Ein entlegenes Bergdorf in den Alpen Ende des 19. Jahrhunderts: In der abgeschiedenen Dorfgemeinde herrscht die Brenner-Familie unter der harten Führung des Patriarchen (Hans-Michael Rehberg) und seinen Söhnen Hans (Tobias Moretti), Hubert (Helmuth Häusler) sowie ihren vier Brüdern. Fremde verlaufen sich nur sehr selten in das Dorf. Doch alles ändert sich mit der Ankunft des geheimnisvollen Vagabunden Greider (Sam Riley). Der Fremde kommt aus den USA, wo er den rauhen, amerikanischen Wilden Westen kennenlernte. Mit seiner weltmännischen Art erregt er bald das Interesse der gesamten Dorfgemeinschaft, vor allem aber das der jungen, attraktiven Luzi (Paula Beer). Doch Greider verbirgt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit, das schwer auf ihm lastet. Das Ereignis ist untrennbar mit einem düsteren Geheimnis verbunden, das die Brenner-Familie umgibt.
„Das finstere Tal“ beruht auf dem gleichnamigen Erfolgs-Roman von Autor Martin Ambrosch. Inszeniert wurde die deutsch-österreichische Co-Produktion vom Österreicher Andreas Prochaska, der bisher vor allem durch seine Splatter-Filme („In 3 Tagen bist du tot“) für Aufmerksamkeit sorgte. Dass der Filmemacher mehr kann als Blutfontänen gen Himmel spritzen zu lassen und Serienkiller auf unschuldige Teeanager zu hetzen, beweist er mit seinem stark bebilderten, mitreißenden Rache-Drama „Das finstere Tal“, das Prochaska irgendwo zwischen Western und Heimatfilm angesiedelt hat. Das Ergebnis ist ein rundum gelungener Genre-Film, der sich insbesondere durch seine imposanten Landschaftsaufnahmen und die komplexen Figuren auszeichnet.
Die tragende Rolle in diesem epischen, fast zweistündigen Film gebührt dem britischen Ausnahme-Schauspieler Sam Riley („Brighton Rock“, „Control“), der die Figur des undurchsichtigen, charismatischen Fremden verkörpert. Riley spielt seine Figur mit Grandezza und ungeheurer Inbrunst. Den Fremden, der bald das Interesse der gesamten Dorfgemeinschaft auf sich lenkt, umweht von Beginn an ein schleierhaft-geheimnisvoller Wind. Dem verführerischen Charme des attraktiven jungen Mannes erliegt schon bald die Dorfschönheit Luzi, authentisch und mit vorsichtiger Zurückhaltung verkörpert von der 18-jährigen Berlinerin Paula Beer. Eine weitere tragende Rolle fällt Tobias Moretti als Brenner-Sohn Hans zu. Auch Moretti vermag es problemlos, seiner Figur Glaubwürdigkeit und emotionale Tiefe einzuverleiben.
Neben den starken Darstellern und den vielschichtigen, komplexen Figuren sind es vor allem die monumentalen Alpenpanoramen und wunderhübsch anzusehenden Landschafts-Aufnahmen der schneebedeckten Hügel und Kulissen, die denn einmaligen Reiz des Filmes ausmachen und ihm eine Sonderstellung im Bereich deutschsprachiger Kinoproduktionen zukommen lassen. Inhaltlich sowohl bzgl. seiner Bildsprache ließ sich Regisseur Prochaska von Western-Klassikern eines John Ford oder John Huston aus den 40er/50er-Jahren und der düsteren Atmosphäre dreckig-staubiger Spagetthi-Western eines Sergio Corbucci („Leichen pflastern seinen Weg“, „Django“) oder Sergio Leone („Für eine Handvoll Dollar“) inspirieren.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Regie:
- Andreas Prochaska
Darsteller:
- Sam Riley
- Tobias Moretti
- Helmuth Häusler
- Martin Leutgeb
- Johannes Nikolussi
- Clemens Schick
- Florian Brückner
- Hans-Michael Rehberg
- Erwin Steinhauer
- Franz Xaver Brückner
- Xenia Assenza
- Carmen Gratl
- …
Wurde eigentlich alles schon geschrieben/erwähnt: Top-Film mit toller Natur-Atmo und starken Akteuren. Nur der Dialekt ist manchmal ein wenig gewöhnungsbedürftig:)
Wenn ich mir die Hauptrolle von Sam Riley so ansehe, der ja Engländer ist und mit US-Akzent redet, muss ich sagen: besser hätte sie nicht besetzt werden können. Total authentisch und einfach herrlich staubig schlammig wirkt dieser junge 34 Jährige Darsteller, der wohl hier seine beste Rolle gefunden hat, und auch Moretti, der mit seinen blauen Augen viel mehr zu fürchten ist als in anderen Filmen zuvor. Top-Film!