Barry Seal – Only in America Kritik

Barry Seal Filmkritik

Am Ende der 70er-Jahre ist das Leben des einst jüngsten Piloten der Fluggesellschaft TWA, Barry Seal (Tom Cruise), alles andere als spannend. Die alltägliche Routine in der Flugkabine langweilt ihn. Sein Leben nimmt jedoch einen rasanten Verlauf mit Anbruch des neuen Jahrzehnts: denn zu Beginn der 80er-Jahre entwickelt sich Seal zu einem schwerreichen Drogenschmuggler, der für süd- und mittelamerikanische Drogenhändler Kokain in die USA fliegt. 1984 wird er geschnappt. Doch dadurch ergeben sich für den Draufgänger ganz neue Chancen. Denn die CIA heuert ihn für eine Südamerika-Mission an, in deren Verlauf er amerikanische Waffen an Rebellen in Nicaragua liefern soll. Ganz nebenbei unterwandert er – um einer Gefängnisstrafe zu entgehen – auch noch als Informant das berüchtigte Medellín-Kartell. Bald steht er zwischen Schmugglern, Kartellen, der CIA, dem FBI sowie der Drogenbekämpfungsbehörde und Seal weiß nicht, ob er da heil herauskommt.

„Barry Seal“ beruht auf der wahren Lebensgeschichte des gleichnamigen US-Amerikaners, der in den 80er-Jahren als Waffen- und Drogenschmuggler ein Vermögen anhäufte. Die Regie sollte ursprünglich Ron Howard („Apollo 13“) übernehmen, letztlich inszenierte aber Doug Liman den Film. Liman zeichnete für Kassenhits wie „Mr. & Mrs. Smith“ (2005) oder „Edge of Tomorrow“ (2014) verantwortlich, bei dem er bereits mit Tom Cruise zusammenarbeitete. „Barry Seal“ wurde im Sommer 2015 in den USA und in Kolumbien gedreht, das Budget betrug rund 80 Millionen US-Dollar. Nach „Die Mumie“ ist „Barry Seal“ der zweite Film, in dem Tom Cruise in diesem Jahr auf der Kinoleinwand zu sehen sein wird.


Die wahre Geschichte um den vergnügungssüchtigen Südstaatler ist eigentlich zu absurd und wahnwitzig, um wahr zu sein. Einem Hollywood-Drehbuchautor hätte man diese Geschichte niemals abgekauft und sie eher als unrealistisches Hirngespinst abgetan. Aber dass die Realität und das echte Leben mitunter die verrücktesten Geschichten schreiben, beweist Seals tatsächliche Lebensgeschichte. Ebenso irrwitzig, temporeich und höllisch unterhaltsam ist Doug Limans Film geraten, an dem keine einzige der doch immerhin 120 Filmminuten langweilt. Eigentlich auch wenig verwunderlich: denn an Inhalten und Handlungssträngen mangelte es Liman keinesfalls.

 

Und so packt der New Yorker Filmemacher in seine überdrehte, kurzweilige Action-Abenteuer-Komödie all die skurrilen Vorfälle jener Zeit und illegalen Machenschaften (keine Frage wird im Film häufiger gestellt als: „Ist das legal?), auf die sich Seal einließ. Darunter: sein Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Drogenschmuggler in der Geschichte (er soll Drogen im Wert von fünf Milliarden Dollar geschmuggelt haben) und seine nicht minder einträgliche Tätigkeit für den US-Geheimdienst. Nicht zu vergessen: sein ab 1984 bestehender Status als Kronzeuge der Anti-Drogenbehörde. Das alles vermengt Liman gekonnt und auf rasante Weise, auch, da eine Art „Best of“ klassischer Genre-Versatzstücke präsentiert und klug ausspielt.

Da gibt es die halsbrecherischen Action-Szenen (etwa Seals Sturzflüge und „Fluchtversuche“ in der Luft), die Portion Abenteuer, die vor allem mit dem exotischen Schauplatz Nicaraguas Einzug hält und nicht zuletzt auch reichlich humorvolle Elemente. Der Humor manifestiert sich u.a. in der Person von Seals Schwager, der zwar nicht der schlauste aber dafür umso unausgeglichener und gewaltbereiter ist. Er hat im Film einige gelungene komödiantische Momente auf seiner Seite. Aber auch die Hauptfigur, Barry Seal selbst, überzeugt mit viel Ironie, schwarzem Humor und immer wieder auch lakonischem Witz.

Ob Seal tatsächlich so war, sei dahingestellt. Beweisen lässt sich das abschließend nur noch schwer, zumal Seal selbst seit über 30 Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ebenso wie ein Großteil der im nahestehenden Personen. Dennoch: der großspurige, überhebliche Charakter Seals im Film, passt hervorragend zur Popcorn-Blockbuster-Attitüde einer Produktion, die letztlich nur eines will: unterhalten.

Und hervorragend in die Rolle des Barry Seal passt auch Tom Cruise, der hier wieder einmal beweist, dass er mehr kann als Reißbrett-artige, einfach gestrickte Action-Helden zu mimen wie zuletzt („Die Mumie“, „Jack Reacher“). Seine Figur ist durchaus auch ambivalent (darauf deutet u.a. der stark ausgeprägte Familiensinn hin), und vielschichtig damit sowieso. Cruise agiert vielseitig, hingebungsvoll und leidenschaftlich. Und er beweist, dass er einer der letzten großen Hollywood-Stars der 80er-Jahre und 90er-Jahre ist, der immer noch einen Film allein tragen kann. Johnny Depp und Eddie Murphy etwa, sind dazu schon lange nicht mehr in der Lage.

Fazit: Rasant inszenierter, irrwitziger Action-Abenteuer-Spaß mit einem spielstarken Hauptdarsteller, der seine beste Leistung seit Jahren abliefert.


Bewertung: 8/10 Sternen

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Ich habe den Film an vielen Stellen etwas unfreiwillig komisch empfunden:)) Vor allem bei den überzogenen Action-/Absturz-Momenten, die Seals Persönlichkeit als draufgängerisch und überheblich offenbarten. Ist aber eher dem Drehbuch geschuldet. Alles in allem beweist der mittlerweile 55-jährige Cruise, dass er darstellerisch mehr kann als ihm immmer unterstellt wird

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