Amy – The Girl Behind the Name Kritik

Amy-The-Girl-Behind-the-NameSie war einer der weltweit größten Pop-Stars der zweiten Hälfte der 00er-Jahre, die vielleicht größte weibliche Soulstimme seit Aretha Franklin und sechsfache Grammy-Gewinnerin – aber sie zerstörte im Laufe der Jahre aufgrund ihres exzessiven Alkohol- und Drogenkonsums auch konsequent sich selbst und ihren Körper. Bis sie im Sommer 2011 schließlich im Alter von 27 Jahren verstarb: Amy Winehouse. Die Dokumentation „Amy“ zeichnet das Leben der begnadeten Künstlerin nach und erschafft das Bild einer fragilen Person, die am Ruhm und der unerbittliche Jagd durch die Boulevardpresse zerbrach.

Die in einer jüdischen Familie in London aufgewachsene Winehouse zählte trotz ihrer nur zwei offiziell veröffentlichten Studioalben zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Gemeinsam mit ihren immens erfolgreichen Singles („Rehab“, „Back to Black“, „You know I`m no good“ u.a.) verkaufte sie über 25 Millionen Tonträger, ihre Tourneen waren ausverkauft und sie wurde mit Preisen überhäuft. Ihr Album „Back to Black“ war 2007 das meistverkaufte Album in England. Ihre sanfte, einnehmende Soulstimme wurde ebenso zu ihrem Markenzeichen wie ihre auffällige, unübersehbare Bienenkorb-Frisur. Mit dem großen Durchbruch 2006 erfolgte aber gleichzeitig bereits der langsame, unvermeidliche Niedergang: ihr Ehemann Blake Fielder-Civil führte sie an harte Drogen heran, hinzu kam eine lange Alkoholabhängigkeit und infolgedessen eine schwere Bulimie.

Mit der zerbrochenen Ehe zu Fielder-Civil kam sie ebenso nicht zurecht wie mit der unerbittlichen, (vor allem britischen) Regenbogenpresse und dem Ruhm. Wenige Wochen vor ihrem Tod zeugte ein Auftritt in Belgrad von ihrem desolaten Zustand und erschreckenden Verfall: torkelnd und stolpernd wurde die Show zu peinlichen Farce und musste frühzeitig abgebrochen werden. Wenige Wochen später war Winehouse tot.

Die Doku „Amy“ vom indisch-stämmigen Filmemacher Asif Kapadia („Senna“) macht nochmals nachhaltig deutlich, welch ein gewaltiges musikalisches Talent Amy Winehouse war und wie sehr sie unter der jahrelangen Verfolgung durch die Medien litt. Dutzende (Archiv-) Aufnahmen von Konzerten, Shows, von ihr als Kind oder auch zu Beginn ihrer Karriere im Tonstudio, machen dies ebenso nachhaltig deutlich wie die unzähligen Songs und Sound-Schnipsel, mit denen Kapadia viele seiner Szenen unterlegt. Zu sehen ist auch eine ganze Reihe an bisher unbekannten, unveröffentlichten Aufnahmen und Bildern. Desweiteren bedient sich der Regisseur vieler Interviews und Gespräche mit Freunden, Weggefährten, Musikerkollegen und Familienmitgliedern, die ihre Sicht der Dinge erläutern, über die Künstlerin berichten und ihre Meinung darüber darlegen, wie es zum tragischen, viel zu frühen Tod kommen konnte.

„Amy“ geht dabei streng chronologisch vor und mitunter ist es schwer mit anzusehen und zu ertragen, wenn man Winehouse immer wieder auch glücklich und ausgelassen (vor allem zu Beginn der Beziehung mit Fielder-Civil) sieht, stets in dem Wissen, wie bitter die Geschichte endet. Immer wieder fällt dabei auf, wie sehr das Schicksal der Soulsängerin jenem von Nirvana-Sänger Kurt Cobain ähnelt: beide litten unter der frühen Scheidung der Eltern, beide waren verhaltensauffällig, wurden diverser Schulen verwiesen und kamen letztlich mit dem immensen Ruhm und Erfolg nicht zurecht. Besonders dringlich und deutlich wird die Tatsache, dass Winehouse wohl die von der Presse meistgejagte Person seit Lady Di war, in jenen beklemmenden, kurzen Momentaufnahmen des Films: wenn sich die Türen der edlen Limousinen öffnen, auf die Sängerin ein brutales, unerbittlich-stakkatoartiges Blitzlichtgewitter hereinbricht und sich in ihrem Gesicht daraufhin die ganze Last der Verfolgung und Öffentlichkeit wiederspiegelt.
Ähnlich wie die vor kurzem erschienene Cobain-Doku „Montage of Heck“, ist „Amy“ ein fesselnder, bedrückender Film über den Aufstieg und Fall sowie den langsamen, aber unaufhaltsamen Niedergang einer großen Künstlerin.

Fazit: Chronologisch aufgebaute, mitreißende Doku, die nachhaltig deutlich macht, was Ruhm, ständige Öffentlichkeit und letztlich auch eine zerbrochen Liebe mit einem Menschen machen können.

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2 Kommentare

  1. Also ich fand den Film sehr, sehr erschütternd und sehr traurig. Schlimm, was das Startum mit den Menschen so alles macht. Wobei sie da ja nicht die Einzige ist: George Michael, Kurt Cobain und Michael Jackson kamen/kommen damit ja auch nicht zurecht;-( Nur einige wenige Beispiele

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