Zombies sind auch nur Menschen! Diese dem deutschen Untertitel zu verdankende Weisheit fasst die Plotidee hinter „Wasting Away“ prägnant zusammen. Tatsächlich entwickelte sich der von Matthew Kohnan inszenierte Streifen auf diversen Festivals zum Publikums- und Jury-Hit, heimste unter anderem beim Internationalen Film Festival in Stiges den Preis für den besten Film ein und erwies sich beim deutschen Fantasy Filmfest 2009 als Renner. Ob die Zombie-Komödie mit Neo-Klassikern wie „Shaun of the Dead“ mithalten kann oder völlig überschätzt wird, erfahrt ihr in nachfolgender, putzmunterer Kritik.
Es gibt Eis, Baby!
Dumm gelaufen: In den Nachkriegsjahren finden geheime Experimente in einer US-Militärbasis statt, die mittels geheimnisvoller Substanzen aus gewöhnlichen Soldaten wahre Kampfmaschinen machen sollen. Anstatt dessen sterben die Probanden aber und mutieren zu Zombies. Verständlicherweise wird das Projekt abgebrochen und die verhängnisvolle Substanz in Fässern abgefüllt, die auf Nimmerwiedersehen in einem See verschwinden sollen. Wie es der Zufall will kommt eines der Fässer nicht am Bestimmungsort an, sondern landet auf Umwegen in einer Bowlingbahn.
Dort hätten sich die Freunde Tim (Michael Terry), Cindy (Betsy Beutler), Mike (Matthew Davis) und Vanessa (Julianna Robinson) den weiteren Verlauf des Abends wohl bedeutend anders vorgestellt. Denn anstatt lediglich harmloses, leckeres Eis zu naschen, erwischen sie ausgerechnet Reste der tödlichen Substanz, deren Wirkung prompt einsetzt: Die vier jungen Leute verabschieden sich aus dem aktiven Lebenszyklus, erwachen jedoch wenig später wieder. Indes scheint sich die Welt um sie herum grotesk verwandelt zu haben: Alle anderen Menschen bewegen sich plötzlich weitaus schneller und nutzen dies dazu, um vor ihnen kreischend Reißaus zu nehmen. Erst allmählich und mit Hilfe des Soldaten Nick Steele (Colby French) begreifen sie, was geschehen ist: Sie sind zu Zombies mutiert, die ihre Mitmenschen zum Fressen gern haben …
Walk like a Zombie
„Wasting Away“ reiht sich in die Riege der Zombie-Komödien ein, die mittlerweile zahlreicher sind als ernstgemeinte Vertreter des Genres. Dabei gelangen etwa „Zombieland“ oder „Shaun of the Dead“ sogar veritable Kassenhits. Matthew Kohnans Low-Budget-Film ist sozusagen die Antithese zu Edgar Wrights „Shaun of the Dead“, in welchem der von Simon Pegg verkörperte Protagonist längere Zeit benötigt um zu merken, dass er einer der wenigen Lebenden inmitten einer Horde von Zombies ist. „Wasting Away“ zäumt das Pferdchen von der anderen Seite her auf: Hier sind es die Untoten, die ihres veränderten Zustands zunächst nicht gewahr sind.
Die erfrischend originelle Idee, die Sichtweise einfach umzudrehen, erweist sich als größte Stärke des Streifens und führt vor allem zu Beginn zu einigen brüllend komischen Szenen. Beispielsweise klappt die Verständigung der Neo-Zombies lediglich mit einer Personengruppe ausgezeichnet: Mit verlangsamt sprechenden und sich bewegenden Betrunkenen …
Besonders gelungen ist der konsequent umgesetzte Ansatz, das Geschehen quasi aus zwei Perspektiven zu schildern: Aus jener der untoten Protagonisten einerseits, sowie jener der „normalen“ Menschen andererseits.
Nicht Fisch, noch Fleisch, noch Zombie
Damit sind die besten Seiten des Filmes abgedeckt, da sich der Reiz des Streifens leider in der originellen Plotidee erschöpft. So interessant diese auch sein mag: Eine Idee alleine reicht einfach nicht aus, um einen abendfüllenden Film eigenständig zu tragen. Nach dem fulminanten Beginn nutzt sich der unverbrauchte Ansatz zwangsläufig ab. Ein Vergleich mit Genre-Primus „Shaun of the Dead“ kehrt die Defizite des Filmes deutlich hervor. Zum einen sind es die gelungenen Charakterisierungen – der anfangs lethargische Shaun, seine zickige Freundin und ihre merkwürdigen Freunde, der hemmungslos faule WG-Kumpel Ed, etc. -, die „Wasting Away“ fehlen. Zum anderen entwickelt der britische Kultfilm seinen Basisplot weiter, ohne in einer bestimmten Position zu verharren. Erst dadurch gewinnt ein Werk an Spannung und innerer Dramatik, was bei gegenständlichem Streifen leider nicht der Fall ist. Zu sehr verlässt sich Matthew Kohnan auf seine witzige Plotidee, die letztendlich in ständigen Wiederholungen mündet.
Den Schauspielern kann man jedenfalls keinen Vorwurf machen, erledigen sie ihre (mitunter ekelhafte) Sache doch hervorragend. Vor allem Betsy Beutler konnte ihr Talent bereits in den TV-Serien „Scrubs“ und „Law&Order“ unter Beweis stellen.
Die Effekte sind einer offensichtlichen Low-Budget-Produktion angemessen: Manchmal ziemlich billig, aber im Großen und Ganzen auf erträglichem Niveau angesiedelt, um nicht wie ein Amateur-Video zu wirken.
Fazit: Toller Ansatz, der sich mit der Zeit jedoch totläuft. Wer sich einen zweiten „Shaun of the Dead“ oder „Braindead“ erhofft, wird vermutlich enttäuscht. Deshalb sollte man „Wasting Away“ vor dem Angucken als das betrachten, was er letztendlich ist: Ein solider Spaß für Zwischendurch. Das durchaus vorhandene Potenzial zum Kultfilm versickert zwar im bisweilen flachen Humor, Spannung kommt an keiner Stelle auf und es hätte ruhig etwas deftiger zur Sache gehen können. Trotzdem: Netter Film, den kein Genrefan verpassen sollte.
Darsteller
- Julianna Robinson … Vanessa
- Betsy Beutler … Cindy
- Michael Terry … Tim
- Matthew Davis … Mike
- Colby French … Nick Steele
- Christopher ‚Critter‘ Antonucci … Zombie
- Joseph Gatto … Polizist #1
- Allan Hagan … Polizist #2
- Kelly Hughes … Mrs. Laramie
- Ronald Kohnen … Mr. Laramie
- Jose Acevedo … Soldat #1
- David Garcia … Soldat #2
- Joel McCrary … Mark Kanan
- Mandy McMillian … Reporter
- Jon Monastero … Passagier
- Jack Orend … Dr. Richter
- Dominque Purdy … Dom
- Michael Cornacchia … Frumpy
- Richard Riehle … Colonel South
Regie
Matthew Kohnan
Produktionsland, Jahr
USA, 2008
Wasting Away – Zombies sind auch nur Menschen Trailer