Screamers – Tödliche Schreie

Screamers - Tödliche Schreie KritikNach dem enormen Erfolg des Arnold-Schwarzenegger-Vehikels „Total Recall“, das lose auf der Kurzgeschichte „We Can Remember It For You Wholesale“ basierte, rekrutierte Hollywood den Science-Fiction-Autor Philip K. Dick auf die ganz eigene Art: Reihenweise wurden seither Texte des 1982 verstorbenen Visionärs verfilmt. Da sich dessen mitunter skurrilen, meist mit transzendentalen und philosophischen Überlegungen aufgeladenen Geschichten nicht fürs Mainstream-Kino eignen, ließ und lässt die Qualität vieler dieser Adaptionen zu wünschen übrig.
Ob dies auch für die 1995 in den Kinos startende Verfilmung der in Science-Fiction-Kreisen berühmten und geschätzten Kurzgeschichte „Second Variety“ zutrifft, wollen wir nachfolgend gewohnt ruhig und leise ergründen.

Auf Sirius 6B hört dich niemand schreien!
In ferner Zukunft tobt ein erbarmungsloser Krieg auf dem Planeten Sirius 6B, der von den nur dort vorhandenen Berynium-Vorkommen ausgelöst wurde. Dieser enorm wichtige Rohstoff hat die Menschheit in zwei rivalisierende Gruppen gespalten: Die Allianz und den NEB (New Economic Block). Unerbittliche Schlachten verwandelten den einst erdähnlichen Planeten in eine Eiswüste.

Nur wenige Soldaten überlebten diesen Krieg und halten die Stellungen, darunter der zynische
Colonel Hendricksson (Peter Weller) von der Allianz. Überraschenderweise scheint die feindliche Seite eines Tages zu Friedensverhandlungen bereit zu sein: Ein einsamer Soldat der NEB wagt sich mit einer Botschaft zur Allianz-Basis, wird jedoch von den „Screamers“, selbstständig handelnden Killermaschinen der Allianz, getötet, ehe er die Botschaft überreichen kann.

Nachdem Colonel Hendricksson die Botschaft geborgen hat, macht er sich gemeinsam mit dem noch unerfahrenen Soldaten Ace Jefferson (Andrew Lauer) daran, das Hauptquartier der NEB aufzusuchen. Ein kleiner Junge namens David schließt sich ihnen an, und nach einigen gefährlichen Zwischenfällen erreicht das Trio die NEB-Basis. Kaum dort angekommen, werden sie unter Beschuss genommen. Entsetzt müssen Hendricksson und Jefferson feststellen, dass die Schüsse David galten. Auf diesen Schock folgt der nächste: Der feindliche Todesschütze Becker (Roy Dupuis) fordert die beiden Soldaten auf, sich den reglosen Körper Davids genauer zu betrachten. Dabei stellen sie fest, dass es sich nicht um einen Menschen, sondern einen als Jungen getarnten Roboter handelte, dessen Ziel es war, sich in die feindliche Basis hineinzuschmuggeln und sämtliche Menschen zu töten. Offensichtlich haben die Maschinen gelernt, sich selbstständig weiterzuentwickeln – und längst machen sie keinen Unterschied mehr, wer ihre Erbauer waren …

Eiskalter Planet, eiskalte Killermaschinen, eiskalte Menschen
Natürlich mag der Plot wie ein uralter Hut erscheinen: Killerroboter, die wie Menschen aussehen und deren Ziel es ist, diese völlig auszulöschen. Die Vermutung liegt nahe, Drehbuchautor Dan O’Bannon (unter anderem für die Scripts zu „Alien“ und „Total Recall“ verantwortlich) habe sich beim ungleich berühmteren „Terminator“ bedient. Tatsächlich ist aber wohl eher das Gegenteil der Fall, denn Philip K. Dicks „Second Variety“ stammt aus dem Jahr 1953 (!) und kann als Prototyp unzähliger, ähnlich gestrickter Geschichten und Filme betrachtet werden.

