Mission: Impossible – Phantom Protokoll Kritik

Nach dem kommerziellen Misserfolg der zweitklassigen Action-Komödie „Knight and Day“ (2010), stand Cruise zuletzt gehörig unter Druck. Der letzte Kassenerfolg lag mit „Operation Walküre“ (2008) schon lange zurück und durch seine peinlichen medialen Auftritte und den öffentlichen Liebesbekenntnissen zu Katie Holmes machte er sich in den vergangenen Jahren selbst zum wohl meistgehassten Mann Hollywoods. Mit dem vierten Teil der exakt auf Cruise und seine Leinwandwirkung zugeschnittenen Agenten-Action-Reihe „Mission: Impossible“ gelingt ihm nun jedoch ein überzeugendes Comeback. Sowohl Cruise als auch der Film an sich erfüllen diesmal die hohen Erwartungen und sollten dessen Karriere wieder in die gewohnt erfolgsverwöhnten Bahnen lenken.

Auf dem Regiestuhl nahm diesmal Animations-Spezialist Brad Bird Platz, der hier seinen ersten Realfilm inszenieren durfte. Bird sorgte zuletzt 2007 mit seinem Film „Ratatouille“ für Furore, der bis heute als einer besten Animationsfilme überhaupt gilt und den Oscar als bester animierter Spielfilm gewann. Bird verfügte für Teil vier über ein Riesenbudget von rund 140 Millionen Dollar, das er bis zum letzten Cent investierte, wie an den atemberaubenden Stunts und der ungemein aufwendigen Umsetzung zu jeder Sekunde sichtbar wird. Noch deutlicher als der durchaus gelungene dritte Teil von 2006, setzt Bird in „Phantom Protokoll“ auf den Aspekt Action: Der Film steht ganz im Zeichen seiner packenden Action-Sequenzen, die sich ausschließlich vor exotischen und visuell beeindruckenden Kulissen abspielen. So führten die Dreharbeiten das Team einmal um die halbe Welt: von Moskau und Prag über Vancouver und Dubai bis nach Mumbai in Indien.

© Paramount Pictures Germany

Zur Story: Top-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) sitzt in einem russischen Gefängnis. Die Impossible Mission Force (IMF) muss reagieren: Technikexperte Benji Dunn (Simon Pegg) und die talentierte Jane Carter (Paula Patton) sorgen für einen reibungslosen Ausbruch. Nun müssen sie versuchen, die Scherben der letzten gescheiterten IMF-Mission zu kitten: Nachdem Agent Trevor Hanaway (Josh Holloway) getötet wurde, fielen streng geheime Atomwaffencodes in die Hände des russischen Atomwaffenstrategen Kurt „Cobalt“ Hendricks (Michael Nyqvist). Hendricks will die Menschheit in einen Atomkrieg führen, um die nächste Stufe der Evolution zu erreichen. Die erste Spur führt Hunt und sein neu zusammengestelltes Team direkt in den Kreml, wo sie eine heikle Infiltration starten. Doch Hendricks lässt die verdeckte Operation auffliegen und jagt den Kreml in die Luft. Die Schuldigen sind schnell ausgemacht: Hunt und sein Team vom IMF. Die Verdächtigungen und die nun schwierigen Beziehungen zwischen den USA und Russland veranlassen den US-Präsidenten, jegliche Kenntnis der Tätigkeit des IMF abzustreiten: Er ruft das „Phantom Protokoll“ aus. Hunt bleibt nicht mehr viel Zeit, um seine Unschuld zu beweisen…

Tom Cruise gelingt mit dem vierten Teil der erfolgreichen Agenten-Reihe ein rundum gelungenes Comeback. Er liefert als Spitzen-Agent Ethan Hunt eine souveräne Leistung und spielt seine Figur mit gewohnt stoischer Mine und ernsten Zügen. Das Action-Feuerwerk meistert er mit Bravour und man merkt ihm seine bald 50 Jahre in keiner der vielen temporeichen Szenen an (Cruise übernahm wieder einen Großteil der Stunts selbst). Zum ersten Mal kämpft Ethan Hunt hier nicht allein gegen das Böse. Ein ganzes Team voller unterschiedlicher Charaktere schart sich um den Agenten, die dem Film extrem gut tun: Da ist zum einen Simon Pegg („Shaun of the Dead“) als nerdiger Computerexperte Benjji Dunn, der mit einem Augenzwinkern den humoristischen Anteil beisteuert und für einige echte Lacher sorgt. Allein seine technischen Gadgtes und Spielereien bereiten eine Menge Spaß und bringen frischen Wind in die (durch Bond-Filme) allseits bekannte Story vom Bösewicht, der den atomaren Schlag und damit den dritten Weltkrieg plant. Paula Patton („Déjà Vu“) ist als knallharte, toughe Agentin Jane Carter ebenso authentisch und überzeugend wie die Französin Léa Seydoux („Inglourious Basterds“), die als klassische Femme Fatale des Agentenfilms daherkommt und für ihre Figur unterkühlte Erotik mit kompromissloser Härte kombiniert. Größter Trumpf des Films in darstellerischer Hinsicht ist jedoch Jeremy Renner („Tödliches Kommando“, „The Town“) in der Rolle des Sicherheitsanalysten William Brandt, der das Team um Hunt komplettiert. Renner verleiht seiner Figur etwas Unnahbares und Geheimnisvolles und schon in der Mitte des Filmes wird deutlich, was der Grund für dessen innere Zerrissenheit ist.

Von Links nach Rechts: Paula Patton spielt Jane, Simon Pegg spielt Benji und Jeremy Renner spielt Brandt in MISSION: IMPOSSIBLE - GHOST PROTOCOL, from Paramount Pictures and Skydance Productions.

Einen enormen Schauwert stellen zudem die unzähligen waghalsigen und schweißtreibenden Stunts dar, die das ein oder andere mal zwar deutlich überzogen und unrealistisch daherkommen, aber – und darauf kommt es Regisseur Bird an – prächtig unterhalten. So schickt Bird die Agenten z.B. in einen engen, heißlaufenden Computerschacht, auf schweißtreibende Verfolgungsjagden durch einen höllischen Sandsturm oder lässt sie an der Außenfassade des höchsten Gebäudes der Welt in Dubai entlang klettern. „Mission Impossible 4“ lässt zwar den Anspruch und die intelligente Spionagestory des ersten Teils vermissen, versteht sich aber auch vielmehr als Action-Stunt-Feuerwerk, das in dieser Funktion vollends überzeugt und gar nicht erst den Anspruch erhebt, stets sinnfrei und logisch zu erscheinen. Das Geheimnis: Der Film nimmt sich und seine Protagonisten nicht allzu ernst und das tut ihm sichtlich gut.

Laut, schnell, rasant: „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ zündet ein spektakuläres Action-Feuerwerk, das auf höchstem Niveau blendend unterhält und locker mit der Konkurrenz namens Bourne und Bond mithalten kann.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Tom Cruise
  • Jeremy Renner
  • Simon Pegg
  • Paula Patton
  • Ving Rhames
  • Josh Holloway
  • Léa Seydoux
  • Tom Wilkinson
  • Michael Nyqvist
  • Anil Kapoor
  • Darren Shahlavi
  • Samuli Edelmann

Regie:
Brad Bird

Erscheinungsjahr:
2011

Mission: Impossible – „Phantom Protokoll“ Trailer

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