Der große Trip – Wild Kritik

Der große Trip FilmkritikDie 26-jährige Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) hatte es in ihrem Leben bisher alles andere als leicht. Ihre Ehe ging in die Brüche, ihre über alles geliebte Mutter (Laura Dern) fiel dem Krebstod zum Opfer und dann verfiel sie auch noch dem Heroin. Ihre Probleme versuchte sie jahrelang mit schnellem Sex zu vergessen. Um ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen wagt sie eines Tages das Abenteuer ihre Lebens. Sie begibt sich auf eine fast 2000 Kilometer lange Reise über den berühmten Pacific Crest Trail im Westen der USA. Und das völlig ohne großes Training bzw. Vorbereitung und mit einem viel zu großen Rucksack ausgestattet. Ganz im Einklang mit der Natur, tritt seine Reise in ihr Innerstes an und muss schon bald tödlichen Gefahren wie Hunger, Kälte und steilen Gebirgshängen trotzen.

Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon agiert in „Der große Trip“ nicht nur als Hauptdarstellerin sondern produzierte den Film auch, der auf dem gleichnamigen Bestseller von Cheryl Strayed beruht. Strayed erlebte den beschwerlichen Selbstfindungstrip am eigenen Leib. Der Pacific Crest Trail ist ein über 4000 Kilometer langer Wanderweg von der Mexikanischen bis zur Kanadischen Grenze, der jährlich von etwa 400 Wanderern bezwungen wird. Regie führte hier der seit „Dallas Buyers Club“ gefragte Filmemacher Jean-Marc Vallée, der aus „Der große Trip“ ein unglaublich unterhaltsames, mit ausdrucksstarken Landschaftsbildern garniertes Survival-Abenteuer macht. Der größte Glücksgriff ist dabei die außerordentliche Leistung von Hauptdarstellerin Reese Witherspoon, die als Cheryl Strayed schlichtweg betörend gut spielt und ihre beste Leistung seit „Walk the line“ abruft.

„Der große Trip“ schwimmt erfolgreich im Fahrwasser der in den letzten Jahren ungemein angesagten Survival-Abenteuer, von Sean Penns „Into the wild“ (2007) über das 2010er Abenteuer-Drama „The Way“ bis hin zu Mia Wasikowskas Überlebenskampf in der australischen Wüste in „Spuren“ (2013). „Der große Trip“ steht diesen Werken in Sachen Bildgewalt und Intensität in nichts nach, ist aber eigentlich insgeheim weniger ein reines Überlebens-Drama als vielmehr der verzweifelte, filmisch umgesetzte Versuch einer jungen Frau, die Vergangenheit und ihr altes Leben hinter sich zu lassen und sich selber zu finden. Sie sucht bewusst nicht die große Herausforderung mit der Natur oder etwa den Tieren, davon zeugt, dass sie kaum vorbereitet und ohne entsprechende Ausrüstung die Wanderung und damit das Abenteuer ihres Lebens antritt.

Packende Kämpfe gegen allerlei Getier oder mitreißende Szenen im Kampf gegen die Naturgewalten sind in diesem Film daher auch Mangelware, eine größere Bedeutung nehmen da schon die kunstvoll in den Film eingewobenen Rückblenden ein, die deutlich machen, wie die junge Frau so dermaßen in die private und persönliche Krise schlittern konnte. Dabei wird deutlich, dass Cheryl eine schwierige, komplizierte Person ist – die aufgrund ihres jahrelangen Drogenkonsums, der privaten Krisen und dem hohen Verschleiß an männlichen Liebhabern zu dem wurde, was sie ist. Diese schwer fassbare Person wird herausragend von Reese Witherspoon verkörpert, die ihrer Figur trotz aller auch unsympathischen Wesenszüge und Charaktereigenschaften, Ausdruck und Rückgrat verleiht.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Durch Zufall bin ich auf diese Seite gekommen und habe diese genau unter die Lupe genommen. Da ist eine junge Frau vom Leben gebeutelt, auf die Idee gekommen, eine Pause einzulegen und allein einen Hammer Trip von Mexiko bis Kanada zu machen. Diese junge Frau hat darüber ein Buch geschrieben, welches jetzt verfilmt wurde. Das Buch habe ich nun schon gelesen war Spannung pur und nun werde ich mir dieses Abenteuer auch noch als Film ansehen.

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