Megamind Filmkritik

Megamind FilmkritikMegamäßig! So könnte man das Abschneiden der meisten computeranimierten Filme in den letzten Jahren bezeichnen. Selbst völlig misslungene Genre-Ramschware wie „Chicken Little“ spielt Unsummen an den Kinokassen und später via Zweitverwertung ein. Neben Pixar – mittlerweile dem Disney-Konzern zugehörig – spielt DreamWorks eine bedeutende Rolle am Markt für Computeranimationsfilme.

Allerdings hat das noch relativ junge Studio ein kleines Problem: Nach dem Ende der „Shrek“-Saga fehlt es an einer zugkräftigen Serie. Kann mit „Megamind“ ein neues Erfolgskapitel aufgeschlagen werden oder entpuppt sich der Streifen letztlich als Minimind?

Harte Säuglingszeit im Gefängnis
Wie weiland „Superman“ wurden auch Megamind (Im Original: Will Ferrell, deutsche Synchronstimme: Bastian Pastewka) und Metro Man (Im Original: Brad Pitt, deutsche Synchronstimme: Oliver Welke) von der sterbenden Rasse eines anderen Planeten zur Erde geschickt, um dort in Sicherheit aufzuwachsen. Und schon damals hatte es der strahlende Schönling Metro Man besser erwischt: Während dieser buchstäblich als Weihnachtsgeschenk unterm Christbaum eines stinkreichen, kinderlosen Ehepaares landet, muss der blauhäutige Megamind im Gefängnis heranwachsen. Fürwahr ein hartes Schicksal, zumal ihn Widersacher Metro Man auch in der Schule aussticht.

Beide Jungen wachsen zu mehr oder weniger stattlichen Männern heran und gehen völlig in ihren Rollen auf: Hier der starke Beschützer von Metro City, dort der fiese Megamind, dessen überragender Intellekt ihn nicht vor dem Zugriff durch Metro Man bewahrt, der seinen Erzfeind ein ums andere Mal in den Knast steckt. Freilich türmt Megamind regelmäßig, so auch an jenem schicksalhaften Tag, an dem eine gigantische Statue von Mega Man enthüllt wird. Das ist zu viel für den gedemütigten Megamind! Gemeinsam mit seinem schuppigen Freund und Helfer Minion (Im Original: David Cross, deutsche Synchronstimme Oliver Kalkofe) ersinnt er wieder einmal einen fiesen Plan, um Metro Man auszuschalten. Er entführt des Superhelden Freundin, die Journalistin Roxanne Ritchi (im Original: Tina Fey), und lockt seinen Widersacher in eine Falle.

Megamind ™ & © 2010 DreamWorks Animation LLC. All Rights Reserved.

Womit niemand gerechnet hatte: Der Plan gelingt und Metro Man ist plötzlich nur noch Geschichte! Endlich gehört Megamind die ganze Stadt. Allzu lange kann er sich an seinem Triumph nicht erfreuen, waren es doch die ewigen Kämpfe gegen seinen Erzfeind, die dem Leben die richtige Würze gaben. Kurzerhand ersinnt er einen neuen, schurkischen Plan: Warum nicht einfach aus Metro Mans DNA einen neuen Superhelden erschaffen, gegen den er kämpfen kann? Unbeabsichtigtermaßen mutiert aber der vertrottelte Kameramann Hal zum Superhelden – und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Denn Hal denkt gar nicht daran, seine übermenschlichen Fähigkeiten für das Gute einzusetzen. Ganz im Gegenteil: Er ist noch weitaus fieser als Megamind, dem das Heft völlig zu entgleiten droht …

Der neue Superheld: Jetzt noch besser … oder fieser?
Regisseur Tom McGrath, der DreamWorks mit den beiden „Madagascar“-Filmen zwei veritable Blockbuster beschert hatte, setzt in „Megamind“ vor allem auf die Kraft der Parodie. Das Objekt der Persiflage ist natürlich leicht auszumachen: Superhelden-Verfilmungen, allen voran „Superman“! Dabei zieht der Film sämtliche Register: Von subtilen Gags, die vor allem die jüngeren Zuschauer wohl gar nicht bemerken dürften, bis hin zu grobschlächtigen Dampfhammern.

Der Erfolg ist, um es milde auszudrücken, suboptimal. Denn das ganz große Problem von „Megamind“ ist die fehlende Originalität. Um Superman & Co noch auf die Schippe zu nehmen, bedarf es schon sehr viel an Phantasie seitens der Produzenten. Schließlich wurden die lächerlichen Umhänge der Helden, deren Moralvorstellungen oder stupide Plotentwicklungen schon zigfach zuvor parodiert. Vielleicht war dies auch McGrath bewusst, weshalb er mitunter zum einem optischen Overkill greift, um vom eher schlichten Plot abzulenken. Dies gelingt nur selten und erweist sich als klassischer Bumerang: Beim Versuch, das Objekt der Parodie zu übertreffen, schlittert „Megamind“ immer wieder in die Bahnen der Superheldenverfilmungen und ist somit nicht mehr als Veralberung zu erkennen.

