Philomena Kritik

Philomena filmkritikAls Philomena (Sophie Kennedy Clark), in den 50er-Jahren jung war, wuchs sie in einem strenggläubigen, erzkonservativen irischen Kloster auf. Eine kurze Affäre führte zu einer ungewollten Schwangerschaft, die dazu führte, dass die Nonnen ihr das Kind wegnahmen und sie im Kloster als billige Arbeitskraft gefangen hielten. 50 Jahre später stößt der arbeitslose Journalist Martin Sixsmith (Steve Coogan) auf die Geschichte der mittlerweile in die Jahre gekommenen Philomena (jetzt: Judi Dench), die ihn zutiefst berührt. Gemeinsam machen Sie sich auf zu einer leidvollen Reise in die Vergangenheit. Zuerst fahren sie zu Philomenas altem Kloster, wo sie keinerlei Hinweise erhalten, bekommen im örtlichen Pub dann jedoch eine Info, die alles verändert und sie auf ihrer Suche nach Philomenas Sohn in die USA führt.

Der wahre Ereignisse thematisierende Film beruht in erster Linie auf dem von Journalist Martin Sexsmith veröffentlichten Buch „The lost child“, das sich 2009 zu einem Bestseller entwickelte. Auf dem Regie-Stuhl nahm der literaturerfahrene Stephen Frears („Gefährliche Liebschaften“) Platz, ein Spezialist für filmische Porträts komplexer, vielschichtiger Frauenfiguren, wie er u.a. in „Die Queen“ eindrucksvoll unter Beweis stellte. Ähnlich wie Frears Meisterwerk von 2006 changiert auch „Philomena“ zwischen humorvoll-heiteren Momenten und tieftraurigen, melancholischen Szenen. Heraus kommt eine mit viel Herz inszenierte Tragikomödie, die emotional fesselt und zwei starke Hauptdarsteller bietet.

Die beiden Hauptdarsteller Steve Coogan und Judi Dench ergänzen sich in „Philomena“ nahezu perfekt und bilden ein kongeniales Duo. Die Naivität von Dench, die zudem tief im Glauben verwurzelt ist, kollidiert mit dem Intellekt und schwarzen britischen Humor von Coogan, dessen Journalist Sixsmith zudem die Kirche und den Glauben stets in Frage stellt. Beim Aufeinanderprallen dieser so hintersinnigen wie auch ganz und gar gegensätzlichen Charaktere mit ihren individuellen Eigenarten kommt es immer wieder zu skurrilen Situationen und schrägen Ereignissen. Diese garniert Frears zudem mit süffisantem Wirz, der die Klassenunterschiede der beiden Hauptfiguren immer wieder humorvoll ausleuchtet.

Das zweite große Plus: Obwohl sich die Handlung recht überschaubar gestaltet und sich die wesentlichen Aspekte und Fragen der mitreißenden, tieftraurigen wahren Geschichte schon früh herauskristallisieren, bewahrt sich der Film eine grundlegende, dauerhafte Spannung. Dazu kommt es immer wieder zu unvorhergesehenen Wendungen und überraschenden Verwicklungen, die die Geschichte vorantreiben. Im Kern geht es in dem Film um die Beantwortung zweier Fragen: Wird Philomena ihren Sohn wiederfinden? Und: Wird sie es jemals schaffen, ihren damaligen Peinigern verzeihen zu können? Auf beide Fragen findet der Film am Ende seine Antworten. Dass diese sehr überraschend ausfallen, ist der Verdienst von Meister-Regisseur und Drama-Experte Stephen Frears und dem Cast, der zu oscarreifer Form aufläuft.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Regie:

  • Stephen Frears

 

Darsteller:

  • Judi Dench
  • Steve Coogan
  • Sophie Kennedy Clark
  • Mare Winningham
  • Barbara Jefford
  • Ruth McCabe
  • Peter Hermann
  • Sean Mahon
  • Anna Maxwell Martin
  • Michelle Fairley
  • Wunmi Mosaku
  • Amy McAllister

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