Frühling in Paris Kritik

Frühling in Paris Kritik

Die 16-jährige Suzanne (Suzanne Lindon) könnte ihr Leben eigentlich genießen: Sie ist jung, lebt im sommerlichen Paris und hat einen sorgenfreien Alltag. So sieht es zumindest von außen aus. Tief in ihrem Inneren ist Suzanne jedoch von ihren Altersgenossen und der Schule gelangweilt. Ablenkung verschafft ihr immerhin der tägliche Weg dorthin, auf dem sie an einem Theater vorbeikommt. Dort fällt ihr schon lange der 35-Jährige Schauspieler Raphaël (Arnaud Valois) auf, der sich ebenfalls zu Suzanne hingezogen fühlt. Es kommt, wie es kommen muss: Sie verlieben sich und machen schon bald als verliebtes Pärchen die Straßen von Paris unsicher. Bald aber kommen in der jungen Frau Zweifel auf. Ist das Leben an Raphaëls Seite das, was sie will? Und verpasst sie vielleicht etwas, wenn sie sich schon jetzt in eine ernste, langjährige Beziehung stürzt?

Die heute 20-jährige Suzanne Lindon war tatsächlich 16 Jahre alt, als sie in dem französischen Film „Bonne Figure“ ihr Debüt als Schauspielerin gab. Mit „Frühling in Paris“, der an Originalschauplätzen entstand, legt sie nun ihren Regie-Erstling vor. Ihr romantisches Drama lief auf einigen der renommiertesten internationalen Filmfestivals, darunter dem Toronto Filmfest und beim „Filmfestival of India“.

Mit einer besonderen Konzentration auf Schlichtheit und einer unaufdringlichen, fast beiläufigen Erzählweise schildert Lindon das Leben und den Alltag einer hochinteressanten Hauptfigur. Dabei unterscheidet sich Suzanne trotz ihrer Melancholie und Schwermut eigentlich gar nicht so sehr von gleichaltrigen Personen. Wie viele 16-Jährige ist sie durchzogen von Aufbruchsstimmung und großer Energie sowie Lebenslust. Sie will sich ins Leben stürzen und ihre eigenen Erfahrungen sammeln.

Gleichzeitig aber sind da die große Unsicherheit und Scheu, gepaart mit einer immer wieder sehr sympathischen, dem Alter und damit der fehlenden Lebenserfahrung geschuldeten Naivität. Wie sie aufblüht und die Glücksgefühle scheinbar in jede Faser übergehen, als sie merkt dass ihre Gefühle für Raphaël erwidert werden und sich eine Liebesbeziehung anbahnt, all dies verkörpert Lindon sehr glaubhaft und mit wahrhaftiger Beiläufigkeit. Dazu völlig unverstellt und ungekünstelt.

Lindon zeichnet damit ein direktes, ganz und gar unverfälschtes Bild vom Entstehen einer (zarten) Liebesbeziehung. Bis Suzanne schließlich die Zweifel überkommen und sie alles in Frage stellt. Doch auch das gehört zur Gefühlswelt eines Heranwachsenden: das Unstete, die Ängste, der Zwiespalt. Zudem legt die Hauptdarstellerin und Regisseurin, die auch noch das Drehbuch schrieb, großen Wert auf Andeutungen und kurze Verschiebungen. Sie konzentriert sich auf Zwischentöne, auf subtile Gesten oder die Mimik ihrer Figuren. Das erfordert vom Zuschauer jederzeit einen konzentrierten Blick und ein wachsames Auge.

Lindon, die mal auf statische Aufnahmen (wie etwa bei einer Tanzszenen im Sitz) und mal auf unmittelbare Handkameraaufnahmen setzt, legt – wie auch ihr männlicher Kollege Valois – einen tollen, unbekümmerten Auftritt hin. Die beiden Hauptdarsteller harmonieren prächtig und man nimmt ihnen diese feinfühlige, unalltägliche und sympathische Beziehung jederzeit ab.

Fazit: Im Regiedebüt von Suzanne Lindon geht es um eine Minderjährige, die sich in einen 20 Jahre älteren Schauspieler verliebt. Lindon, die auch die Hauptrolle spielt, kreiert ein warmherziges, glaubhaftes romantisches Coming-of-Age-Drama mit einem fabelhaften Ensemble, einem Hang zur Poesie und einem echten Interesse an der sprunghaften Gefühlsage der Protagonisten.

Bewertung: 9/10

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