2001 machte sich ein grünes Monster mit verheerenden Manieren und schlechten Zähnen auf, zahlreiche auf Märchen basierende Disney-Zeichentrickfilme zu veralbern und gleichzeitig ein neues Erfolgskapitel zu öffnen. Mit dem Oger namens Shrek schuf DreamWorks sein bislang erfolgreichstes Franchise und grub sogar Genreprimus Pixar das Wasser ab. 2010 schließlich erblickt der letzte Teil der „Shrek“-Serie das Licht der Leinwand: „Für immer Shrek“ (im Original: „Shrek Forever After“) stellt den dritten Aufguss des kultigen Originals dar und muss sich gegen den finanziell erfolgreichen, von der Kritik jedoch enttäuscht aufgenommenen Vorgänger bewähren.
Ob dieses Husarenstück gelungen ist, berichtet euer shreklicher Filmkritiker, natürlich wie immer unbestechlich und nicht ganz jugendfrei.
Vorsicht vor Abzocke durch Rumpelstilzchen!
Aus dem einst gefürchteten Oger Shrek (im Original von Mike Myers gesprochen) ist inzwischen ein treu sorgender Familienvater und beliebter Mitbürger geworden. Sein vormals von allen gemiedener Sumpf wurde mittlerweile zur Touristenattraktion und die Bauern wünschen sich sein Autogramm auf ihren Mistgabeln, anstatt ihn damit aufspießen zu wollen. Eigentlich könnte der dreifache Vater zufrieden mit der Entwicklung der Dinge sein, wäre da nicht die Langeweile, die sich in den Alltag hineingeschlichen hat. Seine ganze Lebensenergie wird von den väterlichen und ehelichen Pflichten aufgerieben. Zeit für sich selbst findet der liebenswürdige Oger so gut wie keine mehr.
Ausgerechnet auf der ersten Geburtstagsfeier seiner Drillinge platzt ihm der Kragen und er läuft wütend davon. Dummerweise kreuzt sich sein Weg mit dem hinterhältigen Rumpelstilzchen (Originalstimme: Walt Dohrn), der ihm ein verlockendes und scheinbar harmloses Angebot macht: Wenn Shrek einen Vertrag mit ihm unterschreibt, kann dieser einen ganzen Tag in jener Vergangenheit verbringen, als er noch der gefürchtete Oger war. Dafür soll er Rumpelstilzchen einen beliebigen Tag aus seiner Kindheit vermachen. Gesagt, getan: Shrek unterschreibt, ohne zu ahnen, dass sich der gerissene Giftzwerg jenen Tag aussuchte, an dem Shrek geboren wurde, wodurch er niemals zur Welt kommen und Fiona retten würde. Ein Deal, der Rumpelstilzchen das Königreich unter den Nagel reißen lässt. Tatsächlich muss Shrek schon wenig später feststellen, dass er einen für viele Beteiligte höchst unerfreulichen Pakt geschlossen hat …
Finales Kapitel der „Shrek“-Serie
Alleine in den USA spielten die ersten drei „Shrek“-Filme über eine Milliarde Dollar ein. Somit nimmt die Produktion eines immerhin schon vierten Teils wenig Wunder. Um neuerlich einen Hype zu entfachen, hatte DreamWorks bereits im Vorfeld publikumswirksam verlautbaren lassen, dass mit „Für immer Shrek“ die letzte Klappe für den sympathischsten Grünling seit „Hulk“ fallen würde.
Trotzdem blieben die Einspielergebnisse weit hinter den Erwartungen zurück. In den USA schaffte Teil 4 mit Müh und Not die 200-Millionen-Dollar-Hürde. Der Gründe für die deutlich abgeflaute Shrekmania gibt es mehrere. Zum einen stellen computeranimierte Filme keine Besonderheit mehr dar, wie dies noch wenige Jahre zuvor der Fall gewesen ist. Zum anderen beschädigte der schwache dritte Teil der Serie das Ansehen und vergällte vielen „Shrek“-Fans die potenzielle Freude an einer neuerlichen Fortsetzung. Zu Recht?
