Source Code Kritik

In den vergangenen Jahren machte Jake Gyllenhaal nicht gerade mit großen schauspielerischen Leistungen oder kommerziell erfolgreichen Blockbustern von sich reden – einmal abgesehen vom letztjährigen „Prince of Persia“, der sich zwar zu einem Kassenhit entwickelte, in dem Gyllenhaal aber letztlich reichlich blass blieb. Mit „Source Code“ sollte ihm nun die Rehabilitation gelingen: In dem spannenden Zeitreise-Thriller von Regisseur Duncan Jones („Moon“) zeigt Gyllenhaal die beste Leistung seit seiner Darstellung eines schwulen Cowboys in „Brokeback Mountain“. Das dem Film „Source Code“ zugrunde liegende Drehbuch von Ben Ripley („Species III“) geisterte eine ganze Zeit lang durch Hollywood, ehe Gyllenhaal auf die intelligente Story aufmerksam wurde und schließlich Duncan Jones dafür begeistern konnte. Jones’ Science-Fiction-Drama „Moon“ gewann 2010 eine ganze Reihe bedeutender Filmpreise und prädestinierte ihn damit für die Verfilmung von Ripleys Drehbuch.

Gyllenhaal schlüpft in die Rolle des US-Soldaten Colter Stevens, der sich, gerade noch im Kriegseinsatz, plötzlich in einem Zug nach Chicago wiederfindet. Eine junge, hübsche Frau (Michelle Monaghan) spricht in vertraut an, sie scheint ihn zu kennen. Stevens aber hat sie noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Kurz darauf explodiert der Zug. Keiner überlebt, alle Passagiere kommen in dem Blutbad ums Leben. Stevens hört wenige Augenblicke später eine Stimme, die ihn instruiert, wieder „zurückzukommen“. Eine revolutionäre Technologie erlaubt es Stevens, im Körper eines Passagiers die letzten acht Minuten vor der Explosion immer und immer wieder mitzuerleben. Er soll so den Bomber ermitteln und dessen nächsten Terroranschlag inmitten von Chicago noch am gleichen Tag verhindern. Ohne es zu wissen, ist Stevens unfreiwilliger Teilnehmer dieses streng geheimen militärischen Experiments geworden, des sogenannten „Source Code“. Zunächst widerstrebend, dann seinen Spürsinn einschaltend, beginnt der Zeitreisende wider Willen seine Suche nach dem Attentäter unter den übrigen Passagieren. Erste Versuche scheitern, alle acht Minuten explodiert der Zug. Das zweite Attentat scheint unausweichlich…

Ähnlich wie Christopher Nolan in „Inception“ mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle, gelingt auch Duncan Jones – im Übrigen der Sohn von Pop-Legende David Bowie – das Kunststück, eine intelligente wie anspruchsvolle Story mit den Zutaten eines unterhaltsamen Popcorn-Movies zu garnieren. „Source Code“ ist actionreich, bietet reichlich Spannung und fesselt bis zur letzten Minute. Darüber hinaus kann sich auch die Darsteller-Riege sehen lassen: Jake Gyllenhaal weiß in seiner Rolle des ahnungslosen „Experimenten-Opfers“ Colter Stevens ebenso zu überzeugen wie Michelle Monaghan als dessen undurchsichtige Partnerin Christina Warren. Beide verleihen ihren Charakteren emotionale Tiefe und lassen den Zuschauer von der ersten Minute an mitfiebern. Ein wenig enttäuschen kommen die CGI-Effekte daher, die nicht mit der (computergenerierten) Optik des „großen Bruders“ „Inception“ mithalten können. „Inception“ kostete aber etwa viermal soviel wie „Source Code“, weshalb die nicht vollends gelungenen Spezialeffekte zu verschmerzen sind und ohnehin eine der wenigen Schwächen des Films darstellen.

Darüber hinaus stellt „Source Code“ auch Fragen nach ethischen Grenzen in einer durch futuristische Technologie geprägten Zeit und Welt, die räumliche Grenzen überwindet. Ist es gerecht, ein Leben zu opfern, um das von Hunderten zu retten? Kennt das menschliche Gehirn ein Leben nach dem Tod? Sind Reisen in die Vergangenheit mit entsprechender technischer Weiterentwicklung irgendwann keine Utopie mehr und gibt es tatsächlich Parallelwelten? Das sind nur einige von vielen Fragen, die der gelungene zweite Film von Duncan Jones aufwirft. Jones verschafft seinem Werk damit einen intellektuellen Unterbau und beweist, dass sich Anspruch und Mainstream im Gegenwartskino nicht zwangsläufig ausschließen müssen.

„Source Code“ überzeugt durch kontinuierliche Spannung und die actionreiche Inszenierung und verbindet Anspruch und Kommerz auf intelligente Weise.


Darsteller:

  • Jake Gyllenhaal
  • Michelle Monaghan
  • Vera Farmiga
  • Jeffrey Wright
  • Russell Peters
  • James A. Woods
  • Michael Arden
  • Cas Anvar
  • Joe Cobden
  • Gordon Masten
  • Craig Thomas
  • Neil Napier

Erscheinungsjahr:
2011 / USA

Regie:
Duncan Jones

Source Code Trailer:

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4 Kommentare

  1. Der Film hört sich gut an. Ich habe vor einiger Zeit einen Trailer gesehen und wollte mir diesesn Film angucken. Leider hatte ich keine Zeit um ins Kino zu gehen und habe ihn verpasst. Wenn er auf DVD erscheint, werde ich ihn mir auf jeden Fall angucken.

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