Wir schreiben das Jahr 2031: Vor 17 Jahren scheiterte der Versuch, die globale Erwärmung aufzuhalten, katastrophal. Seitdem herrscht eine neue Eiszeit auf der Erde, die beinahe alles Leben ausgelöscht und unter Eisemassen begraben hat. Die wenigen Menschen, die die Katastrophe überlebt haben, sitzen im „Snowpiercer“ fest, einem riesigen Zug, der auf einem gigantischen weltweiten Schienennetz pausenlos seine Runden dreht. Die Insassen leben in einer Art Mikrogesellschaft, die strikt in unterschiedliche Klassen unterteilt ist. Ganz vorne sitzt der mächtige, diktatorische Industrietycoon Wilford (Ed Harris), der den Zug fährt. Die Bewohner der letzten Waggons gehören der untersten Schicht an, die von den oberen Kasten unterdrückt wird. Unter der Führung des mutigen Curtis (Chris Evans), plant die „Unterschicht“ den Aufstand gegen Wilford und seine Schergen.
Das in einer dystopischen Welt angesiedelte, postapokalyptische Science-Fiction-Drama „Snowpiercer“ beruht auf einem Graphic Novel aus den 80er-Jahren. Der südkoreanische Regisseur Joon-ho Bong entdeckte die Geschichte vor knapp zehn Jahren zufällig in seinem Stamm-Comicladen und sicherte sich umgehend die Rechte für eine Verfilmung. Bong, der mit „The Host“ (2006) einen jungen Klassiker des Monsterfilms schuf, gelingt mit seinem englischsprachigen Debütfilm ein blendend unterhaltendes, mit guten Darstellern gespicktes Endzeit-Werk, das hinsichtlich Inhalt und Atmosphäre irgendwo zwischen „1984“ und „Brazil“ angesiedelt ist und eine ausgewogene Mischung aus effektreicher Action und hintersinnigem Anspruch präsentiert.
Wenn sich die unterste Schicht der Überlebenden der Eiszeit von Abteil zu Abteil kämpft, erwachen hier und da Erinnerungen an blutige Videospiel-Ego-Shooter oder Game-Verfilmungen wie der „Resident Evil“-Reihe. Ähnlich wie dort wirken auch die „Snowpiercer“-Waggons wie in sich abgeschlossene, kleine Levels, in denen nur eines zählt: das Überleben. „Snowpiercer“ ist aber so viel mehr als hirnloses Abgeschlachte oder überzeichnete Science-Fiction. Hinter jeder Tür eines Zugabteils erwartet den Zuschauer eine neue, spannende Welt, die unzählige Überraschungen bietet und hinsichtlich Ausstattung und Design zum Staunen einlädt.
Je weiter sich die Aufständischen dem Führer-Waggon nähern, desto pompöser und opulenter sind die einzelnen Waggons ausgestattet und desto mehr Schauwerte bieten sie. Hier punkten Regisseur Bong, Produktions-Designer Ondrej Nekvasil („The Illusionist“) und Kameramann Hong Kyon-kyo mit Einfallsreichtum und Fantasie. Hinzu kommen die atmosphärischen Bilder, wenn sich der Zug seinen Weg durch endlose, verschneite Landschaften und vereiste Städte bahnt. Die Star-Darsteller (u.a. Chris Evans, Tilda Swinton) machen ihre Sache durchweg gut und verleihen ihren Figuren Anmut und Format. Das größte Lob gebührt den Machern jedoch, da es ihnen gelingt, einen harmonischen Mix aus spektakulären Action-Sequenzen und eben stillen, nachdenklichen Momenten voller Anspruch zu kreieren, der den Zuschauer mit einer ungemein düsteren Zukunftsvision und philosophischen Exkursen konfrontiert.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Der Film ist etwas schwer in Worte zu fassen, da er im großen und ganzen etwas surrealistisch ist und ich deshalb auf eine detaillierte Beschreibung verzichte. Wenn man sich auf die etwas eigenwillige Art (was ich positiv sehe) einlässt, bekommt man von vielen Genres etwas und dies irgendwie sehr gut vereint. Auf alle Fälle reingehen und anschauen.
Ein ehrgeiziger, fantastischer Action-Thriller, der sowohl zum Sinnieren über unser Gesellschafts-System anregt als auch blendend unterhält. Manchmal ist er allerdings ein bisschen zu offenkundig und vorhersehbar.