Wir sind die Neuen Kritik

Wir sind die Neuen FilmkritikAus Geldmangel kommt die verschrobene Anne (Gisela Schneeberger) auf die Idee, eine eigene WG zu gründen. Ihre ehemaligen Mitbewohner Eddi (Heiner Lauterbach), ein charismatischer Dauer-Single, und Johannes (Michael Wittenborn), ein erfolgloser Anwalt, zeigen sich angetan von der Idee und ziehen mit. Schließlich ist Wohnraum im München des Jahres 2014 fast unbezahlbar geworden. Schon nach kurzer Zeit in der gemeinsamen WG, lassen es sich die drei gestandenen WG-Bewohner gut gehen: sie verbringen die Nächte mit ausführlichen Wein-Verkostungen, schwadronieren über das Leben im Allgemeinen und lauschen den alten Hits aus den 70ern. Es dauert nicht lange und die Drei geraten mit der Studenten-WG im Stockwerk drüber aneinander. Diese wird bewohnt von strebsamen, pflichtbewussten jungen Menschen, für die im Leben nur zwei Dinge zählen: Erfolg und Geld. Und so bekommen sich die zwei unterschiedlichen WGs erst lautstark in die Haare, ehe sie langsam begreifen, dass sie auch voneinander lernen können.

„Wir sind die Neuen“ ist der neueste Film des Regisseurs und Drehbuchautoren Ralf Westhoff, der mit seinen beiden Vorgänger-Werken „Shoppen“ und „Der letzte schöne Herbsttag“ sowohl kommerzielle als auch Kritiker-Erfolge feiern konnte. Westhoffs Spezialitäten sind süffisant und schwarzhumorig in Szenen gesetzte Alltagsbeobachtungen, ein Gespür für ausgefeilte, treffsichere Dialoge und die Zusammenstellung gut harmonierender Darsteller, die perfekt in ihre Rollen passen. All dies gelingt ihm auch mit seinem neuestem Film, der beschwingten, sommerlichen WG-Komödie „Wir sind die Neuen“. Für den Film konnte Westhoff mit Heiner Lauterbach, Gisela Schneeberger und Martin Wittenbron drei altgediente, große deutsche Charakterdarsteller gewinnen.


Geschickt und äußerst unterhaltsam dreht Regisseur Westhoff die Klischees und Vorurteile über Studenten und ältere Menschen um: hier sind es nicht die Jungen, für die nur der nächste drogengeschwängerte Rausch, Alkohol und ausschweifende WG-Parties zählen. Nein, in „Wir sind die Neuen“ sind die Studenten erfolgshungrige, übereifrig und entschlossen wirkende Youngster, die ein geordnetes Leben führen und viel von Sauberkeit und Disziplin halten. Beruflicher Erfolg und die Karriere stehen über allem. So ganz anders treten die eigenwilligen „Alten“ auf, die gar nicht einsehen, sich mit Anfang 60 zur Ruhe zu setzen und nur auf ihr Ableben zu warten. Die Oldies wollen vielmehr die unbeschwerte, angenehme WG-Zeit von früher wieder aufleben lassen und das Leben – wie damals – in vollen Zügen genießen.

Da ist Streit mit den Studenten, die am liebsten ihre Ruhe zum Lernen für die nächste Klausur hätten, natürlich vorprogrammiert. Eine große Stärke des Films liegt in seinem großem Gespür für das richtige Pointen- und Dialog-Timing. Die Wortgefechte zwischen den beiden „Parteien“ kommen schwarzhumorig und immer wieder stark zynisch daher. Dabei gestaltet sich schon das erste Aufeinandertreffen der beiden WGs als regelrechter „Clash der Kulturen“ mit hohem Fremdschäm-Faktor („Wir sind einfach nur Nachbarn, die man lieb grüßt und ansonsten in Ruhe lässt“ oder „Wir hätten mit ruhigeren Nachbarn gerechnet“). Die Darsteller agieren in ihren Rollen allesamt glaubwürdig und liebenswert, sogar die Studenten schließt man mit zunehmender Film-Dauer ins Herz, allen voran Claudia Eisinger als zielstrebige Jura-Studentin Katharina, die eigentlich hochsensibel und gefühlsbetont ist. Eisinger spielte bereits in der gelungene Komödie „13 Semester“ auf authentische Art und Weise eine Studentin.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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