Seine Rückkehr zur alten Wirkungsstätte nach Washington, hat sich Ex-Militärpolizist Jack Reacher (Tom Cruise) wahrlich anders vorgestellt: eigentlich wollte er auf seiner alten Militärbasis nur seine Nachfolgerin Major Susan Turner (Cobie Smulders) treffen, muss aber entsetzt feststellen, dass diese verhaftet wurde. Nicht nur das: sie sitzt wegen angeblichen Hochverrats in einem streng bewachten Hochsicherheitstrakt. Als wäre das allein nicht genug, sieht sich der wortkarge Einzelgänger bald auch noch mit einem mysteriösen, ungeklärten Mordfall von vor 16 Jahren konfrontiert und eine Ex-Prostituierte steht plötzlich auf der Matte, die von Reacher Geld fordert. Angeblich handelt es sich bei der minderjährigen Samantha (Danika Yarosh) um seine Tochter, von deren Existenz er aber nichts wusste. Drei Probleme, die Reacher auf die gewohnte Art zu lösen versucht: mit seinen flinken, rücksichtslosen Fäusten.
Nicht wenige waren überrascht, als das produzierende Studio Paramount Ende 2013 ankündigte, eine Fortsetzung von „Jack Reacher“ drehen zu lassen. Der erste Teil über den von Autor Lee Child erdachten, ehemaligen Militärpolizisten, spielte 2012 bei Produktionskosten von 60 Millionen Dollar nur 200 Millionen Dollar wieder ein. Dennoch glaubt man bei Paramount an die Figur des Jack Reacher, die man eigentlich zu einer langlebigen Film-Reihe ausbauen wollte. Jedoch gab es einen Wechsel auf dem Regiestuhl: nicht mehr Christopher McQuarrie, sondern Edward Zwick („Blood Diamond“) inszenierte den Nachfolger. Gedreht wurde der auf dem 18. Jack-Reacher-Roman basierende Film im Herbst und Frühwinter 2015. Ob es eine dritte Verfilmung geben wird, hängt vom Erfolg an den Kinokassen ab. Um seine Kosten zu decken, muss der Actioner aber mindestens 100 Millionen Dollar einspielen.
Fans des ersten Films und wer seine Freude an kurzweiliger, leicht verdaulicher Action ohne sonderlich tiefgründige Geschichte hat, den wird der zweite Teil von „Jack Reacher“ vermutlich nicht enttäuschen. Und auch die Zielgruppe jener Zuschauer, die mit dem teils überladenen Spezialeffekte-Bombast solcher Popcorn-Blockbuster wie „Avengers“ wenig anfangen können, wird der Film ansprechen. Denn obwohl „Kein Weg zurück“ am Ende dann doch immerhin fast 100 Millionen Dollar verschlang, sind hier erstaunlich viel Handarbeit und spektakuläre Stunts ohne Effekte zu sehen. Der CGI-Anteil ist im Vergleich zu vielen anderen, millionenschweren Actionfilmen aus der Traumfabrik, vergleichsweise gering. Zu bewundern gibt es vor allem rasante Verfolgungsjagden, hier und da sowie klug eingebaute Duelle mit Schusswaffen aller Art und (natürlich) eine Fülle an Schlägereien.
Wie immer absolvierte Cruise fast alle Stunts selbst und dass der Film hinsichtlich seines Tempos und seiner Action eher ein wenig altbacken und altmodisch-antiquiert wirkt, ist hier durchaus als Kompliment gemeint. Nochmal einen Zahn zu legen die Macher dann beim Finale in schwindelerregender Höhe in New Orleans, das – im Vergleich zum verhalteneren Rest des Films – wortwörtlich „explosiv“ ausfällt. Tom Cruise macht seine Sache solide, schauspielerisch (vor allem nonverbal) verlangt man ihm aber auch nicht wirklich allzu viel ab. Wie schon im ersten Teil ist er auch in der Fortsetzung der eher wortkarge, schwer zu durchschauende Sonderling, dessen größte Stärke darin liegt, Ärger und Meinungsverschiedenheiten mit den Fäusten zu regeln – präzise und auf den Punkt.
Eine stärkere Leistung vollzieht die weibliche Hauptdarstellerin, Cobie Smulders. So läuft Smulders („Safe Haven“) ihrem männlichen Superstar-Kollegen in Bezug auf Ausdruck und emotionale Ausgestaltung ihrer Figur ab und an sogar den Rang ab. Den Drehbuchautoren ist zudem hoch anzurechnen, dass sich zwischen Reacher und Turner im Laufe des Films eben nicht die obligatorische, allseits bekannte Liebesgeschichte abspielt, die in gewohnten Bahnen verläuft.
Eine echte Enttäuschung hingegen ist der unspektakuläre, am Reißbrett entworfene Verschwörungs-Plot, der jegliche dramaturgische Finesse und Spannung vermissen lässt. Auch ist die Geschichte derart durchschaubar, dass sich schon frühzeitig das Wesentliche vorausahnen lässt. Und auch die fiesen Jungs versprühen leider alles andere als Angst und Schrecken, im Gegenteil: mit ihnen verhält es sich ähnlich wie mit der Handlung des Films: beide (Bösewichte und Story) sind austauschbar, profillos und ebenso uninteressant wie unoriginell.
Fazit: Grundsolider, mit vielen ehrlichen und handgemachten Stunts ausgestatteter Action-Film der alten Schule mit gut aufgelegten Darstellern. Jedoch trüben die unspektakuläre Story und die austauschbaren, belanglosen Bösewichte den Gesamteindruck.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.