsklassiker dramatisch voneinander. Ann Robinson, die Sylvia van Buren spielt, verkörpert die damals vorherrschende Frauenrolle: Hübsch aussehen, sich vom Mann retten lassen, kreischen und ansonsten mit Kochen beschäftigt sein. Glücklicherweise hat sich dies wenige Jahrzehnte später völlig verändert, sodass zeitgenössische Betrachter einige Male schmunzeln werden über die dargestellten Gesellschaftsverhältnisse.
Dennoch kann man „Kampf der Welten“ gar nicht hoch genug einschätzen: Nie zuvor war das Thema ernsthafter und vor allem erbarmungsloser abgehandelt worden als in diesem Film. Kurz vor Schluss bricht der Streifen sogar eine bis dahin übliche Konvention, was zur vielleicht interessantesten Szene des ganzen Filmes überhaupt führt, nämlich, wenn Chemiker einen biologischen Kampfstoff gegen die Aliens entwickelt haben und … aber mehr sei nicht verraten, da Interessierte den Film selber bestaunen sollten!
Die Nachwehen von „Kampf der Welten“
Offensichtlich war auch Steven Spielberg sichtlich beeindruckt von dem Film, weshalb er die damaligen Hauptdarsteller – Ann Robinson und Gene Barry – in seiner 2005 produzierten Neuverfilmung in einer (leider kurzen) Szene auftreten ließ. Und beim Namen Dr. Clayton Forrester dürften Fans der TV-Serie „Mystery Science Theater 3000“ aufhorchen: Ja, die Namensgebung des „evil Dr. Forrester“ ist kein Zufall, sondern pure Absicht.
Einen witzigen Seitenhieb auf Geschichten über „kleine grüne Männchen vom Mars“ bietet der Film auch: Im Labor testen Wissenschaftler, wie die Marsianer uns Menschen sehen. Das Ergebnis: Als kleine grüne Männchen …
Fazit: „Kampf der Welten“ ist tatsächlich ein Klassiker im besten Sinne, wenngleich Pals „Die Zeitmaschine“ einen Tick weit gelungener ist. Jedenfalls sollte man beide Filme zumindest einmal gesehen haben.
Darsteller
- Gene Barry … Dr. Clayton Forrester
- Ann Robinson … Sylvia van Buren
- Les Tremayne … Maj. Gen. Mann
- Robert Cornthwaite … Dr. Pryor
- Sandro Giglio … Dr. Bilderbeck
- Lewis Martin … Reverend Matthew Collins
- Housely Stevenson Jr. … Gen. Manns Berater
- Paul Frees … Radioreporter
- William Phipps … Wash Perry
- Vernon Rich … Colonel Ralph Heffner
Regie
Byron Haskin
Produktionsland, Jahr
USA, 1953
Kampf der Welten Trailer
Ich habe mir nach dem ich im TV Steven Spielbergs Remake gesehen habe, das Original auf DVD besorgt. Das Original ist um Klassen besser und spannender. Vor allem dieser nervige Cruise macht das Remake kaputt. Zusätzlich habe ich auch den Roman von H.G.Wells gelesen. Beide Verfilmungen weichen sehr stark von der literarischen Vorlage ab. Fazit: nur das Original ist meiner Meinung nach sehenswert.