Verstehen Sie die Béliers Kritik

Verstehen Sie die Beliers FilmkritikPaula Bélier (Louane Emera) ist ein normaler Teenager mit 16 Jahren, der mit seiner Familie auf einem Bauernhof lebt. Alles anderes als normal und gängig ist hingegen ihre Familie: Paulas übrige Familienmitglieder sind nämlich allesamt taub. Da kommen Paula im Alltag schon so manche organisatorischen Aufgaben zu, die ihre Eltern aufgrund der Behinderung nicht übernehmen können: vom Termin beim örtlichen Bankberater bis hin zum Verkauf der Kartoffeln und Rüben auf dem nahegelegenen Markt. Eines Tages beschließt Paula, ihrer großen Leidenschaft nachzugehen: dem Singen. Sie tritt dem Schulchor bei und bleibt aufgrund ihrer tollen Gesangsstimme nicht allzu lange unauffällig. Es ist vor allem der Musiklehrer, der der Ansicht ist, dass man Paulas seltenes Talent mehr fördern müsse. Er schlägt Paula vor, eine Musikschule in Paris zu besuchen. Das würde aber natürlich die Trennung von der geliebten Familie bedeuten, die ohne Paulas Hilfe nicht auskommt.

„Verstehen Sie die Béliers“ ist der neue Film des französischen Regisseurs Éric Lartigau, einer der erfolgreichsten Filmemacher seiner Heimat. Seine Filme wie z.B. „Prête-moi ta main“ oder „Nachtblende“ waren Publikumsrenner und erhielten unzählige Filmpreis-Nominierungen. In nur sechs Wochen lockte „Verstehen Sie die Béliers“ fast fünf Millionen Franzosen in die Kinos, die ein Faible für Protagonisten mit gesundheitlicher Einschränkung zu haben scheinen, siehe „Ziemlich beste Freunde“, einer der erfolgreichsten französischen Filme aller Zeiten. Für Hauptdarstellerin Louane Emera ist es die erste große Filmrolle, Bekanntheit erlangte sie landesweit aber bereits 2013, als sie beim Talentwettbewerb „The Voice“ für Furore sorgte. „Verstehen Sie die Béliers“ ist ein ebenso berührender wie heiter-lebensbejahender Film mit einem gut aufgelegten Ensemble.

Zu keinem Zeitpunkt gibt Regisseur Lartigau seine überwiegend stummen Protagonisten der Lächerlichkeit preis. Er begegnet ihnen stets auf Augenhöhe und mit Respekt, was auch schon die hohe Qualität von „Ziemlich beste Freunde“ ausmachte. Es ist spannend und eindrucksvoll mit anzusehen, wie die Béliers ihre von Stille und Ruhe geprägten Alltag durchleben und meistern. Dabei kommt natürlich in erster Linie der jungen Paula eine tragende Rolle zu. Mit ihren 16 Jahren übernimmt sie Aufgaben und Pflichten, die eigentlich für Erwachsene bestimmt sind. Hauptdarstellerin Louane Emera geht in ihrer Rolle voll auf und verkörpert die sich selbst suchende, immer wieder auch überforderte Pubertierende mit viel Leidenschaft und Einfühlungsvermögen.

Natürlich singt Emera auch die im Film dargebotenen Musikstücke selbst. Gekonnt pendelt Lartigau dabei auch immer wieder zwischen den erwähnten berührenden, melancholischen Stimmungen und Szenen, die zumeist im oft beschwerlichen Alltag der Familie verhaftet sind, und ungemein witzigen Momenten, die sich aus Missverständnissen oder „Verständigungsproblemen“ im gelebten familiären Miteinander ergeben. Die Tatsache, dass die Familie über einen Bauernhof verfügt und von den Erzeugnissen leben muss, macht die Situation dabei für alle Beteiligte nicht gerade leichter. Einziges Manko des Films: die leicht anzüglichen, unnötigen Sexwitze, die in der Filmmitte immer wieder auftauchen und ihn evtl. für eine junge Zielgruppe attraktiver machen sollen.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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