American Psycho

American PsychoDer Film American Psycho von Regisseur Mary Harron beruht auf den gleichnamigen Roman von Bret Easton Ellis, der zu seine Zeit damit seine Leserschaft spaltete. In Deutschland erschien das Buch im Jahr 1991. Nur vier Jahre später wurde es in Deutschland durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Erst im Februar 2001 wurde die Indizierung nach einer Klage durch das das Oberverwaltungsgericht Münster aufgehoben. Ob der Film genauso indizierungswürdig ist, kann man hier nachlesen. Hier gibt es eine ausführliche Kritik zum Film American Psycho

Kritik
Anfang der 1990er erschien ein Roman, der Kritiker und Leserschaft gleichermaßen spaltete: American Psycho von Bret Easton Ellis. Darin schildert Ellis das Leben eines typischen Yuppies der 1980er Jahre, der einen ungemein arroganten Lebensstil pflegt – einen Lebensstil, der ihn an der Oberfläche menschlicher Gefühle schier emotionslos dahin treiben lässt.
Erfüllung und Gefühle kann er nur verspüren, wenn er seine von Luxusartikeln gesättigte Oberfläche zurücklässt und in die Tiefe seiner Selbst hinabsteigt – wenn er Menschen tötet…

Rund zehn Jahre nach Erscheinen des Romans, der in jeglicher Hinsicht provokant ist, wagte sich Mary Harron an die Verfilmung heran. Und diese ist ihr überraschend gut gelungen!

Der Yuppie Patrick Bateman (Christian Bale) lebt in New York sein von monotonem Hedonismus bestimmtes Leben. Sorgen bereiten ihm Fragen wie etwa, ob seine Visitenkarte exklusiver als jene verhasster Kollegen ist, oder ob es im angesagtesten Lokal der Stadt Reservierungsmöglichkeiten gibt.

Bateman ist kalt und unnahbar, auch zu seiner Freundin Evelyn, die er unablässig demütigt. Dass Patrick, smart und attraktiv, zum Vergnügen tötet, ahnt niemand. Erst als sein ihm über alles verabscheuter Kollege Paul Allen (Jared Leto) spurlos verschwindet (Patrick hat ihn mit einer Axt ermordet und seine Leiche entsorgt), scheint er vom mit den Nachforschungen beauftragten Detective Donald Kimball (Willem Dafoe) entlarvt zu werden.

Dieser Film stellt einen seltenen Glücksfall dar: Die Verfilmung eines Romans übertrifft die literarische Vorlage. Enerviert der Roman mit seitenlangen Beschreibungen über Körperpflege, Zubereitung exotischer Speisen und dergleichen, benutzt der Film diese Eitelkeiten des Protagonisten lediglich dazu, seine Langeweile zu umreißen.
Zwischen Designermöbeln in steril sauber gehaltenen Nobel-Apartments referiert Bateman mit ernster Miene über den angeblich tieferen Sinn belanglosen Musik-Eintopfs à la Whitney Houston oder Huey Lewis (wobei anzumerken ist, dass einige Musikstücke des Filmes erst nach 1987, der Handlungszeit, entstanden).
Und wie umgeht Bateman diese öde Langeweile? Mit seinen grausamen Taten!
Im Gegensatz zu den detaillierten Mordbeschreibungen des Romans beschränkt sich der Film auf „angedeutete Gewalt“, was ungleich verstörender wirkt als dumpfe Splatter-Einlagen.
Interessant an dem Film ist auch die unablässige Suche nach Identität: Dies beginnt schon mit dem Anfangsmonolog und wird konsequent dadurch weitergeführt, dass Bateman ständig mit anderen Yuppies verwechselt wird. Er ist wenig mehr denn ein Verlorener inmitten einer kalten Welt, die verlernt hat, Gefühle zu artikulieren.

Während des ganzen Films gibt es nur eine einzige, echte Gefühlsregung: Wenn ein Obdachloser vor Hunger und Kälte Bateman anfleht, ihm zu helfen. Und dieser ihn beschimpft und schließlich gar ermordet.
Ansonsten regiert dumpfe Dekadenz, die um ein verdichtetes Nichts aus Heuchelei und Arroganz kreist. Liebe, nach der sich Bateman nebst Identität am meisten sehnt, wird erkauft, auf welche Weise auch immer; Liebe ist ein Konsumgut, wie teure Weine oder Trüffeln, beliebig austauschbar, wie die gesichtslose Masse der NY-Snobs.
Man kann diesen Film, der in den Kinos – fast wäre man geneigt zu sagen: – natürlich floppte, nur wärmstens empfehlen. Allerdings muss man ihn mit höchster Konzentration anschauen und reflektieren, um seine ungeheure Tiefe ausloten zu können.

Darsteller

  • Christian Bale
  • Willem Dafoe
  • Jared Leto

Regie
Mary Harron

Produktionsland, Jahr
USA, 2000

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