Robot & Frank Kritik

Der seit 30 Jahren geschiedene Frank (Frank Langella) gehörte einst zu den gefürchtetsten und berühmtesten Juwelendieben Amerikas. Kein Klunker war vor ihm sicher. Doch diese „gute, alte Zeit“ liegt lange zurück. Heute ist Frank ein alter, verbitterter Einzelgänger, der mittlerweile so dement ist, dass er schon mal in sein eigenes Haus einbricht. Sein Alltag besteht darin, aus Spaß unnütze Dinge wie geschnitzte Deko-Seifen mitgehen zu lassen und der örtlichen Bücherei einen Besuch abzustatten. Als ihm sein Yuppie-Sohn Hunter (James Marsden) einen Haushalts- und Pflege-Roboter aufzwingt, gerät sein Alltag gewaltig durcheinander. Er kann zu Beginn nicht viel mit der liebenswerten Blechbüchse anfangen, die ihn seiner Meinung nach nur bemuttert und zur Last fällt. Frank möchte sich seinen Alltag nicht von einer künstlichen Intelligenz diktieren lassen. Bald dämmert ihm jedoch, dass so ein Roboter doch zu wesentlich mehr taugt als nur zu einer Haushaltshilfe. Er beginnt damit, den Roboter als Komplizen bei seiner größten Leidenschaft einzusetzen: dem Stehlen.

Die Robotik-Forschung und die Entwicklung künstlicher Intelligenz schreiten unaufhaltsam voran. In „Robot & Frank“, der in nicht allzu ferner Zukunft spielt, ist die Entwicklung bereits soweit fortgeschritten, dass Roboter schon als Haushalts- und Pflege-Hilfen eingesetzt werden können. Im ersten Spielfilm von Regisseur Jake Schreier, kommt der titelgebende Roboter als liebenwürdiges, stets freundliches Maschinen-Wesen daher, das so rein gar nichts mit der Zerstörungswut und Stärke der Maschinen in den „Terminator“-Filmen zu tun hat und ebenso wenig mit der hoch entwickelten künstlichen Intelligenz des Computerhirns Gerty aus Duncan Jones Science-Fiction-Film „Moon“ (2009). Im Zentrum des Films sollen auch weniger Science-Fiction-Elemente und Hightech-Schnick-Schnack stehen als vielmehr die berührende Geschichte einen kranken, gezeichneten Mannes, der sich neuesten technischen Errungenschaften verschließt und in seiner eigenen grisgrämigen Welt lebt – bis er das große Potential entdeckt, das in seinem Roboter-Gehilfen steckt.

Regisseur Jake Schreier wirft einen durchweg positiven Blick in die nahe Zukunft. In seinem Film existieren Roboter als umgängliche, nützliche Haushaltshilfen, die sich problemlos auch für die Pflege kranker und alter Menschen einsetzen lassen. Sie sind stets zuvorkommend, freundlich gestimmt und führen jeglichen Befehl sofort und problemlos aus. Eigentlich ideal für jeden Menschen, der nicht mehr in der Lage ist, seinen Haushalt alleine zu führen. Außer man will nicht akzeptieren, dass Alter und Krankheit schon so weit vorangeschritten sind, dass man ohne fremde Hilfe nicht mehr auskommt. Wie im Fall von Frank, einem ehemaligen Meisterdieb, dessen Demenz sich immer schwerer geheim halten lässt. Die nicht immer ganz einfache, vor allem zu Beginn komplizierte Beziehung zwischen Frank und seinem Haushalts-Roboter bildet den Mittelpunkt dieser sensibel erzählten, warmherzigen Tragikomödie, für die Regie-Debütant Schreier eine angenehme, wohl dosierte Mischung aus tragischen und komischen Elementen findet.

Es ist Schreier hoch anzurechnen, dass er seinen Protagonisten einschließlich seines sich stets verschlechternden Gesundheitszustands ernst nimmt. Immer wieder wird in kurzen Szenen und Sequenzen deutlich, wie stark die Demenz bei Frank bereits fortgeschritten ist. Trotz dieses ernsten Hintergrunds besticht der Film durch eine Heiterkeit, die vor allem in den zahlreichen, köstlichen Streitgesprächen zwischen Frank und dem Roboter zum Vorschein kommt. Es macht großen Spaß mit anzusehen, mit welcher Gelassenheit, Ruhe und Freundlichkeit der Roboter auf die Anfeindungen und Launen des Eigenbrötlers Frank reagiert. Aber auch abseits der amüsanten Auseinandersetzungen zwischen den Beiden, versinkt der Film zu keinem Zeitpunkt in Trauer und Tragik sondern bewahrt sich seine positive Grundstimmung.

Besonders lobenswert ist die Leistung des Hauptdarsteller Frank Langella, dem diese Balance zwischen Komik und Tragik problemlos und überzeugend gelingt. Ebenso gelungen präsentiert sich der Schluss des Films, bei dem Schreier bewusst auf ein fröhliches Happy End verzichtet, sondern seinen Film auf konsequente Weise zu einem melancholischen, nachdenklichen Ende bringt. Was man dem Film einzig vorwerfen kann ist die Tatsache, dass er sich manchmal nicht so ganz entscheiden kann, in welchem Genre er sich denn jetzt eigentlich am wohlsten fühlt: im (Alzheimer-) Drama, in der launigen Sci-Fi-Komödie, dem Einbrecherfilm oder gar dem Buddy-Movie. Der Film beinhaltet von allem etwas und läuft damit Gefahr, den Zuschauer zu verwirren und eine klare (erzählerische) Linie vermissen zu lassen. Dass es soweit aber nicht kommt und „Robot & Frank“ alles in allem einen positiven Gesamteindruck hinterlässt, ist dem herausragenden Frank Langella und dem bis in die Nebenrollen prominent besetzen Cast (Susan Sarandon, James Marsden) zu verdanken.

Fazit: Ein überragender Hauptdarsteller und ein hochkarätiger Cast machen die leise und sensibel erzählte Geschichte um einen an Demenz leidenden alten Mann, der seinen Haushalts-Roboter als Komplizen für seine Diebes-Touren einsetzt, zu einem sehenswerten Film.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Frank Langella
  • James Marsden
  • Liv Tyler
  • Susan Sarandon
  • Jeremy Strong
  • Dario Barosso
  • Bonnie Bentley
  • Rachael Ma
  • Dana Morgan
  • Jesse Newman
  • Joshua Ormond
  • Hunter Reid

Regie:
Jake Schreier

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Ein Kommentar

  1. Berührender, emotionaler Film mit einem herausragenden Frank Langella in der Hauptrolle. Oscar-verdächtig! Der Film wird allen gefallen, die auch ihre Freude an den Sci-Fi-Märchen E.T. und A.I. hatten.

    Magnus

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