Hedi Schneider steckt fest Kritik

Hedi Schneider steckt fest

Eigentlich kann Hedi Schneider (Laura Tonke) ihr Leben, das seit Jahren in geregelten Bahnen verläuft, genießen: zusammen mit ihrem Mann Uli (Hans Löw) und dem gemeinsamen Sohn Finn (Leander Nitsche) lebt Hedi ein gut bürgerliches, sorgenfreies Leben in Berlin. Das ändert sich jedoch, als die bis dahin angst- und sorgenlose Hedi eines Tages im Fahrstuhl stecken bleibt. Dieses einschneidende Erlebnis hat nachhaltige, unvorhergesehene Konsequenzen für Hedi und ihr Leben. Von nun an leidet die Frau unter immer wiederkehrenden Angst- und Panikattacken und schweren Depressionen. Zunehmend kann sie ihren Alltag nur noch schwerlich bewältigen, worunter Sohn Finn und die Beziehung zu Uli auf Dauer schweren Schaden nehmen. Nachdem Therapien und unzählige Gespräche keine Besserung bringen, versucht Hedi, ihre angeschlagene Familie doch noch zu retten: mit einem Kurztrip in die unnachahmliche Natur Norwegens.

Die federleichte Tragikomödie „Hedi Schneider steckt fest“ ist die bereits fünfte Regie-Arbeit der Regisseurin und Drehbuchautorin Sonja Heiss, die den meisten für ihren hoch gelobten und vielfach ausgezeichneten Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen bekannt sein dürfte: in dem starken, semi-dokumentarischen „Hotel Very Welcome“ von 2007 begleitete sie vier Aussteiger auf ihren Reisen durch Asien. Für diesen Film – ebenso wie für „Hedi Schneider“ – verfasste Heiss auch selbst das Drehbuch. Für „Hedi Schneider steckt fest“ konnte sie bereits im vergangenen Jahr den Hessischen Filmpreis für den besten Film gewinnen.

Filmemacherin Sonja Heiss lebt selbst in Berlin und hat am eigenen Leib bereits die Folgen einer Angststörung bzw. von Panikattacken erlebt. Ihr Gespür für die Inszenierung einer solchen Erkrankung sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf sowohl das Familien- als auch das alltägliche Leben, kommt dem Film ebenso zu Gute wie die Stimmung, mit der sie das großstädtische Leben in der kleinbürgerlichen Familie rund um Hauptfigur Hedi Schneider einfängt. Zu Beginn des Films, wo noch nichts von der baldigen Erkrankung Hedis zu spüren ist, regieren noch der heitere Tonfall und süffisante Witz einer Großstadt-Komödie á la „Oh Boy“, in deren Zentrum mit Hedi Schneider eine sympathische, zumeist lebensfrohe und positiv denkende Protagonistin steht.

Mit dem Fahrstuhl-Erlebnis ändert sich jedoch schlagartig das Leben der gut gelaunten Mittdreißigern und nach ca. fünfzehn Minuten verkehrt sich auch die Stimmung des Films in Richtung eines Dramas mit schwerer, wichtiger Thematik zusehends. Wobei „Hedi Schneider steckt fest“ zu keinem Zeitpunkt ganz seinen alles in allem doch optimistischen Grundton verliert. Das wird schon in der Szene im Aufzug deutlich, wenn Hedi bei der Kommunikation mit dem Techniker über den Aufzug-Lautsprecher – trotz des Eingeschlossen seins – ihren schlagfertigen Witz deutlich macht. Nicht ahnend, das von nun an alles anders wird.

Hedi fällt es aufgrund der Depressionen zunehmend schwerer, sich um die Erziehung ihres Sohnes zu kümmern und auch ihre Partnerschaft scheint allmählich zu zerbrechen, nachdem sich Uli Hals über Kopf in eine Affäre stürzt. So ganz anders als die ernste Thematik des Films kommt die bunte, flippige Bildsprache daher, die sich nicht zuletzt auch in den lebensbejahend-farbenfrohen Kleidern von Hedi manifestiert.

Fazit: Trotz der bleiernen Schwere des Themas eine lebensbejahende, von hintersinnigem Humor durchzogene Tragikomödie mit einem blendend harmonierenden Darsteller-Trio.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Ich hätte nicht gedacht, dass man zu diesem ernsten, doch schweren Thema einen so leichtfüßigen Film machen kann. Der Film nimmt seine Darsteller und auch das Krankheits-Thema sehr ernst und dennoch darf gelacht und geschmunzelt werden, keimen immer wieder Hoffnung und Frohsinn auf. Ein kleiner, super-schöner Film, der ein großes Publikum verdient hätte!

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