„Hell“ ist das Spielfilmdebüt des Schweizer Filmemachers Tim Fehlbaum. Fehlbaum studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen in München und erhielt bereits während seines Studiums einen begehrten Kurzfilmpreis, den „Shocking Shorts Award“. Das war 2004, sieben Jahre später nun bringt Fehlbaum seinen ersten Spielfilm auf die große Leinwand, an dessen Idee er jahrelang feilte. Seine Premiere feierte „Hell“ auf dem diesjährigen Münchener Filmfest. Fehlbaum konnte schon vor dem offiziellen Kinostart von „Hell“ erste beachtliche Erfolge vorweisen. So gewann „Hell“ den Förderpreis Deutscher Film in der Kategorie Regie und trat zudem im Wettbewerb des Internationalen Filmfestivals von Locarno an.
Bereits 2009 begann die Produktion des Films (Arbeitstitel: „2016 – das Ende der Nacht“), der nach und nach das Interesse vor allem eines Mannes verstärkt auf sich zog: vom „Master of Desaster“ Roland Emmerich. Der erfolgverwöhnte Regisseur („Independence Day“, „Godzilla“) fand gefallen an Fehlbaums apokalyptischer Endzeit-Vision und erklärte sich schließlich bereit, das Projekt als ausführender Produzent zu begleiten. Die Dreharbeiten begannen schließlich im Frühjahr 2010, Fehlbaum und sein Team hatten von Beginn an weniger – für dieses Gerne nicht untypische – CGI-geschwängerte Animationslandschaften als vielmehr real existierende Kulissen und Drehorte vor Augen. Diese fanden sie in den Höhenlagen des Bayerischen Waldes, in der Ilztalbahn und dem Waldrandgebiet auf Korsika. Zudem gelang es Fehlbaum, einige namhafte deutsche Darsteller für seinen ersten Film zu gewinnen: von Hannah Herzsprung („Vier Minuten“, „Der Vorleser“), über Lars Eidinger („Alle anderen“) bis hin zu Stipe Erceg („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Der Baader Meinhof Komplex“).
Zur Story: Wir schreiben das Jahr 2016. Die Temperatur auf der Erde ist auf zehn Grad gestiegen, die Klimakatastrophe ist eingetreten. Deutschland gleicht einer trockenen, endlosen Wüste, gesunde Vegetation ist kaum mehr vorhanden und Wasser ein rares Gut. Die Sonne brennt erbarmungslos herunter. Wer sich ihr länger aussetzt, muss sterben. In der Hoffnung, in den Bergen Schutz und Wasser zu finden, machen sich Marie (Hannah Herzsprung), ihre Schwester Leonie (Lisa Vicari) und Philip (Lars Eidinger) mit ihrem klapprigen Volvo auf die Reise in die Berge. Ihr Sprit ist begrenzt. An einer verlassenen, trostlosen Tankstelle inmitten der Staubwüste suchen sie nach Treibstoff und ein paar dringend benötigten Lebensmitteln. Doch sie sind nicht allein: Ein Fremder (Stipe Erceg) taucht auf. Es kommt zum erbitterten Kampf zwischen ihm und Philip. Erst als beide erkennen, dass sie voneinander profitieren können (der Fremde hat Benzin, Philip etwas zu essen), schließt man sich zusammen. Zu viert geht die Reise weiter. Bis sie auf ein Autowrack an einem Straßenengpass stoßen…
Tim Fehlbaum macht in seinem Debüt vieles richtig: Die Optik ist beeindruckend und das große Plus des Films. „Hell“ bietet schwefelfarbige, grelle Bilder, die sich durch den kompletten Film ziehen und für eine bedrückende, apokalyptische Atmosphäre sorgen. Allein von der Bildsprache kann „Hell“ es mit Genre-Highlights wie „I am Legend“ oder „The Road“ aufnehmen. Die künstlich stark überbelichteten Bilder vermitteln die lebensfeindliche Endzeitstimmung nachhaltig und rundum überzeugend. Auch die darstellerischen Leistungen stellen eine Stärke des Films dar. Hannah Herzsprung verkörpert die resolute, stets um das Wohl ihrer Schwester besorgte Marie überzeugend und auf gewohnt hohem Niveau. Ihre Figur vollzieht im Verlauf der Handlung eine rasante Entwicklung, die sie mit ihrem vielseitigen Ausdrucksspiel und der stets gegenwärtigen Leinwandpräsenz glaubwürdig darstellt.
Das große Problem von „Hell“ besteht in seiner zweiten Filmhälfte. Geht der Film in seinen ersten 45 Minuten als rundum gelungenes, lupenreines Endzeit-Drama durch, verliert er sich ab der Hälfte in seinem zweiten Handlungsstrang: dem verzweifelten Überlebenskampf der vier in einer Art Hinterwäldler-Horrorhandlung, die nur leidlich überzeugt. Die vom existenziellen Überlebenskampf geprägte zweite Hälfte wirkt leider nur wie ein Fremdkörper in einem Film, der am Ende nicht mehr weiß ob er Endzeit-Thriller oder Horrorfilm sein will. Schade.
„Hell“ besticht durch die verstörende, grelle Optik und die glaubhaften Darsteller, verliert sich aber in der zweiten Hälfte in dem Versuch, einen zweiten Handlungsstrang zu schaffen.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Darsteller
- Stipe Erceg
- Hannah Herzsprung
- Angela Winkler
- Lars Eidinger
- Lisa Vicari
- Christoph Gaugler
- Yoann Blanc
- …
Regie:
Tim Fehlbaum
Erscheinungsjahr:
2011
Hell Trailer
Der Film hat mir nicht gefallen