Die Familie Meminger wird im Zweiten Weltkriegs brutal auseinandergerissen. Für die kluge neunjährige Tochter Liesel (Sophie Nélisse) geht es nach München, wo sie bei den Pflegeeltern Hans (Geoffrey Rush) und Rosa Hubermann (Emily Watson) unterkommt. Bald merkt Liesel, dass sie nicht das einzige Kind im Haus der Pflegeeltern ist. Sie halten zudem den jungen Juden Max (Ben Schnetzer) bei sich versteckt, mit dem sich Liesel kurz darauf anfreundet. Max bringt Liesel das Lesen bei und macht sie mit der Magie und Kraft der Literatur vertraut. Als der Krieg um sie herum durch ständige Bombardierungen und Deportationen immer schlimmere Ausmaße annimmt, beginnt sie, sich in die Fantasiewelten der Bücher zu flüchten. Darunter befinden sich Bücher wie „Faust“ und der Duden, aber auch Hitlers „Mein Kampf“, als Verkünder eines unheilvollen Schicksals.
„Die Bücherdiebin“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des deutsch-australischen Autors Markus Zusak. Das Jugendbuch entwickelte sich schnell zum internationalen Bestseller und wurde bis heute in 30 Sprachen übersetzt. Der Film wurde im letzten Jahr mit internationaler Besetzung (u.a. Geoffrey Rush, Sophie Nélisse, Heike Makatsch) gedreht. Regisseur Brian Percival („A boy called Dad“) gelingt mit „Die Bücherdiebin“ eine über weite Strecken gelungene Mischung aus Kriegs-Drama und Coming-of-Age-Story mit phantastischen Elementen, die vor allem durch ihre authentische Ausstattung und die starken Darsteller überzeugen kann. Auch wenn hier und da immer wieder mal ein dramaturgisches Klischee erfüllt wird.
Auch wenn der Film hier und da in kitschige Gewässer abdriftet und klischeeüberladen daherkommt (etwa gleich zu Beginn, wenn die Kamera eine spektakuläre Fahrt über eine malerische, verträumte Schneelandschaft hinlegt): „Die Bücherdiebin“ ist ein alles in allem ein packender, realitätsnah bebilderter Film geworden, der auf einfühlsame Weise das Innenleben eines von den Kriegswirren gebeutelten jungen Mädchens offenlegt. Kameramann Florian Ballhaus ist für die betörende schönen Bilder verantwortlich, die dank der detailgenauen Kulissen und Ausstattungen ein glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit vermitteln.
Für die sinnlichen Wohlklänge und den passenden Soundtrack, der jede Szene gekonnt untermalt, ist kein geringer als Alt-Meister John Williams („Star Wars“) verantwortlich. Zu recht gab es hierfür eine Oscar-Nominierung. Die wenigen, aber eindringlichen Action-Sequenzen sind wuchtig inszeniert und über die gesamte Dauer des fast zweistündigen intelligent verteilt. Zum Schluss noch ein Wort zur sagenhaften Hauptdarstellerin Sophie Nélisse: so facettenreich, nuanciert und ausgewogen hat man schon länger kein Kind mehr auf der großen Leinwand spielen sehen. Dies hat umso mehr Geltung, da die Kanadierin mit deutschem Akzent sprechen musste.
Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.
Natürlich geht etwas von der „Magie“ des Buches verloren. Aber das war nicht anders zu erwarten. Nach einem grandiosen Buch einen ebenbürtigen Film zu schaffen gelingt nur in den seltesten Fällen. Trotzdem ist „Die Bücherdiebin“ ein überaus gelungener Film über den Nationalsozialismus.