The green Mile

The green Mile FilmkritikThe green Mile FilmkritikThe green Mile stellt nach „Die Verurteilten“ Frank Darabonts zweiten Ausflug in das Metièr des Gefängnisfilms dar. Und erneut stammte die Vorlage von Stephen King. Weshalb „Die Verurteilten“ in den Kinos grausam floppte, während The Green Mile zum weltweiten Blockbuster avancierte, lässt sich wohl nur damit erklären, dass Tom Hanks als Akteur gewonnen werden konnte und Darabonts zweites Knast-Epos gnadenlos süßlich und verlogen ist.

Doch der Reihe nach: Paul Edgecombe (Tom Hanks) ist Gefängniswärter im Todestrakt eines Gefängnisses im Louisiana der 1930er Jahre. Eines Tages erhält er einen Neuzugang: Den riesigen, aber gutmütigen Schwarzen John Coffey (Michael Clarke Duncan), des Mordes an zwei Mädchen angeklagt.
Schon bald merkt Edgecombe, dass Coffey über geheimnisvolle Kräfte verfügt die es ihm erlauben, etwa eine tote Maus wieder zum Leben zu erwecken oder die Frau des Gefängnisdirektors von einem Tumor zu heilen.
Damit der Streifen nicht zur Walt Disney-Version von „Dead Man Walking“ verkommt, mischen ein sadistischer Gefängniswärter namens Percy (Doug Hutchison) sowie der verrückte Neuzugang William „Wild Bill“ Wharton mit.

Das Positive zuerst: Darabont hält sich erneut sehr eng an die literarische Vorlage von King. Nur reißt das den Film auch nicht heraus – zu platt sind die Charaktere und die Handlung. John Coffey kommt wie eine Art Onkel Tom rüber und man ahnt sofort, dass er die Mädchen nicht umgebracht hat. Sein Verhältnis zu Edgecombe ist von Anfang an wie jenes zu einem Freund – und das im Todestrakt!
Einzig Percy sowie „Wild Bill“ sind ein bisschen mehr denn schablonenhafte Pappkameraden. Und, Überraschung, „Wild Bill“, der keinen Zweifel daran lässt, dass er ein Psychopath ist, der den Tod mehr als verdient, stellt sich als eigentlicher Mörder der beiden Mädchen heraus und bekommt seine gerechte Strafe auf lächerliche Weise.

Überhaupt stellt sich mit fortlaufender Filmlänge, ob der ganze Schmus ernst gemeint sein konnte. Von Percy und „Wild Bill“ abgesehen sind alle Menschen gutmütig und von reinem Herzen. Selbst jene beiden Todeskandidaten, die vor Coffey auf den Stuhl müssen.

Die Gefängniswärter? Natürlich auch ganz nett und freundlich – selbst zu einem Verrückten, der sie anpisst und beschimpft. Und spätestens hier trennen sich die Wege von „Green Mile“ und „Die Verurteilten“: Letzterer lässt keinen Zweifel daran, dass er ungeschönten Realismus betreibt. Das Gefängnis ist kein Hort der Freundlichkeit, im Gegenteil: Das Menschliche wird aus Leib und Geist geprügelt, koste es was es wolle.
Aber damit lässt sich an den Kassen wenig Geld machen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Wunder, die John Coffey vollbringt. Stephen King ist Atheist und in seinen Werken gerade dann am schwächsten, wenn er den Glauben an Gott in satirischer oder „seriöser“ Weise aufgreift. Wer schon einmal das an sich grandiose, auf Grund der banalen religiösen Plattheiten jedoch bisweilen peinliche „The Stand“ gelesen hat weiß, was gemeint ist. King scheint eine Vorstellung von Christen zu haben, die mindestens hundert Jahre veraltet ist.
Hier nun hätte Darabont den Hobel ansetzen können. Aber nein: Die Wunder gemahnen an Jesus, und damit auch jeder weiß, dass jetzt ein Wunder geschieht, fangen Glühbirnen und diverse Körperteile zum Leuchten an. Nur auf den Heiligenschein verzichtete Darabont aus unverständlichen Gründen.

Nebst entsetzlichen Klischees bietet der Film noch einen wirklich grandiosen Fehlgriff: Völlig nebensächlich werden die Hinrichtungen geschildert, und die Delinquenten fügen sich in ihr Schicksal, als würden sie nur in eine andere Zelle verlegt. Keine Spur von irgendeiner Art Kritik an der Praxis der Todesstrafe.

Vor den Kopf stößt Darabont den Zuschauer spätestens dann, wenn er Hinrichtungen als saubere Sache schildert, die von allen Beteiligten in geradezu freundschaftlicher Manier absolviert wird. Doch als Percy, der Böse, durch ein „Versehen“ den Todeskampf eines Insassen verlängert, sind plötzlich alle in heller Aufregung!
Soll heißen: Wenn die Hinrichtung schnell und sauber vor sich geht, ist alles in bester Ordnung. Wird diese durch Schlamperei etwas verlängert, sind Personal und Zuseher entsetzt.
Folgerichtig wird Percy bestraft – so ein Schlimmer aber auch! Hat den schönen, sauberen Mord an einem Menschen zu einer schmutzigen Angelegenheit stilisiert…

Muss man noch extra anführen, dass sich letzten Endes sämtliche Probleme in schönster „Ordnung“ auflösen? Die einzige verbleibende interessante Frage, die sich Edgecombe stellt – soll er John Coffey tatsächlich hinrichten, obwohl er von seiner Unschuld sowie seinen unglaublichen Fähigkeiten weiß – wird dadurch abgewügt, dass Coffey „müde“ ist und die Hinrichtung sogar ersehnt. Na, dann …
Durch und durch pervers, was der Film dem Zuschauer zumutet.


Darsteller

  • Tom Hanks
  • Michael Clarke Duncan
  • Doug Hutchison

Regie
Frank Darabont

Produktionsland, Jahr
USA, 1999

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Ein Kommentar

  1. Eine durch und durch peinliche und miserable „Kritik“ eines Meisterwerkes. Durch und durch pervers, was der Autor der Leserschaft zumutet.

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