Mia Madre Kritik

Mia Madre filmkritikMargherita (Margherita Buy) ist eine erfolgreiche italienische Filmregisseurin, die es im Moment sowohl beruflich als auch privat alles andere als leicht hat. Mit ihrem neuen Film mag sie nicht so recht vorankommen, was vor allem an den Allüren und dem divenhaften Verhalten des Star des Films – Barry Huggins (John Turturro) – liegt. Privat läuft es nicht viel besser: die Trennung von ihrem Freund liegt noch nicht lange zurück, darüber hinaus ist Margherita geschieden und bekommt nur schwer Zugang zu ihrer pubertierenden Tochter (Beatrice Mancini). Als wäre das alles noch nicht genug, liegt zudem ihre über alles geliebte Mutter im Sterben. Emotional aufgewühlt sowie hin- und hergerissen zwischen beruflichen Pflichten und privaten Problemen versucht sie, ihren Alltag zu meistern und ihr Leben wieder in gerade Bahnen zu lenken.

„Mia Madre“ ist der neue Film von Nanni Moretti, seit den 80er-Jahren einer der profiliertesten Regisseure Italiens. Es ist sein erster Film seit der religiösen Tragikomödie „Habemus Papam“ von 2011. Wie schon oft in seiner Karriere, gastierte der 62-jährige gebürtige Südtiroler mit seinem neuen Film wieder auf dem Festival von Cannes, auf dem er den Preis der ökumenischen Jury gewann. Für „Mia Madre“ konnte Moretti vor allem zwei international prominente Darsteller gewinnen: zum einen Margherita Buy, die zu den bekanntesten Darstellerinnen des italienischen Films und Kinos zählt und hierzulande vor allem durch das Drama „Die Ahnungslosen“ (2001) bekannt wurde. Auf der anderen Seite der Hollywood-Star John Turturro („Barton Fink“, „Das geheime Fenster“), der hier quasi eine stark überspitze Version eines selbstverliebten Traumfabrik-Schauspielers gibt.

„Mia Madre“ ist ein subtiles, feinfühliges und zartes Drama, das sich in erster Linie um die Beziehung zwischen Hauptfigur Margherita, ihrer sterbenden, greißen Mutter und dem Bruder (gespielt von Moretti selbst) dreht und diese intensiv und behutsam auslotet. Diese Dreier-Konstellation steht mit all ihren Problemen und bevorstehenden, tragischen Ereignissen (dem unvermeidbaren Tod der Mutter) im erzählerischen Zentrum des Films. Darstellerisch bildet das Gespann eine eingeschworene Einheit und glänzt mit seiner geerdeten Performance auf ganzer Linie, vor allem Hautdarstellerin Buy als innerlich zerrissene, eigentlich erfolgsverwöhnte Regisseurin und auch Regisseur Moretti, der hier abermals beweist, welch talentierter Charakterdarsteller in ihm steckt. Seine Figur des bedächtigen und nachdenklichen Bruders zeichnet sich durch ein hohes Maß an Feingefühl aus.

Als Gegengewicht zur persönlichen, privaten Ebene, wagt Moretti auch einen ausführlichen Blick in den beruflichen Alltag der Hauptfigur. Daher kann man „Mia Madre“ durchaus auch als einen Film über das Filmemachen an sich verstehen, der dem Zuschauer einen spannenden Einblick in die Praxis des Regieführens gewährt und aufzeigt, wie es hinter den Kulissen einer Filmproduktion zugeht. Diese beiden konträren, unterschiedlichen Welten und Ebenen zusammenzubringen ist ein interessanter Schachzug von Moretti, auch wenn damit sicher nicht jeder Zuschauer etwas anfangen kann und es letztlich eine Frage des Geschmacks bleibt, ob man mit dem Element „Film im Film“ etwas anzufangen weiß. Eine Geschmacksfrage ist überdies auch die deutlich überzogen anstrengend, laut und nervtötend angelegte Figur der von John Turturro (ohne Frage mit viel Leidenschaft) verkörperten, männlichen Hollywood-Diva Barry Huggins. Mit seiner egomanischen und exzentrischen Art raubt er nicht nur der Regisseurin oft den letzten Nerv sondern auch dem Zuschauer und stellt in der ansonsten sehr behutsamen und sanften Inszenierung leider einen unangenehmen und ärgerlichen Fremdkörper dar.

Fazit: Feinfühliges, sanftes Drama über eine komplexe familiäre Dreier-Beziehung mit spannenden und informativen Einblicken in die Praxis und Welt des Filmemachens. Lediglich der überzeichnete und überzogen schrill sowie exzentrisch angelegte Antagonist sorgt für einen faden Beigeschmack.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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