Finding Vivian Maier Kritik

Finding Vivian Maier FilmkritikDem Filmemacher John Maloof ist es zu verdanken, dass die Welt einen Blick auf die Kunst einer Frau werfen darf, die längst verstorben ist und selber die ganze Aufregung um sich und ihre Bilder wohl nur ungern miterlebt hätte: die Straßenfotografin und Foto-Künstlerin Vivian Maier. „Finding Vivian Maier“ erzählt von dem Versuch, das Rätsel um eine bereits verstorbene, mysteriöse Künstlerin zu lösen, von der fast nichts bekannt ist und die zeitlebens alles dafür tat, ihre großartigen Kunstwerke unter Verschluss zu halten. Der Film ist eine spannende, dramaturgisch ausgefeilte Spurensuche, die 80 Minuten lang fesselt und die Bilder der Künstlerin Vivian Maier einem breiten Publikum näher bringt.

Alles begann mit der Versteigerung einer Kiste alter Fotos im Jahre 2007, wodurch Maloof auf diesen unfassbaren Schatz stieß. Der gelernte Heimatforscher war für ein Buch auf der Suche nach alten, historischen Stadtaufnahmen, was er jedoch in der Kiste vorfand, übertraf seine kühnsten Erwartungen: darin befanden sich rund 100.000 Fotoabzüge und Negative, überwiegend zeigten die ästhetischen und künstlerisch anspruchsvollen Bilder Aufnahmen der Stadt Chicago aus den 50er- und 60-Jahren. Zu sehen waren Bettler, Überlebenskünstler, spielende Kinder, vorbeifahrende Autos, Momentaufnahmen des alltäglichen Straßengeschehens. Mit dem Namen der Künstlerin konnte Maloof zunächst nicht sonderlich viel anfangen. Erst eine Todesanzeige zwei Jahre später brachte ihn auf die Spur der Fotografin Vivian Maier. Nun konnte er mit den Recherchen über diese unnahbare Frau beginnen. Erst nach und nach stellte sich heraus, dass es sich bei Vivian Maier wohl um eine der bedeutendsten Straßenfotografie-Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts handelte, die jahrelang ihr Geld als Kindermädchen verdiente.

Das Besondere an „Finding Vivian Maier“ ist, dass Regisseur Maloof auf gekonnte Weise zwei Handlungs- bzw. Erzählstränge miteinander koppelt und verzahnt, so dass sich diese zwei Ebenen gekonnt ergänzen und dramaturgisch eine Einheit ohne Bruch bilden. Die eine Geschichte, die Maloof erzählt, ist die vom Fund der geheimnisvollen Kiste (zu Beginn des Films wird die damalige Versteigerung authentisch nachgespielt) und die anschließende Verbreitung bzw. Bekanntmachung der Fotos z.B. durch Ausstellungen. Der Film zeigt den immensen Erfolg, der den Bildern von Maier durch die öffentlichen Ausstellungen in Galerien und Museen zuteilwird. In Gesprächen mit Galeristen, Kunstkennern und Museums-Besuchern wird deutlich, welche gewaltige Wirkung ihre Straßenbilder auf die Menschen haben. Leider bekommt die mysteriöse Maier von alledem ja nichts mehr mit.

Und damit wären wir bei der zweiten Geschichte, die der Film zu erzählen versucht: die Geschichte vom Leben der Künstlerin Vivian Maier. Wer war diese Frau, die ihre kunstvollen Bilder und Aufnahmen vor der Öffentlichkeit geheim hielt? Warum war so sie so sehr auf Geheimhaltung aus? Woher kam die Leidenschaft ausgerechnet für die Straßenfotografie? Und wie kommt eine künstlerisch derart begabte Frau dazu, sich 40 Jahre lang als Nanny in wohlhabenden Häusern zu verdingen? Auf all diese Fragen versucht der Film Antworten zu finden. Da die Hauptperson der Doku ja bereits 2009 verstarb, blieben Maloof einzig die Gespräche mit ehemaligen Arbeitgebern von Maier oder ehemaligen Kindern, auf die sie einst aufpasste, und die jetzt, im Erwachsenenalter, über ihre frühere Nanny erzählen können. Es entsteht das vielschichtige Bild einer rätselhaften, komplexen Person, die man auch nach Ende des Films kaum fassen kann.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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