Scream 4 Kritik

scream-4Im Jahre 1996 gelingt Wes Craven mit dem ersten Film seiner Horrorfilm-Reihe „Scream“ eine Wiedergeburt des Slasher-Films, ein zu diesem Zeitpunkt totgeglaubtes Subgenre des Horrorfilms, das vor allem in den spätern 70er- und 80-Jahren seinen (kommerziellen) Höhepunkt erlebt. Kommerziell ausgerichtete und am Massengeschmack orientierte Filme wie „Halloween“ (1978), „Freitag der 13.“ (1980) oder „Poltergeist“ (1982) werden Welterfolge und ziehen eine ganze Reihe an Fortsetzungen nach sich. Wes Craven inszeniert 1984 mit „Nightmare on Elm Street“ um den sadistischen Serienkiller Freddy Krueger einen der bekanntesten Filme dieses Genres und steuert damit seinen eigenen Beitrag zur Welle der Teenie-Horrorfilme bei. Auch die „Nightmare“-Reihe besteht mittlerweile aus der Vielzahl an Filmen, insgesamt acht Teile sollten dem Erstling von Craven bis heute folgen (erst im vergangenen Jahr kam ein von Michael Bay produziertes Remake des Originals in die Kinos). Die „Scream“-Serie ist noch längst nicht bei neun Teilen angekommen, sorgt 1996 aber für einen Boom des blutigen Mainstream-Slasher-Films („Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ und „Düstere Legenden“ folgen) und entstaubt damit ein in die Jahre gekommenes Genre.

„Scream“ besticht in erster Linie durch das geschickte Spiel mit gängigen Genre-Konventionen und -Regeln, dem Film-Wissen der Zuschauer und einer unwiderstehlichen Selbstironie, wie man sie zuvor in noch keinem Horrorfilm gesehen hat. Der erste „Scream“-Teil ist darüber hinaus zu gleichen Teilen verbeugende Hommage an die großen Klassiker (z.B. „Der Exorzist“, „Psycho“) und spannender Horror-Slasher mit knallharten Schockmomenten. An diese Qualität versucht nun auch „Scream 4“ anzuknüpfen, der neueste Film einer Reihe, die 1996 ihren Anfang nimmt und in schneller Abfolge einen gelungenen („Scream 2“, 1997) und einen weniger gelungenen Film („Scream 3“, 2000) nach sich zieht. Und die Vorzeichen stehen zunächst günstig: Auf dem Regiestuhl nimmt erneut Altmeister Craven Platz, Kevin Williamson schreibt das Drehbuch (wie schon zu „Scream“ und Scream 2“) und mit Neve Campbell, Courtney Cox und David Arquette sind erneut die wichtigsten Protagonisten und alten Bekannten aus den Vorgängern vertreten. Leider schafft Craven es aber nicht, die Klasse des ersten Films auch nur annährend zu erreichen. Schuld daran sind vor allem die blassen Darbietungen der Darsteller, allgegenwärtige Vorhersehbarkeit und nicht zuletzt unglaubwürdige Story-Wendungen, die in einem spannungsarmen Finale münden.

15 Jahre liegen die legendären Woodsboro-Morde nun zurück und Sidney Prescott (eine der wenigen Überlebenden des damaligen Massakers) besucht im Rahmen ihrer Lesetour zu ihrem aktuellen Buch auch ihre alte Heimat Woodsboro. Dort kommt es zu einem Widersehen mit ein paar alten Bekannten: Ex-Sheriff Dewey Riley (David Arquette) und Journalistin Gale Weathers (Courtney Cox) freuen sich über ihre Ankunft und unterstützen Sydney bei ihrer Rückkehr. Wie sollte es anders sein, ruft der Jahrestag des Massakers einen brutalen, sadistischen Nachahmer auf den Plan, der sich – im Stile seines großen Vorbilds und hinter der gefürchteten Maske – durch Woodsboro mordet. Die Regeln für Horror-Filme haben sich seit 1996 aber verändert. Nun gelten die Konventionen von Remake. Was genau das bedeutet, erfahren Sydney und Co. am eigenen Leib…