Megamind ™ & © 2010 DreamWorks Animation LLC. All Rights Reserved.

Dabei hat die Grundidee etwas für sich: Der Antagonist im Zentrum des Films! Was hervorragend hätte funktionieren können, erweist sich insofern als gescheitert, da es neben dem eigentlich gar nicht so bösen Superschurken Megamind keinen charismatischen Gegenspieler mehr gibt, nachdem Metro Man per Todesstrahl aus dem Weltraum pulverisiert worden ist. Hal vermag als böser Superheld wider Willen jedenfalls nicht zu überzeugen. Dafür fehlt es einfach an der entsprechenden Charakterisierung. Abgesehen von seiner Körperfülle, Tollpatschigkeit und hoffnungsloser Liebe für Roxanne erfährt der Zuschauer rein gar nichts von ihm. Vor allem nicht die Motive seiner überraschenden Bösartigkeit.

Superschurke in Lebenskrise
Fast scheint es, als hätten die Produzenten ihrer eigenen, witzigen Plotidee nicht über den Weg getraut und sich deshalb für den kommerziell sicheren Weg entschieden. Alle paar Minuten dröhnen rockige Hits wie „Bad to the Bone“ (vor allem durch „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ bekannt) oder Michael Jacksons „Bad“ aus den Boxen. Selbst „Highway to Hell“ von AC/DC oder „Crazy Train“ von Fledermausschreck Ozzy Osbourne finden ihren Weg in diesen für die ganze Familie konzipierten Animationsfilm. In die Handlung fügen sich die Songs nicht ein – völlig beliebig werden bekannte Rockhadern angespielt, da sie einfach cool klingen.

Die wirklich guten Gags sind rar gesät, etwa wenn sich Megamind als Vater von Superheld Hal ausgibt und dabei Marlon Brandos Rolle aus dem ersten „Superman“-Film fabelhaft parodiert. In diesen wenigen Szenen schlummert enormes Potenzial, das kurz darauf wieder von albernen Scherzchen und spannungslosen Hetzjagden torpediert wird.
Auffällig ist auch die weitgehende Abwesenheit witziger Nebenfiguren. Lediglich der sprechende Fisch Minion steht Megamind zur Seite, wodurch der gesamte Plot auf den Schultern von gerade mal fünf Charakteren, so man Minion mitzählt, lastet.
Alles in allem betrachtet ist „Megamind“ ein durchaus ansehnlicher Animationsfilm. Die Prämisse ist originell, technisch ist das Ganze sauber umgesetzt und einige Szenen sind witzig geraten und treffen mit der Parodie voll ins Schwarze. Der Vergleich etwa zum wenige Monate zuvor angelaufenen „Ich – Einfach unverbesserlich“ fällt indes schmerzlich aus. Wieder einmal hat sich DreamWorks zu sehr auf die Optik konzentriert und darüber das erzählerische Element vernachlässigt. So abgedroschen es klingen mag: Das Besinnen auf die ursprünglichen Wurzeln würde dem Studio den nötigen kreativen Schub verleihen. Immerhin war es DreamWorks, das 1998 mit „Antz“ einen der besten Computeranimationsfilme schuf, der noch heute durch seinen anarchistischen Charme beeindruckt. Von „Megamind“ wird man in einem Jahrzehnt hingegen kaum noch sprechen.


Sprecher

  • Will Ferrell … Megamind (Originalstimme)
  • Brad Pitt … Metro Man (Originalstimme)
  • Tina Fey … Roxanne Ritchie (Originalstimme)
  • Jonah Hill … Titan (Originalstimme)
  • David Cross … Minion (Originalstimme)
  • Justin Theroux … Megaminds Vater (Originalstimme)
  • Ben Stiller … Bernard (Originalstimme)
  • Jessica Schulte … Megaminds Mutter (Originalstimme)
  • Tom McGrath … Lord Scott / Gefängniswärter (Originalstimme)
  • Emily Nordwind … Lady Scott (Originalstimme)
  • J.K. Simmons … Polizist (Originalstimme)
  • Ella Olivia Stiller … Schulkind (Originalstimme)
  • Quinn Dempsey Stiller … Schulkind (Originalstimme)
  • Brian Hopkins … Häftling (Originalstimme)
  • Christopher Knights … Gefängniswärter (Originalstimme)

Regie
Tom McGrath

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

Megamind Trailer



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