In Pittsburgh fallen fünf Menschen scheinbar willkürlich einem Scharfschützen zum Opfer, der ohne erkennbares Motiv und ohne Zusammenhang seine Opfer niederstreckt. Alle Indizien der Polizeiermittlung weisen auf den Ex-Soldaten James Barr (Joseph Sikora) hin. Doch dieser beteuert seine Unschuld, die ausgerechnet der Mann beweisen soll, der ihn wegen Kriegsverbrechen hinter Gitter zu bringen versuchte: Ex-Militärcop Jack Reacher, der nun aus der Anonymität zurückkehrt, in die er lange abgetaucht war und der Verteidigerin Helen Rodin (Rosamunde Pike) bei ihren Untersuchungen hilft. Diese bringen ihn bald auf die Spur einiger Berufsverbrecher und einem zwielichtigen Russen mit deutschem Akzent (Werner Herzog).
Der Film basiert auf dem neunten Roman („Sniper“) über den ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher, der aus der Feder des Schriftstellers Lee Child stammt. Bisher hat Child seinem stets kompromisslos vorgehenden Kriminalisten 17 Romane gewidmet – genug Stoff also, um in Serie zu gehen. Ob weitere Filme entstehen, muss das Einspielergebnis von „Jack Reacher“ zeigen. Schon Wochen vor Drehbeginn, sah sich das Team um Regisseur Christopher McQuarry einem Sturm von Protesten durch Fans der Buchvorlage ausgesetzt. Sie hielten Cruise für ungeeignet, die Rolle von Jack Reacher zu übernehmen, der in den Romanen außergewöhnlich groß und kräftig (1.96m) beschrieben wird. Cruise liegt mit seinen 1.70m ziemlich weit von dieser Größe weg, ist seit den „Mission:Impossible“-Filmen aber geradezu die Idealbesetzung für die Rolle des hartgesottenen, körperlich geschickten Action-Helden. Cruise darf sich hier gehörig in einem Film austoben, der alles in allem aber leider nur mittelprächtige Action-Kost bietet, an der handwerklich zwar nicht viel auszusetzen ist, die insgesamt aber doch zu vorhersehbar und emotionslos bleibt.
Zwei Gründe sind es, die „Jack Reacher“ zumindest für alle „Mission:Impossible“-Fans und Freunde adrenalinhaltiger und spektakulär gefilmter Szenen, sehenswert machen: Die handwerklich ohne Fehl und Tadel umgesetzte Action, die von plastischer Kameraarbeit festgehalten wird und mit zahlreichen ungewöhnliche Perspektiven gefällt. Auf der Leinwand kracht, donnert und poltert es gehörig und Tom Cruise darf vollen Körpereinsatz zeigen. Der zweite Grund ist eine atemberaubende, klassische Auto-Verfolgungsjagd durch die engen Straßen und Gassen von Downtown Pittsburgh, mit Tom Cruise auf der Flucht in einem roten, getunten Chevrolet Camaro. Manch einer wird sich an dieser Stelle an den Klassiker „Bullit“ mit Steve McQueen erinnert fühlen.
Darstellerisch liefert Tom Cruise gewohnt solides Schauspiel-Handwerk ab, spielt im Grunde aber nur seine Ethan-Hunt-Figur aus der „Mission:Impossible“-Reihe, die in vielen Szenen echte Emotionen vermissen lässt und allzu oft unverhältnismäßig radikal und kompromisslos zur Sache geht. Dies sorgt dafür, dass man der Hauptfigur Jack Reacher eigentlich zu keinem Zeitpunkt echte Sympathie entgegenbringt oder mit ihr mitfiebert. Auch geht Cruise in vielen Szenen lediglich gelangweilt-routiniert zur Sache. Ein echter Lichtblick als dubioser Besitzer einer Gun-Range ist hingegen Robert Duvall, der nach wie vor und trotz eines fortgeschrittenen Alters von mittlerweile 82 Jahren zu den ausdrucksstärksten Charakter-darstellern der Traumfabrik gezählt werden darf.
Ein großes Ärgernis ist hingegen Kult-Regisseur Werner Herzog in einer größeren Rolle als ehemaliger Gefangener eines russischen Gulag, dem nicht nur ein Großteil seiner Finger, sondern auch der Verstand verloren gegangen sind. Herzog ist kein Schauspieler und das merkt man in jeder seiner Szenen. Sein Platz ist hinter und nicht vor der Kamera. Was er in „Jack Reacher“ zu suchen hat, erschließt sich dem Zuschauer jedenfalls nur sehr schwer. Einige Wendungen in der Handlung und allzu weit her geholte Fakten und Informationen über die Hauptfigur (z.B. dass Reacher ohne festen Wohnsitz, Auto und Kreditkarte seit Jahren durch die Vereinigten Staaten umher driftet), wirken darüber hinaus extrem unglaubwürdig und übertrieben.
Fazit: Die spektakulären Action-Szenen und die atemberaubende Auto-Verfolgungsjagd trösten über die unglaubwürdigen Story-Wendungen und das routinierte aber gelangweilte Spiel von Tom Cruise hinweg.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Regie:
Christopher McQuarrie
Darsteller:
- Tom Cruise
- Rosamund Pike
- Robert Duvall
- Jai Courtney
- Richard Jenkins
- Werner Herzog
- James Martin Kelly
- David Oyelowo
- Alexia Fast
- Michael Raymond-James
- Kristen Dalton
- Christopher Stadulis
- …
Ich finde, Werner Herzog macht als überlebensgewillter Fiesling eine wunderbare Figur. Alles in allem finde ich, „Jack Reacher“ ist ein fetziger Actioner mit einer ordentlichen POrtion Starpower. Schon jetzt eines der Highlights des Jahres, von der es gerne nicht nur eine Fortsetzung geben darf.
Euer Sascha
„Jack Reacher“ ist für mich ein Hybrid aus klassischer Romanverfilmung à la John Grisham und Actionfilmen der 80er und 90er Jahre, in denen man normalerweise Schwarzenegger, Stallone oder Bruce Willis erwartet. Das ist noch nicht unbedingt negativ zu betrachten – die Mischung will jedoch nicht so recht stimmig erscheinen. Das liegt vor allem daran, dass die Handlung – wie schon im Text erwähnt – recht unlaubwürdige und nicht nachvollziehbare Wendungen aufweist und Jack Reacher (natürlich) der einzige ist, der an die Unschuld des Verdächtigen glaubt, obwohl die Beweislage gegen ihn erdrückend ist.
Für (einigermaßen)unterhaltsame 120 Minuten reicht es dennoch…