Leider muss man diese Frage bejahen. Die anarchistische Unbefangenheit des übellaunigen Ogers war bereits in Teil 2 weitgehend ausradiert worden. In „Für immer Shrek“ ist von seinem einstigen Charakter nichts mehr übrig. Shrek ist bloß noch ein gestresster Familienvater sowie netter und umgänglicher Zeitgenosse. Die Sumpfbäder samt herzhaften Unterwasserfürzen sind Geschichte.
Gar nichts Roger, Oger!
Da hilft selbst der „Zurück in die Zukunft“-Kniff samt Zeitparadoxa nichts: Der Oger ist nicht mehr, was er war. Im Gegenteil: Was im Original noch herrlich parodiert wurde, nämlich die kitschige Fixierung von Disney-Zeichentrickfilmen auf altbackene Werte, hat ironischerweise „Shrek“ selbst befallen. Freundschaft, Zusammenhalt und vor allem Liebe kennzeichnen den Plot, womit er sich um keinen Deut mehr von den dereinst parodierten Disney-Werken unterscheidet.
Stärker noch als in Teil 1 nimmt Shrek die klar dominierende Hauptrolle in „Für immer Shrek“ ein. Dies geht natürlich zu Lasten der Nebenfiguren, die in den Vorgängerfilmen die meisten Lacher einstrichen. Der Esel sowie der gestiefelte Kater verkommen zu Stichwortgebern, während etwa Pinocchio, die drei kleinen Schweinchen und der Lebkuchenmann kaum noch in Erscheinung treten und skurrile Figuren wie die blinden Mäuse komplett verschwunden sind.
Viel zu viel Augenmerk wurde auf das Erzählen einer abenteuerlichen und überaus actionreichen Geschichte gelegt, worüber der Charme, die Atmosphäre und der Witz des Originals vergessen wurden. Nur sporadisch flammt kurz Humor auf, was von der ungewohnten Ernsthaftigkeit des Drehbuchs aber rasch wieder erstickt wird. Eine Teilschuld trifft den uncharismatischen Antagonisten, der es weder mit dem sinistren Farquaad, noch mit dem naiv dümmlichen Prince Charming aufnehmen kann.
Natürlich muss man den Machern Respekt dafür zollen, im finalen Teil der Serie völlig neue Wege gehen zu wollen. Nur erweisen sich diese im Endeffekt als ebenso ausgelatscht (Zeitreisen), wie witzlos. Sicher: Es wäre vermessen gewesen anzunehmen, die mit Teil 3 zur stumpfen Nummernrevue verkommene Serie ausgerechnet mit dem abschließenden vierten Teil zurück in die Erfolgsspur manövrieren zu können. Trotzdem enttäuscht „Für immer Shrek“ durch die verbissene Ernsthaftigkeit und den kaum noch vorhandenen satirischen Witz.
Es ist wohl für alle Beteiligten am besten, wenn sich „Shrek“ endgültig zur Ruhe begibt. DreamWorks kann sich neuen Projekten widmen und der Zuschauer zumindest die ersten beiden Teile in guter Erinnerung behalten.
Darsteller/Sprecher
- Mike Myers … Shrek
- Eddie Murphy … Esel
- Cameron Diaz … Fiona
- Antonio Banderas … Der gestiefelte Kater
- Julie Andrews … Königin
- Jon Hamm … Brogan
- John Cleese … König
- Craig Robinson … Cookie
- Walt Dohrn … Rumpelstilzchen
- Jane Lynch … Gretched
- Lake Bell … Hexe 1
- Kathy Griffin … Hexe 2
- Mary Kay Place .. Hexe 3
- Kristen Schaal … Hexe 4
- Meredith Vieira … Hexe 5
- Cody Cameron … Pinocchio / Die drei kleinen Schweinchen
- Larry King … Doris
- Regis Philbin … Mabel
Regie
Mike Mitchell
Produktionsland, Jahr
USA, 2010
Für immer Shrek Trailer