„Scream 4“ versteht sich als eine Art „Horrorfilm 2.0“, ein Film, der die aktuellen Medien und Kommunikationsinstrumente geschickt in seine Handlungsabläufe einbaut und ihnen eine wichtige Rolle zukommen lässt: Kommunizieren die Opfer in den Vorgängern noch zumeist über das gute alte Telefon, passt sich „Scream 4“ des modernen Web-Zeitalters an und lässt die Figuren – wie heute üblich – eben auch gerne mal über soziale Netzwerke wie Facebook oder per Webcam miteinander in Kontakt treten. Blöd nur, dass auch der „Ghostface“-Killer im Umgang mit sozialen Netzwerken geübt ist. Dieser Umstand („Scream 4“ als Horrorfilm zu konzipieren, der eine neue Generation von Opfern und – eben auch – Killern einbaut) sowie die clevere Idee eines „Film-im-Film-im-Film“-Openers, gehören aber schon zu den Highlights eines sonst in fast allen Belangen enttäuschenden Films.

Sicherlich macht die ironische Anfangssequenz schnell Lust auf mehr Blut, Schreie und spannende Schockeffekte. Leider jedoch verschießt Craven so ziemlich sein gesamtes Pulver bereits in diesen ersten Minuten. Der Unterschied der Eröffnungsszene zum Rest des Films ist, dass diese bewusst selbstreferenziell angelegt ist, sich daher nicht wirklich ernst nimmt und unfreiwillig komisch daherkommen darf. Lacher sollen denn auch zu Beginn bewusst erzeugt werden. Der restliche Film hingegen möchte sich wieder eher als ernster und ernst gemeinter Slasher in der Tradition des ersten Teils verstanden wissen, freilich wieder gespickt mit zahllosen Anspielungen auf Horror-Klassiker, mit Film-Zitaten und Insider-Gags sowie netten Cameo-Auftritten (z.B. Anna Paquin als eines der blonden Opfer in der Anfangsszene), jedoch auch mit unfreiwilliger Komik und fehlender Spannung ausgestattet. Was in „Scream “ noch für Angstschweiß gesorgt hat, lässt einen im vierten Teil nun erschreckend kalt, alles hat man doch schon viel zu oft an anderer Stelle viel besser gesehen. Selbst harmlose Teenie-Killer-Thriller wie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ oder „Düstere Legenden“, die ja erst im Zuge des „Scream“-Hypes aufkamen und erfolgreich werden konnten, vermögen mehr zu überraschen und mehr Spannung zu erzeugen als dieser weitere „Scream“-Aufguss.

Konnten die Darsteller den schwachen „Scream 3“ vor elf Jahren noch durch passable schauspielerische Leistungen vor dem völligen (künsterlischen) Untergang bewahren (Neve Campbell z.B. nahm man die Rolle des verstörten, traumatisierten Opfers Sydney Prescott noch ab), bleiben Campbell, David Arquette, Courtney Cox und Co. in „Scream 4“ allesamt blass. Sie spulen ihr mittlerweile gewohntes Programm gelangweilt ab und verleihen ihren Figuren so viel Tiefe, wie die „Ghostface“-Maske Angst erzeugt: überhaupt keine. Selbst hartgesottene Fans der Reihe dürften von diesem Film daher enttäuscht sein, der bereits am Startwochenende – auch in Deutschland – deutlich hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieb. Bleibt nur zu hoffen, dass Craven dieses Signal richtet deutet und seiner „Scream“-Reihe nicht noch weitere Horror-Durchschnittsware hinzufügt.

Fazit: Insgesamt wenig spannender, allzu vorhersehbarer Horrorfilm vom Reißbrett, der nur für eingefleischte Fans interessant sein dürfte.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller

  • David Arquette
  • Neve Campbell
  • Courteney Cox
  • Emma Roberts
  • Hayden Panettiere
  • Anthony Anderson
  • Alison Brie
  • Adam Brody
  • Rory Culkin
  • Marielle Jaffe
  • Erik Knudsen
  • Mary McDonnell

Erscheinungsjahr
2011

Regie
Wes Craven

Scream 4 Trailer

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