Dabei gelingt „Screamers – Tödliche Schreie“ das Kunststück, wesentliche Elemente der typisch Dick’schen philosophischen Tiefe nicht bloß auszuloten und halbherzig anzureißen, sondern durchaus geschickt in den Kontext des Filmes zu integrieren, ohne den Streifen im Strudel zwischen Anspruch und Mainstreamtauglichkeit zu zermahlen. Geradezu sinnbildlich ist das Motiv der Kälte in „Screamers – Tödliche Schreie“: Der Eisplanet Sirius 6B spiegelt die inneren Welten der meisten Protagonisten wider, egal, ob es sich um Maschinen oder Menschen handelt. Ausgerechnet der zynische Colonel Hendricksson hält dabei die Fackel der Menschlichkeit hoch und dient als emotionaler Dreh- und Angelpunkt des Filmes.

Atmosphärisch topp
Ein wesentliches Kriterium bei Filmen dieser Art sind naturgemäß Atmosphäre, Spannung und die Qualität der Special Effects. Atmosphärisch gibt es an dem Streifen nichts zu bemängeln: Die Unwirklichkeit des von den Menschen verwüsteten Planeten überträgt sich von Anfang an auf den Zuschauer. Man spürt förmlich die Verzweiflung der Überlebenden, die in einer mehrfach feindlich gesinnten Umgebung jeden Augenblick mit einem grauenhaften Tod rechnen müssen.

In Punkto Spannung werden sich an „Screamers – Tödliche Schreie“ die Geister wohl scheiden: Christian Duguays Inszenierung ist ruhig und wird an keiner Stelle hektisch oder purem SFX-Overkill geopfert. Ob man darin eine Stärke oder Schwäche des Filmes erkennt, ist Geschmackssache.

Klarer Schwachpunkt des Films sind die Spezialeffekte, die dem niedrigen Budget geschuldet sind und „Screamers – Tödliche Schreie“ in den Rang einer typischen Videoauswertung, statt eines für die große Leinwand produzierten SF-Reißers erheben.

Sympathische Genre-Perle
Von diesem Punkt abgesehen, weiß der Film positiv zu überraschen. Dies liegt nicht zuletzt an der Performance des wie immer großartigen Peter Weller, der einen glaubwürdigen Colonel verkörpert, der emotional aufgerieben wird, und dennoch bis zum Schluss durch und durch Mensch bleibt. Ex-Model Jennifer Rubin ist mehr als das obligatorische Love Interest an seiner Seite: Sie schlägt sich überraschend gut und wird nicht bloß – wie leider in vielen Filmen üblich – auf ihr Äußeres reduziert.
Einzig Roy Dupuis vermag als zwielichtiger NEB-Soldat Becker nicht zu überzeugen: Seine Performance ist völlig überzeugen und wirkt eher wie eine Karikatur, denn wie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem anspruchsvollen Thema.

Leider war „Screamers – Tödliche Schreie“ kein großer Erfolg beschieden, weshalb der Film nach wie vor als Geheimtipp gilt. Dabei kann man ihn getrost nicht nur als eine der bis dato besten Adaptionen von Texten aus Philip K. Dicks Feder, sondern auch als ein kleines Juwel des gesamten Genres bezeichnen, das auf anspruchsvolle Weise unterhält und auf sinnlose Dauerballereien verzichtet.
Mehr noch: Dem Film gelingt es sogar, eine verblüffende Schlusspointe zu setzen, die mithin zu den besten zählt, die der Rezensent jemals genießen durfte.

Somit kann für „Screamers – Tödliche Schreie“ eine ganz klare Empfehlung ausgesprochen werden!


Darsteller

  • Peter Weller … Colonel Hendricksson
  • Jennifer Rubin … Jessica
  • Roy Dupuis … Becker
  • Andrew Lauer … Ace Jefferson
  • Charles Edwin Powell … Ross
  • Ron White … Chuck Elbarak
  • Michael Caloz … David
  • Liliana Komorowska … Landowska

Regie
Christian Duguay

Produktionsland, Jahr
USA/Kanada, 1995

Screamers – Tödliche Schreie Trailer



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