Sea of Love Kritik

Als 1989 die Produktion des Thrillers „Sea of Love“ begann, war es bereits vier Jahre her, dass Charakterdarsteller Al Pacino in einem Film als Hauptdarsteller mitwirkte („Revolution“, 1985). In den 1980er-Jahren drehte Pacino gerade einmal eine handvoll Filme und der Ruhm der für ihn glorreichen Siebziger Jahre (z.B.„Der Pate“, „Serpico“) schien vorbei. Erst seine Darstellung eines abgewrackten Großstadtcops in „Sea of Love“ rehabilitierte ihn. Regisseur Harold Becker galt zu diesem Zeitpunkt als unerfahrener Regisseur, „Sea of Love“ verhalf auch ihm letztlich zum Karriereschub. In der Folge machte sich Becker als Regisseur von Filmen wie „Malice“ (1993), „City Hall“ (1996) oder „Das Mercury Puzzle“ (1998) einen Namen als Thriller-Spezialist.

Als schwierig erwies sich für Becker die Suche nach einer passenden Hauptdarstellerin. Es galt eine Darstellerin zu finden, die gleichermaßen verführerisch und sinnlich aber auch undurchschaubar und geheimnisvoll ist. Durch den Kriminalfilm „The big Easy“ (1987) wurde Becker schließlich auf die New Yorker Schauspielerin Ellen Barkin aufmerksam, der ihr die Rolle anbot. Schon in „The big Easy“ wurde ganz auf Barkins erotische Ausstrahlung gesetzt und so sagte sie auch Becker zu. Die Rahmenhandlung vom resoluten Cop, der sich in die Hauptverdächtige in einem Mordfall verliebt, wurde im Fahrwasser von „Sea of Love“ mehrfach erfolgreich kopiert, so z.B. in dem Erotikthriller-Klassiker „Basic Instinct“ mit Michael Douglas und Sharon Stone. In dieser Hinsicht gilt „Sea of Love“ durchaus als Vorläufer und Vorbild für eine ganze Reihe von Erotik-Thrillern, die in den 90er-Jahren entstanden.

Zur Story: Frank Keller (Al Pacino) ist ein New Yorker Polizist und befindet sich in einer Lebenskrise, als eine grausame Mordserie New York in Angst und Schrecken versetzt. Die Indizien deuten auf eine Frau als Täterin hin. Bald stellt sich heraus, dass alle Opfer kurz vor ihrer Ermordung noch Kontaktanzeigen in Gedichtform aufgegeben haben. Keller und sein Kollege Sherman (John Goodman) inserieren daraufhin eine eigene Anzeige in der Hoffnung, so dem Killer auf die Spur zu kommen. Die ersten Rendezvous erweisen sich jedoch als wenig erfolgreich, bis die attraktive Helen (Ellen Barkin) auftaucht. Frank verliebt sich in die junge Frau. Als sich der Verdacht erhärtet, dass sie für die Mordtaten verantwortlich ist, lässt er sogar belastendes Material verschwinden, um sie zu schützen. Derweil gehen die Morde weiter…

Regisseur Becker setzt hier ganz auf die Leinwandpräsenz seiner Hauptdarsteller. Al Pacino zeigt hier seine beste Leitung seit „Cruising“ von 1980. Er verkörpert den in einer Lebenskrise befindlichen, innerlich zerrissenen Cop mit großer Intensität und äußerst authentisch. So wie es seit jeher Pacinos Stärke war, vom Leben gebeutelte, vielschichtige und komplexe Charaktere darzustellen. Mit „Sea of Love“ fand Pacino wieder in die (schauspielerische) Erfolgsspur zurück und startete in der Folge seine zweite Karriere. Ellen Barkin hingegen schafft es nur leidlich, als blonde Versuchung zu überzeugen. Nicht selten wirkt ihr Spiel aufgesetzt und leidenschaftslos, in Sachen Ausstrahlung und Charisma wäre Becker mit damals äußerst populären (und ebenso blonden) Darstellerinnen wie Kim Basinger, Daryl Hannah oder Michelle Pfeiffer deutlich besser gefahren. In diesem Fall hat Barkin einfach das Pech neben einem großartigen Pacino zu spielen, neben dem sie nicht bestehen kann.

Handwerklich macht Becker in „Sea of Love“ nicht viel falsch. Er findet die passenden Bilder um die Einsamkeit der Großstadtmenschen (allen voran Franks Einsamkeit) darzustellen. Trist und trostlos erscheint New York hier, der Trubel der Straßen, der Dreck und die vielen Menschen sorgen dafür, dass der einzelne nahezu untergeht. Zudem überzeugt der Film mit einem (zwar nicht immer logischen aber durchaus) spannenden Plot, dessen Auflösung am Ende für eine Überraschung sorgt.

Fazit: „Sea of Love“ ist ein routinierter Großstadt-Thriller mit gelungen Bildern und einem großartigen Al Pacino. Hauptdarstellerin Ellen Barkin bleibt jedoch bleibt blass und erweist sich als Fehlbesetzung.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller

  • Al Pacino
  • Ellen Barkin
  • John Goodman
  • Michael Rooker
  • William Hickey
  • Richard Jenkins
  • Paul Calderon
  • Gene Canfield
  • Larry Joshua
  • John Spencer
  • Christine Estabrook
  • Barbara Baxley

Regie
Harold Becker

Erscheinungsjahr
1989

Sea of Love Trailer

Das könnte dir auch gefallen:

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.