City of McFarland Kritik

City of McFarland KritikFootball-Trainer Jim White verliert aufgrund einer unbedachten Handlung seinen Posten als Coach und findet nur noch an einer High-School im Süden Kaliforniens eine Anstellung als Trainer einer Leichtathletik-Mannschaft. Er und seine Familie sind nicht gerade erfreut über den neuen beruflichen wie privaten Standort: McFarland gilt als einer der wirtschaftlich schwächsten, ärmsten Orte im ganzen Land, dazu machen ein Großteil der Bewohner mittellose Mexikaner aus. Mexikanisch-stämmig und aus armen sozialen Verhältnissen sind auch die meisten der Schüler, die White fortan trainieren muss. Anfangs noch voller Vorurteile und Zweifel, erkennt White jedoch langsam, dass in den Jugendlichen mehr steckt als nur ein paar aufmüpfige Teenager. Die Jungs sind bereits in Lage, Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen und vor allem an harte, körperliche Arbeit gewohnt. Deshalb gelingt es White zunächst auch nicht, sie mit seinen harten, teils antiquierten Trainingsmethoden zu schocken. Aber er hat ein Ziel vor Augen: er will mit dem Team an den anstehenden, landesweiten Meisterschaften im Laufen teilnehmen.

Nachdem Amerikas gutes Film-Gewissen, Kevin Costner, im letzten Jahr gleich mit drei Filmen auf der Leinwand zu sehen war, ist „City of McFarland“ sein erster Film in diesem Jahr. Erfahrung mit Sport-Dramen hat er, so spielte er Ende der 80er in den Baseball-Filmen „Annies Männer“ und „Feld der Träume“ mit. Auch Regisseurin Niki Caro ist Drama-erfahren, vor allem ihre beiden Filme „Whale Rider“ und „Kaltes Land“ mit Charlize Theron ernteten weltweit gute Kritiken. „City of McFarland“ beruht darüber hinaus auf wahren Begebenheiten: 1987 nahm das vom echten Jim White trainierte, tatsächlich existierende McFarland Highschool-Team an einem landesweiten Lauf-Wettbewerb teil. „City of McFarland“ ist einer der wenigen Sport-Filme, der diese Sportart in den Mittelpunkt rückt, geht es in den meisten US-amerikanischen Sportfilmen doch zumeist um die Breitensportarten Baseball oder Basketball.

In seinen Grundprinzipien erinnert der solide, überdurchschnittliche Film mit seinen glaubwürdigen Darstellern immer wieder an Dramen wie z.B. „Dangerous Minds“ oder „Coach Carter“, in denen es ebenfalls um mitunter schwer erziehbare, farbige Jugendliche aus prekären Verhältnissen und ärmeren Schichten geht. Insofern sind Thema und Grundprämisse des Films nicht neu, auch enthält der Film immer wieder auch arg vorsehbare, klischeeüberfrachtete Szenen und Handlungselemente, die man schon ein Dutzend Mal gesehen hat: wenn etwa John White einen von einem Familienstreit verstörten Jugendlichen knapp vom Suizid durch einen Brückensprung abhalten kann, da er – rein zufällig und gerade noch rechtzeitig – mit dem Auto an besagter Brücke vorbeikommt, dann entbehrt das nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik – zu oft hat man diese oder eine ganz ähnliche Szene in vergleichbar angelegten Filmen bereits gesehen.

Auch den ein oder anderen pathetischen Dialogfetzen hätten die Macher vermeiden sollen (Beispiele: „Ihr könnt alles im Leben schaffen“, „Ihr müsst nur fest genug an euch glauben“ oder „Laufen ist das Beste, was euch im Leben passieren konnte“). Was den Film aber dennoch über die Maßen sehenswert macht, sind u.a. die grundsympathischen, lebensecht gezeichneten Figuren, mit denen man trotz aller Klischees und bekannter Muster, fiebert. Costner liefert als eisenharter, brummiger Coach der alten Schule, der noch an – vor allem im (Team-) Sport essentielle – Ideale wie Durchhaltewillen und Zusammenhalt glaubt, eine bärenstarke Vorstellung. Es dauert lange, bis er sich das Vertrauen und die Zuneigung der Jugendlichen erarbeitet hat. Doch die Art und Weise, wie ihm das gelingt, seine althergebrachten aber letztlich wirkungsvollen Strategien und Maßnahmen, sind mitreißend und sorgen dafür, dass man den cholerischen Brummbär einfach mögen muss. John White ist Idealist durch und durch, der an die guten Seiten im Menschen glaubt und jedem eine Chance zugestehen will – von diesen „Typen“ wünscht man sich auch an deutschen Schulen deutlich mehr.

Auch die Dramaturgie des Handlungsverlaufs ist geschickt, alles läuft auf die finale Teilnahme an dem Wettbewerb hinaus und steigert sich im Laufe des Plots immer weiter, bis es zu dem packenden Schlagabtausch der Jugendlichen kommt, in dem so manch einer über sich hinauswächst.

Fazit: Trotz einiger Klischees und schwülstiger Dialoge, ein mitreißendes, weil lebensnahes und gut gespieltes Sozial-Drama.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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