Colombiana Kritik

Luc Besson zählt seit den späten 1980er-Jahren zu den führenden und erfolgreichsten französischen Regisseuren, Produzenten und Drehbuchautoren. Besson etablierte sich in den späten 80er und frühen 90er-Jahren als Regisseur in Europa, ehe ihm 1997 mit dem Science-Fiction-Spektakel „Das fünfte Element“ auch der Durchbruch in der Traumfabrik gelang (Besson verfasste bereits als Teenager den ersten Roman zu „Das fünfte Element). Nach dem Taucher-Drama „Im Rausch der Tiefe“ (1988), machte er sich in erster Linie mit seinen Actionfilmen „Nikita“ (1990) und „Léon – Der Profi“ (1994) einen Namen. In beiden Filmen dreht sich alles um blutige Rachefeldzüge, ausgelöst – wie in „Léon“ – durch das brutale Vorgehen fieser Drogenbosse und Mafia-Schergen einschließlich deren Gefolgsleuten. Sowohl Anne Parillaud in „Nikita“ als auch Natalie Portman in „Léon – der Profi“ üben für das, was ihnen angetan wurde und widerfahren ist, blutige Rache. Diese Idee greift Besson in seinem neuesten Werk „Colombiana“ nun erneut auf und dürfte Freunden temporeicher Action-Reißer damit eine helle Freude bereiten.

Besson zeichnet bei „Colombiana“ als Produzent sowie Drehbuchautor verantwortlich und holte sich als Regisseur gleich seinen eigenen, aktuellen Ziehsohn an Bord: Olivier Megaton, der mit „Transporter 3“ vor drei Jahren zum ersten Mal auch außerhalb seiner französischen Heimat auf sich aufmerksam machte. Besson konzentriert sich bei „Colombiana“ auf das, worauf er sich in erster Linie in den 00er-Jahren spezialisierte: Das Entdecken talentierter französischer Filmemacher (neben Megaton etwa Pierre Morel, der u.a. „96 Hours“ drehte) denen er die Regie seiner Werke anvertraut und dabei selbst zumeist als ausführender Produzent agiert. Auf diese Weise entstanden in den vergangenen Jahren erfolgreiche und von Kritikern hochgelobte Filme wie „High Tension“ (2003), „Unleashed“ (2005), „22 Bullets“ (2010) oder auch „From Paris with Love“ (2010). Nach der gleichen, erfolgreichen Rezeptur verfährt Besson auch bei „Colombiana“: Besson als Produzent, Megaton als Regisseur. Und wie man es von dem 52-jährigen Besson kennt, geizt er auch bei „Colombiana“ nicht mit rasanten Verfolgungsjagden und halsbrecherischer Action – dies geht jedoch zu Lasten einer fesselnden Handlung und glaubwürdigen Charakterzeichnung.

Zur Story: Im zarten Alter von neun Jahren muss Cataleya Restrepo (Amandla Stenberg) die brutale Ermordung ihrer Eltern durch den skrupellosen Mafiaboss Don Luis (Beto Benites) miterleben. Sie selbst entkommt den Mördern nur knapp und es gelingt ihr schließlich die Flucht zu ihrem Onkel Emilio (Cliff Curtis), der in den USA wohnt. Dort angekommen, hat sie nur noch ein Ziel vor Augen: Rache an den Mördern ihrer Eltern. Von ihrem Onkel lässt sie sich in den folgenden Jahren zu einer eiskalten Profi-Killerin ausbilden – doch inzwischen steht Don Luis unter dem Schutz der CIA. Um an den Drogenboss heranzukommen, spürt die inzwischen erwachsene Cataleya (Zoe Saldana) dessen Geschäftspartner auf…

Das große Plus des Films manifestiert sich in der Hauptdarstellerin, Zoe Saldana, die mit ihrer Leinwandpräsenz und glaubwürdigen Darstellung der zwar traumatisierten aber eiskalten Killerin eine überzeugende Leistung abliefert. Sie beweist damit nach ihrer Rolle der Uhura in „Star Trek“ (2009), dass sie keine Eintagsfliege ist und die Hauptrolle in einer groß angelegten und kostspieligen Produktion locker stemmen kann. Für sie könnte es der Beginn einer großen Hollywood-Karriere sein. Neben Saldana können zudem die Action-Sequenzen überzeugen, die einen hohen Unterhaltungswert bieten. Nach einer stimmigen inhaltlichen Einführung geht es dann auch schnell dementsprechend zur Sache: Megaton und sein Kamerateam inszenieren Cataleyas Rachefeldzug virtuos, schnell, packend. Allen voran die hektischen Verfolgungsjagden durch die engen Gassen von Mexiko-Stadt, das im Film die kolumbianische Hauptstadt Bogota darstellt, zeichnen sich durch inszenatorische Finesse und ein Händchen für dynamisch gefilmte Action-Szenen aus. Der bombastischen Action steht jedoch ein äußerst dürftiges Handlungsgerüst gegenüber, das fast ohne jegliche Wendungen und Überraschungsmomente auskommen muss. Auch auf Nebenplots wurde durchweg verzichtet, alles läuft geradlinig und stringent auf die finale (und leider auch allzu vorhersehbare) Konfrontation zu.

„Colombiana“ bietet spektakuläre Action und eine durchweg überzeugende Hauptdarstellerin. Was den Film in Sachen Tempo und Inszenierung auszeichnet, lässt er an Spannung, Story und Charakterzeichnung jedoch vermissen.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Zoe Saldana
  • Amandla Stenberg
  • Callum Blue
  • Cliff Curtis
  • Michael Vartan
  • Jordi Mollà
  • Lennie James
  • Max Martini
  • Graham McTavish
  • Cynthia Addai-Robinson
  • Affif Ben Badra
  • Monica Acosta

Regie:
Olivier Megaton

Erscheinungsjahr:
2011

Colombiana Trailer


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