Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat

Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat„Operation misslungen, Patient lebt!“
So ähnlich könnte man wohl das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler bezeichnen, das am 20. Juli 1944 verübt wurde. Eine der treibenden Kräfte hinter diesem Anschlag war Graf von Stauffenberg, der wenig später verhaftet und hingerichtet wurde. Obwohl sein Plan letztendlich nicht aufging, ging er als eine der wenigen Lichtgestalten in einer dunklen Zeit in die Geschichtsbücher ein.
Ausgerechnet Tom Cruise sollte fast sieben Jahrzehnte später jenen Mann verkörpern, der sein eigenes Leben im Versuch aufs Spiel setzte, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Massive Proteste und empörte Stimmen waren die Folge, nicht zuletzt auf Grund Tom Cruises Mitgliedschaft in der skurril anmutenden Scientology-Sekte.

Ob Regie-Routinier Bryan Singer („X-Men“) dennoch ein großer operativer Wurf gelungen ist, werden wir im Folgenden ganz und gar steril und keimfrei ergründen.
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Militärs mit Gewissen

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Nachdem er bei einem alliierten Angriff in Nordafrika schwer verwundet wurde, kehrt Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) ernüchtert nach Deutschland zurück. Längst weiß der aus gutem Hause stammende Oberst nicht nur um die aussichtslose Kriegslage, sondern auch um die im Namen des Deutschen Volkes verübten Gräueltaten. Deshalb schließt er sich einer Verschwörergruppe an, deren Ziel die Ermordung Hitlers (David Bamber) sowie ein Putsch ist, der den längst verlorenen Krieg beenden soll.

Am 20. Juli 1944 soll der Staatstreich erfolgen. Tatsächlich scheint es zunächst, als hätte der kühne Plan Erfolg: Eine im Führerhauptquartier von Stauffenberg platzierte Bombe geht hoch und Teile des deutschen Militärs schließen sich den Putschisten an. Dutzende hochrangige Nazis können vorübergehend verhaftet werden. Doch als sich herausstellt, dass Hitler das Attentat überlebt hat, lösen sich die Träume vom Ende des Nazi-Terrors und einem ehrenvollen Friedensschluss in Nichts auf …

Das Ende der Hoffnung auf eine Wende

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Geschichtlich gesehen hätte der 20. Juli 1944 einen Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs bedeuten können. Obwohl der Krieg für das Deutsche Reich unrettbar verloren war, mobilisierten Hitler, Himmler & Co die allerletzten Reserven für den „totalen Krieg“ und warfen buchstäblich alles in die Schlacht, was noch zur Verfügung stand. Wenig verwunderlich, denn gerade den Führungskadern war bewusst, welches Schicksal ihnen bevorstand, sobald die Alliierten das gesamte Deutsche Reich unter Kontrolle hielten.
Tatsächlich forderte der Krieg im Jahr 1944 auf Reichsdeutscher Seite die mit Abstand höchsten Verluste an Menschenleben im Laufe des Krieges. Ein Friedensschluss oder eine bedingungslose Kapitulation zu diesem Zeitpunkt hätte Millionen Leben gerettet.

Umso tragischer ist es deshalb, dass eben jenes Attentat – das bis dato bereits fünfzehnte auf Hitler – misslang und somit das völlig unnötige Blutvergießen noch über Monate hinauszog. Natürlich ist es müßig darüber zu spekulieren, welche Auswirkungen ein Staatsstreich gehabt hätte, doch ist gerade diese Fragestellung wichtig, um die Essenz des Filmes „Operation Walküre“ zu verstehen.

Penibel recherchiert und doch inakkurat

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Nicht weniger bedeutend ist die historische Korrektheit der dargestellten Ereignisse. Hierbei fährt der Film auf geradezu schizophrene Weise zweigleisig: Auf der einen Seite wurden selbst winzige Details akribisch genau eingeflochten, die den meisten Zusehern wohl nicht einmal auffallen würden, etwa die Stechmückenplage auf dem Gebiet der „Wolfsschanze“. Andererseits nimmt sich Bryan Singers Film großzügige dramaturgische Freiheiten heraus. Weder steckte Stauffenberg selbst hinter dem Walküre-Plan, noch gab es am Tage des Attentats die widersprüchlichen Befehle, Stauffenberg, wie auch Goebbels zu verhaften.

Historiker werden sich angesichts dieser und zahlreicher weiterer „künstlerischer Freiheiten“ stöhnend an die Stirn klatschen. Für den historisch weniger beschlagenen Zuschauer müssen diese Verzerrungen der Realität seltsam anmuten, denn: Bedurfte es dieser überhaupt? Der kühne Plan, die großen Hoffnungen, der gescheiterte Putsch, das grausame Ende der Verschwörer – all dies bietet genug Stoff für einen spannenden, bedrückenden Film. Weshalb man trotzdem auf Verfälschungen zurückgriff, erschließt sich dem Betrachter somit nicht.

Dennoch gelingt es Singer, ein nur auf den ersten Blick dröge anmutendes Stück Geschichte lebendig zu gestalten und den Zuschauer zwei Stunden lang zu fesseln, wiewohl er um das Misslingen des Attentats von Anfang an im Bilde ist.

Glanzloser Held
Als große Schwachstelle von „Operation Walküre“ erweist sich ausgerechnet der Hauptdarsteller. Während etwa Kenneth Branagh als Henning von Tresckow oder Thomas Kretschman in seiner Rolle als Otto Ernst Remer vollauf überzeugen können, versteht es Superstar Tom Cruise nicht, den innerlich zerrissenen Helden Stauffenberg würdig zu verkörpern. Jene Aura und Überzeugungskraft, die dieser Mann ausgestrahlt haben muss, wird zu keinem Zeitpunkt sichtbar. Im Gegenteil: Cruise bleibt von Anfang an ein Fremdkörper in dem Streifen.

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Vom zugkräftigen Namen abgesehen trägt der gleichermaßen geliebte wie gehasste US-Amerikaner wenig zum letztendlich überraschend gut gelungenen Film bei. Gerade ein Film, der auf einen charismatischen Hauptdarsteller setzt, hätte eine bessere Rollenauswahl verdient.
Dies mag nicht als Angriff gegenüber dem Schauspieler Tom Cruise gelten: Tatsächlich konnte er in einigen Rollen seine Stärken ausspielen. Doch anders als etwa bei einem Robert de Niro sind die darstellerischen Fähigkeiten und Mittel des durch „Top Gun“ zum Superstar avancierten Scientologen begrenzt.

Trotzdem kann „Operation Walküre“ als routiniert, teilweise leicht verspielt inszeniertes, dialoglastiges Drama überzeugen. Bryan Singer ist kein Meisterwerk, aber immerhin ein auf bedrückende Weise spannender Beitrag zu einem dunklen Stück Geschichte gelungen. Und das ist mehr, als man von vielen ähnlichen Filmen behaupten kann.


Darsteller

  • Tom Cruise … Claus Schenk Graf von Stauffenberg
  • Kenneth Branagh … Henning von Tresckow
  • Carice van Houten … Nina von Stauffenberg
  • Thomas Kretschmann … Otto Ernst Remer
  • Bill Nighy … Friedrich Olbricht
  • Tom Wilkinson …Friedrich Fromm
  • Terence Stamp … Ludwig Beck
  • Eddie Izzard … Erich Fellgiebel
  • Kevin McNally … Carl Friedrich Goerdeler
  • Christian Berkel … Albrecht Mertz von Quirnheim

Regie
Bryan Singer

Produktionsland, Jahr
USA/Deutschland, 2008

Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat Trailer

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