Tea with the dames Kritik

Tea with the dames Kritik

Maggie Smith, Judi Dench, Eileen Atkins und Joan Plowright zählen seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Schauspielerinnen ihrer britischen Heimat. Dutzende Film- und Theaterpreise konnten die englischen Ladies im Laufe ihrer Karrieren ergattern, darüber hinaus wurden sie für ihre herausragenden Leistungen von der Queen zu „Dames“ geadelt. Seit den 60er-Jahren treffen sich die Vier in einem Cottage zum Tee – und plaudern über das Leben und die Karriere, den neuesten Klatsch und Tratsch sowie ihre Erfahrungen beim Film und am Theater. Regisseur Roger Michell begleitet eine solche „Tea-Party“ und lässt den Zuschauer an den aufregenden und emotionalen Gesprächen teilhaben.

Zusammen sind Dench, Smith, Atkins und Plowright fast 350 Jahre alt. Während Smith durch Krimi-Klassiker wie „Tod auf dem Nil“ in den 70er-Jahren große Erfolge feierte und Judi Dench in den 90ern durch ihre Rolle der „M“ in den Bond-Filmen international bekannt wurde, fühlten sich Plowright und Atkins vor allem auf den Theaterbühnen ihrer Heimat wohl. Regisseur Michell feierte seinen Durchbruch ebenfalls in den 90er-Jahren: mit der romantischen Komödie „Notting Hill“ (1999).

Es ist erstaunlich mitanzusehen, wie unsentimental und klar sich die vier großen Künstlerinnen ihrer Lebenswege und wichtigsten -stationen erinnern. Und wie sie ihr Leben, prägende Vorfälle und außergewöhnliche Erlebnisse klug und nicht zuletzt mit viel Humor reflektieren. Michell hält sich mit seiner Kamera erfreulicherweise vornehm zurück und lässt die vier Frauen gewähren. Er greift nicht ein, kommentiert nicht, ist lediglich stiller Beobachter. Das tut dem Film insofern gut, als dass sich Smith, Dench, Atkins und Plowright miteinander unterhalten können, als wären sie ganz unter sich.

Und zu bereden gibt es wahrlich viel. Zur Sprache kommen die eigenen Karrieren, Ängste (alle vier leiden bis heute unter Lampenfieber), die Anfänge der schauspielerischen Laufbahn, witzige Anekdoten, einschneidende Erlebnisse – und nicht zuletzt Privates wie Berichte über die (verstorbenen) Ehemänner und Ex-Gatten. Besonders eindringlich gestalten sich an dieser Stelle die Äußerungen von Judi Dench und Joan Plowright. Dench, weil ihr deutlich anzusehen ist, wie sehr sie ihren 2001 verstorbenen Mann immer noch schmerzlich vermisst. Und Plowright, weil sie deutlich macht, dass ihre Karriere vermutlich anders (nämlich zu ihren Gunsten) verlaufen wäre, hätte sie Anfang der 60er-Jahre nicht den Weltstar Sir Laurence Olivier geheiratet.

Doch während die vier Schauspielerinnen so vergnügt quatschen, lachen, lästern, reüssieren und auch mal schimpfen, stellen sich nach rund einer Stunde des aufmerksamen Zusehens auch eine gewisse Lethargie und Eintönigkeit ein. An dieser Stelle macht sich bemerkbar, dass ein inhaltlicher roter Faden (die Themen wechseln gefühlt minütlich) ebenso fehlt wie ein dramaturgisches Grundgerüst. Zudem fällt es schwer, all die zweideutigen Äußerungen, Gesten und „Insider“-Witze zu verstehen. Es ist offensichtlich, dass sich Smith, Plowright, Dench und Atkins blind verstehen und einander unwahrscheinlich gut kennen. Für den Betrachter bleibt darüber jedoch einiges im Unklaren und mit Fragezeichen behaftet.

Fazit: Als stiller Beobachter wohnt man bei „Tea with the dames“ vier scharfsinnigen, gewitzten und klugen Frauen bei, die viel über sich, das Leben und ihre langen Karrieren zu sagen haben. Wer bis zum Ende durchhält und sich an dem fehlenden Spannungsbogen nicht stört, erlebt 85 charmante, unterhaltsame Minuten.


Bewertung: 6/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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