Geradezu ein eigenes Subgenre bilden die Verfilmungen von Stephen King-Werken. Kaum ein Roman oder Kurzgeschichte aus seiner Feder, die nicht schon verfilmt wurde.Genauso unterschiedlich wie die Qualität der literarischen Vorlagen ist auch jene der darauf basierenden Filme: Ein paar sehr gute/gute King-Verfilmungen stehen einer Vielzahl völlig vermurkster Machwerke gegenüber. Um es kurz zu machen, der Film floppte in doppelter Hinsicht: An den Kinokassen erzielte er durchwegs Ergebnisse, und trotz siebenfacher Oscar-Nominierung ging er letztendlich leer aus.
Unter anderem als bester Film und Morgan Freeman als bester Hauptdarsteller nominiert, gingen die wichtigsten Goldfigürchen an das Schnulzenepos Forrest Gump. Eine Entscheidung die bewies, womit man sich auf der Sonnenseite der Academy-Awards schlagen kann: Sentimentalen Schmus drehen, am besten mit einem Hauptdarsteller, der einen physisch oder psychisch Behinderten spielt. Da kann eigentlich kaum was schief gehen.
Zurück zum Film: Fälschlicherweise des Mordes an seiner Frau und ihrem Liebhaber beschuldigt, wird Andy Dufresne (Tim Robbins), der Vizepräsident einer Bank, zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt und in das berüchtigte Shawshank-Gefängnis eingeliefert. Vom ersten Tag an leidet er unter den Schikanen des pharisäischen Gefängnisdirektors Norton (Bob Gunton) sowie den „Schwestern“: Männern, die sich bevorzugt an attraktiven neuen Häftlingen vergehen.
Seinen einzigen Freund findet Andy in Ellis Boyd „Red“ Redding (Morgan Freeman), der Mann, „der alles beschafft“. Tatsächlich bittet ihn Andy im Laufe der Zeit um einige Gegenstände, die er in das Gefängnis schmuggelt – scheinbar harmlose Gegenstände, wie Poster ehemaliger Starlets.
Dank seiner überragenden finanztechnischen Kenntnisse wird Andy rasch zum wichtigsten Mann der Anstalt und wickelt die Buchhaltung des gesamten Wachpersonals ab, was ihm den Schutz vor den „Schwestern“ und diverse Annehmlichkeiten einbringt. Schließlich zwingt ihn Direktor Norton noch dazu, seine Schmiergelder rein zu waschen.
Norton ist es auch, der Andys einzige Chance auf den Beweis seiner Unschuld brutal vereitelt. Nach vielen Jahren der Drangsal nimmt Andy dennoch auf subtile Weise Rache.
Um eines gleich vorwegzunehmen: Es gibt weder im Film noch in der Novelle auch nur ein übernatürliches Element, wie man es bei der Erwähnung des Namens Stephen King vermuten könnte. Die Botschaft des Filmes ist gleichsam universell: Ein Mensch bleibt menschlich, so lange man seinen Willen und seine Hoffnung nicht gebrochen hat.
Um Subtilität ist Frank Darabont gar nicht erst bemüht – und dennoch funktioniert der Film.
Dies liegt vor allem an den großartigen Schauspielern: Von Morgan Freeman ist man nichts anderes gewohnt, denn eine makellose Performance. Dass Tim Robbins, der sich in Gurken wie Howard the Duck verdingte ein guter Schauspieler ist, beweist er in „Die Verurteilten“ sehr eindrucksvoll. Besonders die feinen Nuancen beherrscht Robbins wie kaum ein anderer.
Zudem schafft der Film den schwierigen Spagat zwischen anspruchsvollem Realismus und erträglichem Kitsch. Etwa, wenn sich Andy wohlwissentlich mehrere Wochen Dunkelhaft einhandelt, indem er ein Stück aus Figaros Hochzeit über die Lautsprecher des Gefängnishofes abspielt und so den Häftlingen für wenige Sekunden Hoffnung und Trost spendet, was den sadistischen Norton zur Weißglut bringt.
Großes Lob muss man Darabont auch dafür zollen, dass er die Vorlage möglichst getreu wiedergab. Wer die Novelle gelesen hat, wird alle wichtigen Figuren sowie die Handlung fast 1:1 adäquat umgesetzt wiederfinden. Und gerade bei den atmosphärisch dichten King-Geschichten ist dies enorm wichtig.
„Die Verurteilten“ stellt neben Misery die bislang wohl gelungenste King-Verfilmung dar und kann nur wärmstens empfohlen werden.
Darsteller
- Tim Robbins … Andy Dufresne
- Morgan Freeman … Ellis Boyd „Red“ Redding
- Bob Gunton … Warden Norton
Regie
Frank Darabont
Produktionsland, Jahr
USA, 1994
Die Verurteilten Trailer (The Shawshank Redemption)