Contagion Kritik

Contagion

Steven Soderbergh zählt seit Jahren zu den wandlungsfähigsten Regisseuren Hollywoods. Sein Talent für mitreißende Geschichten mit hoher inszenatorischer Klasse bewies er bereits mit seinen Dramen („Erin Brokovich“„Traffic“) und Kunstkino-Filmen („Solaris“) aber ebenso mit massentauglichen Blockbustern wie seinen „Ocean’s“-Filmen. Mit „Contagion“ nimmt sich Soderbergh nun des Genres „Katastrophenfilm“ an und verdeutlicht abermals, dass er einer der führenden Filmemacher seiner Generation ist, der es versteht, mit einem ruhigen, fast behäbigen Erzählstil seine Story von einem todbringenden Virus, der die gesamte zivilisierte Welt heimsucht und bedroht, packend und bewegend zu erzählen. Soderbergh konnte für seinen Virus-Thriller gleich eine ganz Heerschar namhafter Schauspieler gewinnen und bietet daher ein Staraufgebot, das es in dieser Form im noch jungen Film-Jahrzehnt noch nicht gab: Gwyneth Paltrow, Matt Damon, Jude Law, Kate Winslet – um nur einige zu nennen.

Soderbergh selbst nahm nicht nur auf dem Regie-Stuhl Platz, sondern fungierte auch als Mann hinter der Kamera. Zudem erhielt das Film-Team beratende Unterstützung vom „Center for Disease Control and Prevention“, einer US-amerikanischen Behörde zum Schutz der öffentlichen Gesundheit, sowie von zahlreichen namhaften Wissenschaftlern und Medizinern aus aller Welt. Soderbergh stand zudem für die Realisierung seines Projekts die stattliche Summe von 60 Millionen Dollar zur Verfügung. Damit waren alle Voraussetzungen für eine gelungene filmische Umsetzung von Soderberghs Katastrophenfilm-Vision geschaffen.

Copyright: (C) 2011 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. – Photo Credit: Claudette Barius

Zum Inhalt: Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt von einer Geschäftsreise aus Hongkong zurück. Sie kommt nicht alleine: Im Gepäck hat Beth eine heimtückische, rätselhafte Erkrankung, die – davon ahnt noch niemand etwas – im weiteren Verlauf dramatische Folgen für die gesamte Weltbevölkerung haben wird. Beth geht es zunehmend schlechter und verstirbt wenig später aufgrund des geheimnisvollen Virus. Kurz darauf erliegt auch ihr Sohn der Krankheit. Von der Familie bleibt lediglich Vater Mitch (Matt Damon) übrig, der zunächst unter Quarantäne gestellt wird um sicher zu gehen, dass er nicht ebenfalls vom Virus befallen ist. Mittlerweile hält der Virus die ganze Welt in Atem und fordert stündlich neue Todesopfer: Von Atlanta, Dubai und Japan über Großbritannien und Russland bis hin zu Malaysia, Brasilien und China. Unterdessen erkennt der umstrittene Blogger Alan Krumwiede (Jude Law) als einer der ersten die tragischen Dimensionen der tödlichen Erkrankung und fühlt staatlichen Autoritäten wie dem Seuchenexperten der US-Regierung, Dr. Ellis Carver (Laurence Fishburne), in Interviews auf den Zahn. Dieser versucht gemeinsam mit Dr. Erin Mears (Kate Winslet), die Bedrohung abzuwehren…

Copyright: (C) 2011 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. – Photo Credit: Courtesy of Warner Bros. Pictures

Fast im Minutentakt wechselt Soderbergh die Perspektive, in dem er eine ganze Reihe von Einzelschicksalen porträtiert und so die dramatische Tragweite des Virus vergegenwärtigt. Er versucht auf diese Weise dem Zuschauer zu verdeutlichen, dass eine weltweite Epidemie vor niemanden Halt macht und Aspekte wie Macht, Geld und Status in einer solch ausweglosen Situation keine Rolle mehr spielen. Wenn das nackte Überleben auf dem Spiel steht, hält die Welt zusammen, unabhängig von Hautfarbe und Religion – so sieht es Soderbergh. Er führt gut ein halbes Dutzend verschiedener Handlungsstränge ein, lässt diese filmisch parallel verlaufen und sie im Verlaufe des Films immer wieder auftauchen. Damit verweigert er sich einer statischen Erzählweise und führt seine Einzelgeschichten – aus denen sich die Geschichte fragmentarisch zusammensetzt – konsequent fort, die alle einen etwas anderen Blickwinkel auf die dramatischen Ereignisse ermöglichen. Dies ist die große Stärke des Films. Erwähnen sollte man auch, dass zwar viele hochkarätige Stars mitwirken, die in Teils nur kleinen Nebenrollen aber völlig in den Dienst der Story treten.

Soderbergh macht bei „Contagion“ im Prinzip nicht viel falsch. Er liefert dem Zuschauer – trotz ernster Thematik – Unterhaltung auf höchstem Niveau mit Starbesetzung und einer konsequenten Erzählweise. Er hätte sich jedoch ein wenig mehr Zeit beim Entfalten seines Schreckens-Szenarios lassen können. „Contagion“ kommt schnell zur Sache und zieht sofort ins Geschehen, dass sich unaufhaltsam und in mörderischem Tempo fortentwickelt. Dem Zuschauer bleibt keine Zeit zum Durchatmen und verlangt ihm Ausdauer und Durchhaltevermögen ab, das letztlich aber auch niemanden überfordert. Für einen Katastrophenfilm der die existenzielle Bedrohung der Menschheit thematisiert, ist „Contagion“ mit knapp 105 Minuten Spielzeit zudem recht knapp geraten. Der Film läuft Gefahr, letztlich wohl doch wieder sehr schnell in Vergessenheit zu geraten, da Soderbergh nicht das große, bombastische und bildgewaltige Epos inszenierte als vielmehr einen – für Katastrophenfilm-Verhältnisse – leisen und bedächtigen Thriller ohne Pomp, Pathos und große Schauwerte.

Soderbergh gelingt mit „Contagion“ das Kunststück, seine Story von der globalen Seuche betont sachlich und ruhig aber dennoch ergreifend und beunruhigend zu erzählen. „Contagion“ ist anspruchsvolle Unterhaltung auf hohem Niveau.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Matt Damon
  • Bryan Cranston
  • Marion Cotillard
  • Gwyneth Paltrow
  • Kate Winslet
  • Jude Law
  • Laurence Fishburne
  • Jennifer Ehle
  • Sanaa Lathan
  • John Hawkes
  • Elliott Gould
  • Demetri Martin

Regie:
Steven Soderbergh

Erscheinungsjahr:
2011

Contagion Trailer

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