Mystery Science Theater 3000: The Movie

Mystery Science Theater 3000: The Movie
Ein leicht übergewichtiger Mann und zwei billige Roboter-Attrappen gucken sich einen alten Science-Fiction-Film an und geben launige Kommentare zum Geschehen ab.
Klingt völlig bescheuert? Und kann das überhaupt lustig sein? Diesen Fragen werden wir auf ganz und gar unmystische Weise auf den Grund gehen.

Im Weltraum hört dich niemand lachen!
Irgendwann, so ziemlich genau um das Jahr 3000 und an einem Sonntagnachmittag herum, muss sich der nicht allzu helle Mike Nelson (Michael J. Nelson) an Bord eines Raumschiffs als Laborratte zur Verfügung stellen. Freilich unfreiwillig, denn der abgrundtief böse Wissenschaftler Dr. Clayton Forrester (Trace Beaulieu) missbraucht ihn für seine unmenschlichen Versuche.

Sein Ziel: Die Erringung der Weltherrschaft, indem er den schlechtesten Film aller Zeiten findet, mit dessen Hilfe er alle Menschen in den Wahnsinn treiben will. Deshalb zwingt er den armen Mike Nelson, sich einen schlechten Film nach dem anderen anzusehen.
Glücklicherweise leisten ihm dabei die beiden Roboter Tom Servo und Crow T. Robot Gesellschaft und versüßen die bittere Mission mit ihren beißend ironischen, mitunter sehr sarkastischen Kommentaren zum Geschehen auf der Leinwand.

US-amerikanisches TV-Phänomen
Außerhalb der USA ist die insgesamt fast 200 Episoden umfassende TV-Serie „Mystery Science Theater 3000“ (von den Fans liebevoll MST3K genannt) wenig bekannt. Umso populärer war und ist diese Comedy-Serie selbst Jahre nach dem Ende in den USA.
Was lag somit näher, als die Serie vom kleinen TV-Format auf die große Leinwand zu bringen? 1995 wagte Gramercy Pictures als Verleih den Versuch, scheiterte jedoch daran, den Film entsprechend zu bewerben. Stattdessen wurden sämtliche finanziellen Mittel in das Pam-Anderson-Vehikel „Barb Wire“ gepumpt, das dennoch gnadenlos floppte.
Da sogar viele Fans der MST3K-Fernsehserie nichts vom Leinwanddebüt Mike Nelsons & Co wussten, geriet auch dieser nicht zum erhofften Erfolg.

Trotzdem schaffte es der Film auf den europäischen Videomarkt. Für den deutschsprachigen Raum synchronisierten unter anderem Oliver Kalkofe und Oliver Welke das erste und letzte MST3K-Kinoabenteuer.

„Interessant! So also schmeckt Eichhörnchen!“
Um die Eingangsfrage endlich zu beantworten: Ob man diesen Film lustig oder einfach nur schwachsinnig findet, hängt einzig und allein mit dem eigenen Humorverständnis zusammen. Der Witz des Filmes, wie auch der TV-Serie, speist sich daraus, einen Film zu kommentieren. In diesem Falle der Science-Fiction-Klassiker „Metaluna IV antwortet nicht“ (leider sehr einfallslose Übersetzung des lyrischen Originaltitels „This Island Earth“) aus dem Jahre 1955. Weshalb sich das MST3K-Team ausgerechnet diesen Film zur Brust genommen hat, bleibt ein Rätsel. Denn tatsächlich handelt es sich bei „Metaluna IV antwortet nicht“ um einen der intelligentesten Science-Fiction-Filme früher Hollywood-Jahre, der mit einigen höchst interessanten Plotpunkten aufwarten kann: Eine selbstbewusste Frau als Wissenschaftlerin etwa, oder moralische Fragen angesichts des drohenden Untergangs einer Spezies.

Zwar holen Mike Nelson und seine Roboterfreunde ein Maximum an verrückten Gags und Anspielungen heraus. Dennoch erhebt sich die Frage, weshalb ausgerechnet ein (zu Recht!) als Klassiker bezeichneter Film zur „Ehre“ kommt, von MST3K verwurstet zu werden. Bedenkt man, welche unsäglichen Streifen das Team im Laufe der Jahre durch den Kakao gezogen hat – etwa Perlen wie „Manos: The Hands of Fate“ -, kann man die Auswahl noch weniger verstehen.

Einerlei: Der Kinofilm bringt jede Menge Spaß und gute Laune, und bietet gleichermaßen einen hervorragenden Einstieg in die absurde Welt der MST3K-Reihe.

Puppen die Roboter spielen – oder Roboter, die Puppen spielen?
Auf großartige schauspielerische Leistungen darf man in einem solchen Film sowieso nicht zählen. Noch dazu, wenn der Löwenanteil der Laufzeit auf Ausschnitte aus „Metaluna IV antwortet nicht“ entfällt. Trotzdem kommt man um die Feststellung nicht herum, dass Mike Nelson – übrigens Autor mehrerer Bücher! – großes komödiantisches Talent besitzt, das er sehr gekonnt ausspielt.

Die heimlichen Stars der MST3K-Reihe sind jedoch die beiden „Roboter“ Crow T. Robot und Tom Servo. Der eine erinnert entfernt an eine metallische Krähe, der andere an einen Kaugummiautomaten. Erstaunlicherweise entwickeln diese beiden Roboter (in Wirklichkeit natürlich lediglich Puppen, deren Fäden sogar deutlich zu sehen sind) aber einen ganz eigenen Charakter, was nicht zuletzt den im Original einzigartigen Stimmen zu verdanken ist.

Wer eine intellektuelle Herausforderung, sündteure Sets und Spezialeffekte oder eine komplexe Handlung erwartet, liegt bei diesem Film definitiv falsch. Möchte man sich lediglich knapp anderthalb Stunden lang auf lockere, anspruchslose Weise berieseln lassen, ist „Mystery Science Theater 3000 – der Film“ jedoch die perfekte Wahl für einen launigen Filmabend – am besten im Kreise von Freunden.


Darsteller

  • Michael J. Nelson … Mike Nelson
  • Bill Corbett … Stimme von Crow T. Robot
  • Kevin Murphy …Stimme von Tom Servo
  • Jim Mallon … Gypsy
  • Trace Beaulieu … Dr. Clayton Forrester
  • John Brady …Benkitnorf

Regie
Jim Mallon

Produktionsland, Jahr
USA, 1996

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