Mr. Morgan’s Last Love Kritik

Mr-Morgans-Last-LoveFast vier Jahre ist es nun her, dass der pensionierte Professor Matthew Morgan (Michael Caine) seine geliebte Frau (Jane Alexander) verloren hat. Seitdem vegetiert Morgan vor sich hin und kämpft sich Tag für Tag aufs Neue durch sein Leben, das nur noch von Trauer und Ereignislosigkeit geprägt ist – stets gefangen in den Erinnerungen an die tote Frau, die so sehr schmerzen. Auf einer Busfahrt stolpert er geradezu in die junge, lebensfrohe Französin Pauline (Clémence Poésy), eine Tanzlehrerin, die ihn mit ihrer positiven Art bald aus seiner Lethargie herausreißt. Pauline hat vor Jahren ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. Seither hat sie sich nie wirklich bei jemandem geborgen gefühlt. Der alte Witwer und die hübsche Französin verbringen eine kurze, aber intensive Zeit miteinander, die beider Leben verändert. Jedoch muss die lebenslustige Pauline bald erfahren, dass Matthew seit dem Tod seiner Frau kaum mehr Kontakt zu seinen beiden Kindern hat. Als diese nach einem gescheiterten Selbstmordversuch von Matthew nach Paris kommen, versucht Pauline, die schwierige Beziehung zwischen Matthew und seinem Sohn Miles (Justin Kirk) wieder in Ordnung zu bringen – zunächst vergebens.

„Mr. Morgan’s Last Love“ ist die Adaption des Romans „La Douceur assassine“ der französischen (Drehbuch-)Autorin und Schauspielerin Françoise Dorner. Inszeniert wurde die berührende, kitschfreie Tragikomödie von der deutschen Regisseurin Sandra Nettelbeck, die mit der Romantik-Komödie „Bella Martha“ 2001 den Durchbruch schaffte. In erster Linie hat sie es dem nuancierten, feinfühligen Spiel ihrer Hauptdarsteller zu verdanken, dass sich „Mr. Morgans Last Love“ trotz einer etwas schwächeren zweiten Hälfte letztlich doch als warmherziger Film für ein älteres, anspruchsvolleres Publikum entpuppt.

„Mr. Morgan’s Last Love“ lebt von seinem ausdrucksstarken Darsteller-Ensemble. Der zweifache Oscar-Gewinner und Schauspiel-Gigant Michael Caine versteht es brillant, in die Rolle des zwar kantigen aber doch trauernden und vom Leben gebeutelten Matthew Morgan zu schlüpfen. Er liefert eine herzergreifende Performance zwischen zu Tode betrübtem Witwer und hoffnungsfrohem Verehrer ab und agiert mit Ausdruck und Anmut. Gemeinsam mit der positiven, wunderschönen Clémence Poésy („Brügge sehen … und sterben?“) bildet er ein erfrischend ungewöhnliches, perfekt harmonierendes Leinwandpaar. Der Zuschauer leidet gemeinsam mit Matthew, der am Tod seiner über alles geliebten Frau zu zerbrechen droht. Umso mehr Freude und Hoffnung keimt (beim Zuschauer und natürlich Matthew) auf, als sich mit der Präsenz von Pauline das Leben des alten Mannes wieder zum Besseren zu wandeln scheint.

Was man dem Film jedoch ankreiden muss ist die Tatsache, dass es mitunter ungemein schwer fällt, ob man das Verhältnis zwischen den Beiden nun als harmlose Freundschaft oder als sexuelle Beziehung zu verstehen hat. Darüber sind sich Matthew und Pauline wohl selbst nicht ganz im Klaren. Ein weiterer Kritikpunkt: Etwa nach der Hälfte des Films verlagert sich der thematische Schwerpunkt von der inspirierenden Begegnung zwischen Matthew und der jungen Tanzlehrerin hin zum Aufarbeiten einer zutiefst gestörten Vater-Sohn-Beziehung. Auch der Handlungsort wechselt: von der Weltmetropole Paris hin zu einem Ferienhaus in der Normandie. Diese zweite Hälfte des Films ist deutlich pathetischer als der erfrischende erste Teil, zudem bewegt sich „Mr. Morgan’s Last Love“ in den zweiten sechzig Minuten oft gefährlich nah an unnötigen Melodramatik-Gewässern.

Fazit: Berührende, hübsch fotografierte Tragikomödie, deren unnötige Melodramatik in der zweiten Film-Hälfte durch die ausdrucksstarken, nuanciert aufspielenden Darsteller ausgeglichen wird.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider


Regie:
Sandra Nettelbeck

Darsteller:
Gillian Anderson
Michael Caine
Clémence Poésy
Justin Kirk
Jane Alexander
Richard Hope
Anne Alvaro
Alix Poisson
Christelle Cornil
Yannick Choirat
Michelle Goddet
Antoine Vanden Berghe

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