Winter in einem Luxushotel an der Ostsee: Während die vielen wohlhabenden, vornehmen Gäste des Hauses ihre Zeit in dem Hotel genießen, müssen andere hart schuften: So auch die rebellische Lara (Lana Cooper), die im Team der Küche arbeitet, damit die Edel-Gäste immer die besten Speisen auf dem Teller haben. Clemens (Franz Rogowski) hingegen ist der zurückhaltende, introvertierte Neue, der die Gäste im Wellnessbereich als Masseur verwöhnt. Eines Tages begegnen sich die beiden unterschiedlichen jungen Menschen zum ersten Mal im Fahrstuhl. Es ist Liebe auf den ersten Blick und der Funke springt sofort über. In der funktionalen Umgebung des Hotels entwickeln die beiden ein Verhältnis, dass nicht nur von Zuneigung, sondern auch von Tränen, Schmerz und Streit geprägt ist.
„Love Steaks“ von Jakob Lass, einem Absolventen der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam, beweist wie schon die herausragende Tragikomödie „Oh Boy“ mit Tom Schilling in der Hauptrolle, dass es gegenwärtig sehr gut um den deutschen Kinofilm steht. „Love Steaks“ räumte im vergangenen Jahr zurecht alle vier Preise in den Hauptkategorien beim Münchner Filmfest ab. Anfang des Jahres kam noch der Max-Ophüls-Preis dazu. Das Kuriose: Für „Love Steaks“ gab es kein Drehbuch, alles wurde improvisiert und unter realistischen Vorzeichen im laufenden Hotelbetrieb gefilmt. Dadurch gewinnt der Film an Nähe und Realismus und beweist, wie rührend und unterhaltsam deutsches Kino derzeit sein kann.
In „Love Steaks“ wirkt alles so unglaublich zielgerichtet und nah, dazu die hohe Authentizität der Ereignisse auf der Leinwand. Gelungen ist dies Regisseur Lass vor allem dadurch, dass er lediglich mit zwei Schauspielern im laufenden Hotelbetrieb filmte. Der Rest – ob Page, Zimmermädchen, Koch oder Kellner – sind Laiendarsteller, die sich allesamt selber spielen. Die Dialoge wirken authentisch und nicht gekünstelt oder aufgesetzt. Erstaunlich ist zudem, dass der Film, der eine schmerzhafte, tragische Liebesgeschichte zweier völlig unterschiedlicher Personen ins Zentrum rückt, vollkommen ohne irgendwelche Fördergelder, Spenden oder Senderbeteiligungen auskommen musste. Man sieht es dem Film nicht an.
Großartig auch der gewählte Schauplatz: das abgeschiedene Hotel an der Ostsee. Durch diesen durchgestylten und funktionalen Schauplatz entstehen eine kühle Distanz und ein Gefühl der Entfremdung der Zuschauer zum Ort der Handlung, das im krassen Gegensatz zur zarten Liebesgeschichte der beiden gegensätzlichen Protagonisten steht. Regisseur Lass fängt seine Bilder in immer mal wieder extrem wackeligen, aber dadurch ungemein unmittelbaren Momentaufnahmen ein. Das Spiel der beiden Hauptdarsteller ist packend, nuanciert und ausgewogen. Lass gelingt es, aus fast 80 Stunden (!) Material, 90 intensive, ungewöhnliche Filmminuten zu stricken.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.