Tammy Kritik

tammy filmkritikTammy (Melissa McCarthy) ist ein Pechvogel. Nicht nur, dass ihr auf dem Weg zur Arbeit ein Hirsch vors Auto läuft und ihr den Wagen demoliert. Durch den Unfall kommt sie auch noch zu spät zur Arbeit und wird daraufhin von ihrem wenig verständnisvollen Chef entlassen. Doch es kommt noch „dicker“: Nachdem ihr Auto auf dem Heimweg endgültig versagt, erwischt sie ihren untreuen Ehemann und die Nachbarin auch noch beim vertrauten, innigen Lunch. Für Tammy eindeutig zu viel, die am liebsten sofort das Weite suchen und die Flucht weit, weit weg antreten würde. Doch ohne Auto und Geld leichter gesagt als getan. Da tritt ganz plötzlich und unerwartet ihre schusselige Oma Pearl (Susan Sarandon) auf den Plan. Ihr Vorschlag: Sie stellt den Wagen und das nötige Kleingeld zur Verfügung, wenn sie Tammy auf ihrem Weg quer durch die USA begleiten darf. Gezwungenermaßen stimmt diese zu und ein feucht-fröhlicher Wahnsinns-Road-Trip nimmt seinen Lauf.

„Tammy“ ist das Regie-Debüt des Schauspielers Ben Falcone („Brautalarm“), der seiner Ehefrau und Hauptdarstellerin Melissa McCarthy die Story auf den (drallen) Leib schneiderte. Melissa McCarthy spielt hier erneut die überkandidelte Wuchtbrumme, die das Pech gepachtet zu haben scheint – ihre absolute Paraderolle. Die Mischung aus Road-Movie und Slapstick-Komödie ist über weite Strecken sehenswert, vor allem auch durch die gute Chemie zwischen McCarthy und Alt-Star Susan Sarandon. Dass der Film trotz dieser Tatsache und der hohen Dichte an Gaststar-Auftritten dennoch nicht vollends überzeugt, ist der Fülle an schlechten, misslungenen Witzen und übertriebenem Slapstick geschuldet.

„Tammy“ beginnt mit hohem Tempo und führt die übergewichtige Hauptperson als notorischen Pechvogel ein, die innerhalb von wenigen Augenblicken Mann, Job und Auto verliert. In dieser Konsequenz und Tragik erinnert Hauptfigur Tammy an die bemitleidenswerte Ruth Patchett aus dem Klassiker „Die Teufelin“, gespielt von Roseanne Barr, der 1989 ähnliches widerfuhr. In dieser Rolle, als fettleibiger Unglücksrabe mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein, dem man lieber nicht zu nahe oder auf die Füße tritt, agiert Melissa McCarthy gewohnt stark und glaubwürdig. Sie ist notorisch gereizt und übellaunig und hat immer den passenden, knallharten Spruch parat. Eigentlich kein Wunder, bei dem was ihr alles widerfuhr.

Auch Susan Sarandon hat als liebenswerte aber schusselige und nervtötende Oma einige gelungene Momente auf ihrer Seite. Für Sarandon nicht der erste Ausflug ins Roadmovie-Gerne („Thelma und Louise“, 1991). Schwächen zeigt der Film jedoch deutlich bei seinem Versuch, auf Teufel komm raus witzig sein und als ausgewogener Mix aus Slapstick-Comedy und Road-Trip funktionieren zu wollen. Etliche komisch gemeinte Szenen und Momente sind dies einfach nicht, vom Versuch, nach dem Unfall den Hirsch per Mund-zu-Mund-Beatmung wiederbeleben zu wollen über die halbgaren Rache-Aktionen an ihrem Chef nach der Kündigung bis hin zum peinlichen Fluchtversuch nach der Festnahme durch die örtliche Polizei. Was der Film zudem nicht gebraucht hätte, sind die vielen Lebensweisheiten und abgedroschene Floskeln („Finde heraus, was dir wirklich wichtig ist“, „Glaube an deine Träume“).

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Dialogwitz, Situationskomik, verschrobene Typen und die Hauptdarsteller machen ihre Sache auch (überraschend) sehr gut. Überdurchschnittliche Unterhaltung. Muss man zwar nicht gesehen haben, aber für einen vergnüglichen Abend in jedem Fall geeignet.

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