Gibt es abgedroschenere Horrorfilmfiguren als Zombies? Also abgesehen von Vampiren? Nein? Gratuliere: Die Antwort ist richtig! Es bedarf schon einigen Mutes, sich des Themas überhaupt noch anzunehmen. Trotz des Überangebots an einschlägigen Streifen wagte es Ruben Fleischer, dem Subgenre einen weiteren Film hinzuzufügen. Mit der Horrorkomödie „Zombieland“ landete er einen Überraschungshit, der alleine in den USA fast 100 Millionen Dollar in die Kinokassen spülte.
Ob der Streifen was kann oder doch nur ein armseliges Würstchen für cineastische Allesfresser darstellt, wird nachfolgend erläutert.
Who let the Zombies out?
Schlechte Karten für Vegetarier: In Folge einer schrecklichen Seuche endeten die meisten US-Amerikaner entweder als menschenfressende Zombies oder als Futter derselben. Einer der wenigen Überlebenden ist Columbus ((Jesse Eisenberg), ein von allerlei Ängsten und Spleens geplagter Studenten-Nerd, der Abend am liebsten „World of Warcraft“ spielend vor dem heimischen PC verbrachte und Frauen nur vom Vorbeigehen her kennt.
Dies ändert sich schlagartig, als seine hübsche Nachbarin (Amber Heard), deren Namen er nicht kennt und sie deshalb gemäß der Zimmernummer 406 nennt, panisch Unterschlupf bei ihm sucht. Ein Obdachloser habe versucht, sie zu beißen! Columbos bietet ihr seine Couch zum Pennen an, woraufhin sich etwas zwischen den beiden entwickelt. Allerdings anders, als sich das der eher zurückhaltende Student ausmalte: Anstatt sich bei ihm mit einem Kuss zu bedanken, giert die in einen Zombie verwandelte junge Frau nach seinem Fleisch.
Columbos überlebt zwar, wähnt sich jedoch alleine auf der Welt. Jedenfalls bis er auf den abgebrühten Tallahassee (Woody Harrelson) trifft. Gemeinsam begeben sie sich auf die Reise durch „Zombieland“, wie sie das entvölkerte Amerika betiteln. Unterwegs machen sie die anfangs missverständliche Bekanntschaft mit den Schwestern Wichita (Emma Stone) und Little Rock (Abigail Breslin), die ihren fahrbaren Untersatz samt Waffen klauen – schlechte Karten für unbewaffnete Fußgänger in einem von Millionen Untoten regierten Land …
Zombies ziehen immer
Mit „Zombieland“ landete der bislang noch unbekannte Ruben Fleischer einen ganz großen Knüller an den Kinokassen. Das überaus witzige Intro verspricht indes mehr, als der Film halten kann: Die Folgen der Zombie-Seuche werden anhand skurriler, in Super Slow Motion präsentierter Szenen gezeigt. Etwa, was passiert, wenn man sich auf der Flucht vor den Untoten nicht ordnungsgemäß hinterm Steuer anschnallt, oder weshalb auch auf der Toilette Vorsicht das oberste Gebot ist, um nicht mit runtergelassenen Hosen erwischt zu werden … In den ersten Minuten schlägt der Streifen ein irrwitziges Tempo an, das er später nicht mehr erreichen soll.
Ausgestattet mit einem durchaus üppigen Budget gelingt eine technisch saubere Inszenierung, der nach dem grandiosen Beginn zusehends die Luft ausgeht. Dabei macht Fleischer auf den ersten Blick alles richtig: Die bierernste Atmosphäre von Klassikern wie „Night Of The Living Dead“ wird zugunsten einer lockeren Komödie geopfert, mit Woody Harrelson in der Hauptrolle kann man ohnehin nichts verkehrt machen und die Schauwerte stimmen auch. Leider ergibt dies in Summe keinen Kultfilm. Augenscheinlich stand „Shaun Of The Dead“ für die Drehbuchautoren Pate. Ein Streifen, der „Zombieland“ um Hundejahre voraus ist.
Einer der Gründe hierfür ist die praktisch komplett ausgesparte Charakterisierung in Fleischers Kinohit. Von den Protagonisten erfährt man – ausgenommen Tallahassee – praktisch gar nichts. Ganz im Gegensatz zum britischen Pendant mit Simon Pegg in der Hauptrolle. Sowohl Shaun, als auch seine Freunde (und Feinde!) wachsen einem bereits nach wenigen Minuten ans Herz. Völlig anders in „Zombieland“: Columbus ist der typische Computer-Nerd, der plötzlich über sich hinauswächst, für Wichita gilt „harte Schale, weicher Kern“ und ihre 12-jährige Schwester Little Rock ist ein nerviges Gör, dem wohl so mancher Zuschauer einen Zombie an den Hals wünschen wird.
Zombielandser
Während „Shaun Of The Dead“ mit einer simpel gestrickten, aber klug inszenierten Story für Kurzweil sorgt, hangelt sich „Zombieland“ mehr schlecht als recht durch den dürftigen Plot. Anfangs macht die Zombiehast noch Spaß. Doch die im Grunde stets gleich verlaufenden unheimlichen Begegnungen der untoten Art beginnen recht schnell zu langweilen. Denn Abwechslung bieten weder die spannungslosen Zombie-Schlachten, noch die wenigen gelungenen Gags.
Auch hierbei macht der Vergleich sicher: „Shaun Of The Dead“ ist ungleich spritziger und origineller und kann sogar mit fein dosierter Spannung aufwarten, die mitunter ins Unerwartete abdriftet. Vom genialen Schlussgag ganz zu schweigen – einen solchen bietet „Zombieland“ erst gar nicht.
Stattdessen verlässt sich Fleischer auf den betriebenen Aufwand und die Lust des Publikums an schnellen Lachern. Einige Jahrzehnte vorher hätte ein solcher Film den Stempel „Kult“ redlich verdient. Im Jahr 2009 schleicht sich jedoch der ungute Verdacht ein, es mit einem auf den schnellen Dollar bzw. Euro schielenden Schnellschuss zu tun zu haben.
Fazit: Völlig spannungslos und mit nur wenigen guten Gags ausgestattete Zombie-Komödie, die verglichen mit dem Genre-Primus „Shaun Of The Dead“ trotz höheren Budgets und jüngeren Entstehungsdatums erschreckend alt aussieht.
Darsteller
- Jesse Eisenberg … Columbus
- Woody Harrelson … Tallahassee
- Emma Stone … Wichita
- Abigail Breslin … Little Rock
- Amber Heard … 406
- Bill Murray … Bill Murray
Regie
Ruben Fleischer
Produktionsland, Jahr
USA, 2009
Zombieland Trailer
Ein super cooler und lustiger Film, empfehlenswert.
Absoluter genialer Film. Woody Harrelson hat einfach einen unschlagbaren Humor. Tip: unbedingt auf englisch anschauen!