Spell Kritik

Spell Kritik

Marquis (Omari Hardwick) macht sich mit seiner Frau und den Kindern per Privatflugzeug auf den Weg zur Beerdigung des Vaters im Süden der USA. Unterwegs kommt es zur Katastrophe: ein Sturm zieht auf und bringt die Maschine über den Appalachen zum Absturz. Von seiner Familie fehlt jede Spur doch Marquis scheint Glück im Unglück gehabt zu haben. Denn als er erwacht wähnt er sich in der Obhut eines älteren Ehepaares. Eloise (Loretta Devine) und Earl (John Beasley) haben sich um Marquis Verletzungen gekümmert, versorgen ihn mit Lebensmitteln und betonen, dass sie sich so lange um ihn kümmern, bis er wieder gesund ist. Doch bald muss Marquis erkennen, dass mit seinen Rettern etwas nicht stimmt. Sie haben eine Puppe aus seiner Haut angefertigt, um die Kontrolle über ihn zu übernehmen. Doch das ist erst der Anfang einer ganzen Reihe an unheilvollen Vorkommnissen und düsteren Hoodoo-Ritualen, mit denen sich Marquis konfrontiert sieht.

Neun Jahre nach seinem letzten Kinofilm als Regisseur, dem Thriller „House at the end of the street“ mit Jennifer Lawrence, feiert Filmemacher und Autor Mark Tonderai mit „Spell“ sein Leinwand-Comeback. In den vergangenen Jahren arbeitete er in erster Linie für das US-TV und inszenierte Serien-Episoden („Doctor Who“, „Castle Rock“). Verstärkung erhielt er bei „Spell“ von Produzent Kurt Wimmer, seines Zeichens erfolgreicher Drehbuchautor seit den frühen 00er-Jahren, der die Skripte zu Action- („Gesetz der Rache“), Sci-Fi-Filmen („Equilibrium“) und Thrillern („Street Kings“) lieferte.

Immer wieder gab es Phasen in der Geschichte des Horrorfilms, in denen Produktionen, die sich um Hoodoo-Praktiken und volksmagische Riten drehten, schwer angesagt waren. Zum Beispiel Ende der 80er-Jahre, als Werke wie „Angel Heart“ und „Die Schlange im Regenbogen“ das Herz der Hoodoo-/Voodoo-Zauber-Fans höherschlagen ließen. Oder in den frühen bis mittleren 00er-Jahren mit Filmen wie „Voodoo Academy“ und „Der verbotene Schlüssel“.

Rund um die Themen Übernatürliches, schwarze Magie und Okkultes dreht sich nun auch „Spell“, der vor allem dank seines tollen, detailverliebten Set- und Produktionsdesigns zu den besseren Vertretern dieses Horror-Subgenres zählt. Tonderai hat seine Hausaufgaben gemacht und bietet mit seinen Details, Requisiten und Einrichtungsgegenständen eine Art „Best of“ des Voodoo-Horrorfilms: von rituellen Schlachtungen, okkulten Lehren und religiösen Praktiken über Wunderelexiere und „heilende“ Flüssigkeiten bis hin zu Totenköpfen und diversen Tierknochen unterschiedlicher Größe.

Das alles sieht beängstigend echt und authentisch aus, da Tonderai all dies in stylischen, gestochen scharfen Bilder einfängt. Zudem dürfen sich Horrorfans auf einige richtig fiese Ekel-Effekte und Schockmomente freuen. Allerdings verfügt „Spell“ auch über eine nicht zu erwartende sozialkritische Note. Denn mehr als nur unterschwellig geht es Tonderai vor allem darum, zwischenmenschliche Diskrepanzen, Vorurteile und Ressentiments zwischen Großstädtern und (schwarzer) Landbevölkerung herauszuarbeiten. Für die beiden „Gruppen“ bzw. sozialen Schichten, die Städter und die Dörfler, stehen hier stellvertretend Marquis und Eloise.

Die einzige Enttäuschung: Die Nebenfiguren, darunter Earl und Marquis Familie, fungieren leider nur als blasses, austauschbares Beiwerk, dem Tonderai zu wenig Beachtung schenkt. Man fühlt nicht mit ihnen, kommt ihnen nicht nah, sie sind einem letztlich egal.

Hoodoo-Zauber, Spiritualität, schwarze Magie, Klassenkampf – Der stilsicher inszenierte und bildstarke Horrorfilm „Spell“ verfügt über tolle Schauwerte, Sozialkritik, überraschend viel Tiefgang und prangert den vorurteilsbehafteten Klassenkampf zwischen Land- und Stadtbevölkerung an. Nur die schwache, ungenügende Ausarbeitung der Randfiguren sowie Nebencharaktere enttäuscht.

Bewertung: 7,5/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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