Hannibal (Serie) Kritik

Hannibal Lecter, einer der wohl grausamste, raffinierteste und zugleich auch faszinierendste Serienkiller unserer Zeit bekommt eine neue Serie. Erschaffen hat ihn der US-amerikanischer Schriftsteller Thomas Harris, der dem kanibalischen Psychiater vier Bücher (Roter Drache, Das Schweigen der Lämmer, Hannibal, Hannibal Rising) bisher widmete. Alle vier Bücher wurden verfilmt, Roter Drache sogar zwei Mal. Prägendes Gesicht war dabei stehst Anthony Hopkins, der den alten Hannibal meisterhaft verkörperte. Mit Hannibal Rising musste er diese Rolle aber an den deutlich jüngeren Gaspard Ulliel abgeben, da Hannibals Kindheit beleuchtet wurde. Und auch in der dieses Jahr zum ersten Mal ausgestrahlten Serie „Hannibal“, spielt mit Mads Mikkelsen erneut ein neuer Schauspieler den Menschenfresser. Nötig war dies, da diesmal die Zeit zwischen Hannibals Jugendjahre und dem ersten Buch Roter Drache, in dem Hannibal durch FBI-Agent Will Graham festgenommen wird, verfilmt wurde. Schon bei der Verfilmung des Buchs „Hannibal“, prangerten Fans die zu große Abweichungen zum Roman an. Wie wird es erst sein, wenn keine klare literarische Vorlage existiert?

Gleich vorweg sagen muss man, dass sich die Serie „Hannibal“ vordergründig weniger um den kaltblütigen Hannibal Lecter dreht. Viel mehr steht der labile FBI-Profiler Will Graham (Hugh Dancy) im Mittelpunkt, der durch sein einzigartiges Einfülungsvermögen Kriminalfälle löst. Dafür denkt er sich in die Köpfe der Serienkiller und rekonstruiert so die Taten. Zu seiner Seite stehen ihm sein Vorgesetzter Jack Crawford (Laurence Fishburne), die Psychiaterin Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas) und eben jener Dr. Hannibal Lecter, den Graham später überführen wird. Die Beziehung zwischen Graham und Lecter beginnt dabei zufällig, später wird Graham aber Lecters Patient und ist ab da an ein fester Bestandteil von Grahams Leben. Graham und das restliche FBI wissen natürlich nicht, wen sie sich da in Haus geholt haben, während Lecter mit einer diabolische Eleganz die Fäden zieht und seinen unwissenden Besucher schon einmal Menschenfleisch zum Essen auftischt.


Falls man den Film „Roter Drache“ im Jahr 2002 gesehen und noch halbwegs im Kopf hat, wird man merken, dass die Serie „Hannibal“ nicht wirklich als Prequel angesehen werden kann. Zwar stimmt es zeitlich, inhaltlich gibt es aber einige Ungereimtheiten. So findet Graham erst zu Beginn in „Roter Drache“ heraus, dass es sich bei dem gesuchten Serientäter um einen Kannibalen handeln muss. In der Serie kommt diese Erkenntnis schon nach wenigen Folgen auf. Auch stimmen die Charaktere nicht ganz überein. So ist FBI-Boss Jack Crawford in der Serie von der Hautfarbe schwarz, gespielt von Laurence Fishburne, in „Roter Drachen“ ist er mit Harvey Keitel weiß. Auch Reporter Freddy Lounds vom Tatler wurde verwandelt. War Freddy Lounds (Philip Seymour Hoffman) im Kinofilm „Roter Drache“ noch männlich, ist Freddy Lounds in „Hannibal“ nun weiblich, heißt Fredricka Lounds und wird von Lara Jean Chorostecki gespielt. Dennoch gibt es immer wieder Anspielungen auf „Roter Drache“, die den Lecter-Fans gefallen dürfte.

Wer aber befürchtet, mit der Serie „Hannibal“ wird die Marke Hannibal für den Durchschnittszuschauer weich gewaschen, der irrt. Drehbuchautor Bryan Fuller hat eine Serie geschaffen, die nichts für schwache Nerven ist. Neben der ungeschönten Gewalt, gepaart mit den abscheulichsten Mordarten, brilliert vor allem Lecter-Darsteller Mads Mikkelsen mit einer darstellerischen Leistung, die eines Anthony Hopkins ebenbürdig ist. Dabei sind die Szenen mit dem kühlen und reservierten Lecter ein starker Kontrast, zu den psychischen Anfällen Grahams und den verstörenden Morden. Wirklich aufatmen wird der Zuschauer aber nicht, wenn Lecter mal wieder bei Kerzenschein und klassischer Musik FBI-Man Crawford eine wohlschmeckende Leber serviert.

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3 Kommentare

  1. Hi – ich habe mir Hannbial schon vor ein paar Wochen in der Preview bei Maxdome angesehen und war echt total begeistert. Wusste vorher auch nicht so recht, was ich davon halten sollte, aber bereits die erste Episode war total spannend und auch sehr ideenreich. Empfehle ich jedem Serienfan, der auch auf etwas „Grusel“ steht.

    VG

  2. Zwar etwas spät, aber hier mit der Bitte um Richtigstellung. Caroline Dhavernas verkörpert hier Dr. Alana Bloom und nicht Gillian Anderson.

  3. Hey Daniel,

    vielen Dank für die Korrektur. Habe das natürlich verbessert. Gillian Anderson verkörpert in Hannibal die Psychologin Dr. Bedelia Du Maurier.

    Gruß

    Christian von filme-welt.com

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