Den Menschen so fern Kritik

Den Menschen so fern filmkritikEin abgelegenes algerisches Dorf Mitte der 50er-Jahre: Der ehemalige Soldat der französischen Armee, Daru (Viggo Mortensen), arbeitet dort als Französisch-Lehrer für Kinder des Dorfes. Die Lage in dem afrikanischen Land spitzt sich immer mehr zu, denn ein Krieg zwischen der algerischen Unabhängigkeitsbewegung und den Kolonialherren aus Frankreich steht kurz bevor. Teil dieser konfliktreichen, gefährlichen Situation wird Daru, als er den Bauern Mohamed (Reda Kateb) in das nächstgelegene Dorf zur Polizeistation geleiten soll. Mohamed wird ein Mord vorgeworfen. Widerwillig nimmt Daru den „Job“ an, da es sonst zum Streit mit seinem befreundeten Gendarmen kommen wird, der ihn mit der Überführung beauftragt hat. Auf der langen, beschwerlichen Reise durch die unwirtliche Natur des rauen Atlasgebirges, kommen sich die beiden Außenseiter langsam näher und Daru muss sich fragen: führt er die Aufgabe wie befohlen aus oder lässt er den Beschuldigten frei?

„Den Menschen so fern“ ist der erste Film des französischen Regisseurs und Drehbuchautoren David Oelhoffen seit 2007. Für das mit Western- sowie Schuld-und-Sühne-Elementen gespickte Natur-Drama nahm sich Oelhoffen die Kurzgeschichte „Der Gast“ (1957) von Albert Camus vor, einem der bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Für den dänisch-amerikanischen Schauspieler Viggo Mortensen („Der Herr der Ringe“) ist „Den Menschen so fern“ bereits der dritte Film in diesem Jahr – und einer der meistgefeierten, in denen er bis heute mitwirkte. Allein auf dem letztjährigen Filmfest Venedig, auf dem er seine Weltpremiere feierte, wurde der Film mit Preisen überschüttet und u.a. für den Goldenen Löwen nominiert. Die Filmmusik stammt vom Meister des Düster-Pop, Nick Cave.

Obwohl es in „Den Menschen so fern“ um Themen wie Tod, Rache sowie Schuld und Sühne geht, zählt der ruhige und langsam erzählte Film zu den hypnotischsten, träumerischsten der jüngeren Vergangenheit. In einer Art traumwandlerischen Stimmung kämpfen sich die beiden ungleichen Männer durch die karge Natur und gegen sie verfolgende Dorfbewohner, die Blutrache an Mohamed nehmen wollen, obwohl seine Tat nicht eindeutig bewiesen ist. Zu dieser friedvollen, beruhigenden Stimmung und Atmosphäre tragen vor allem zwei Dinge bei: der zarte, unaufdringliche Soundtrack von Nick Cave und das zurücknehmende, dialogarme Spiel der beiden famosen Hauptdarsteller. Viele Worte fallen zwischen den Beiden nicht, viel funktioniert hier über nonverbale Kommunikation, über Gestik und Mimik.

Ein eigener Hauptdarsteller im Film ist die imposante, beeindruckende Natur, in die die Handlung eingebettet ist. An der marokkanisch-algerischen Grenze und im Atlasgebirge – einem sich über Marokko, Algerien und Tunesien erstreckenden Hochgebirge – gedreht, rückt Regisseur Oelhoffen die ganze Pracht der Landschaft und Natur ins rechte Bild: von den eindrucksvollen, mächtigen Gebirgskämmen über die von Kakteen und Feigenbäumen bestimmten, weiten Grünflächen bis hin zu den abgeschiedenen Dörfern in den Schluchten. Kriegsszenen und Kämpfe kommen praktisch nicht vor, lediglich zu Beginn des Films wird der verheerende Algerienkrieg kurz erwähnt: jene kämpferische, von 1954 bis 1962 währende Auseinandersetzung, die das Land von Grund auf verändern sollte. Ebenso, wie die ereignisreiche Reise Daru verändert.

Fazit: „Den Menschen so fern“ ist ein hypnotisches, in betörend schöne Naturbilder gegossenes Western-Natur-Drama rund um die Themen Schuld, Sühne und Rache.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Ein sehr, sehr lohnens-, unbedingt sehenswerter Film. Der Film bringt einem nachhaltig Land und Leute näher und sorgt dafür, dass man lange über diese beiden unterschiedlichen Schicksale nachdenken muss.

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