The Forest Kritik

The-Forest-kritikDer Aokigahara-Wald am Fuße des japanischen Flusses Fuji ist bekannt dafür, Jahr für Jahr viele Selbstmord-Willige anzuziehen. Seitdem ein japanischer Autor 1960 eine Protagonistin in seinem Roman in der Nähe des Waldes Suizid begehen ließ, übt das düstere Gebiet einen unheimlichen Reiz auf diese Menschen aus. In den Wald reist auch die junge Amerikanerin Sara (Natalie Dormer), die sich auf der Suche nach ihrer Zwillingsschwester befindet. Diese ist seit geraumer Zeit wie vom Erdboden verschluckt und es wird vermutet, dass auch sie sich in dem düsteren Wald das Leben genommen hat. Mit der Hilfe des Journalisten Aiden (Taylor Kinney) und dem einheimischen, ortskundigen Guide Michi (Yikiyoshi Ozawa), durchforstet sie das dichte, unwegsame Gelände. Sara ist sich sicher, dass ihre Schwester noch am Leben ist. Bald stellt sich aber vor allem die Frage: kann sie ihren Helfern trauen?

Der Aokigahara-Wald im Film existiert tatsächlich. Um ihn ranken sich seit vielen Jahrzehnten geheimnisvolle und unheimliche Legenden und Mythen. Eine dieser Legenden besagt, dass in der Mitte des Waldes ein merkwürdiges Magnetfeld bestehen soll, das jegliche Elektronik zum Ausfallen bringt. Zudem gilt der Wald als derart schwer zugänglich und dicht, dass man sich schneller als in den meisten anderen Wäldern verläuft. Seit dem Roman „Der Wellenturm“ von 1960 wird das Gebiet jedes Jahr von dutzenden Suizidenten aufgesucht. Allein in den frühen 00er-Jahren fand die Polizei über 100 Leichen in dem Wald. Gedreht wurde „The Forest“ von Regie-Debütant Jason Zada, der den Film ab Mai 2015 inszenierte. Gedreht wurde jedoch nicht in besagtem Waldgebiet, da dies von der japanischen Regierung untersagt wird, sondern im serbischen Nationalpark Tara.

Obwohl „The Forest“ immer wieder einen Großteil seiner Spannung aus konventionellen Schockmomenten und –effekten zu beziehen versucht, hat er diese gar nicht nötig. Aufgrund seiner stilsicheren Inszenierung, dem Einbau von Traum-, Halluzinations- und surrealen Sequenzen sowie einem geschickten, den Zuschauer verwirrenden Spiel um Schein und Sein, hebt er sich gekonnt und angenehm von vielen, inhaltlich ähnlich gelagerten Horrorfilmen ab, die einzig auf blutige Effekte und martialische Schockszenen mit der Brechstange setzen. „The Forest“ ist vielmehr ein leiser, ab und zu ins Melancholische abdriftender, psychologischer Horrorfilm, der – wie erwähnt – zwar nicht komplett auf gängige und ausgelutschte Horrorfilm-Allgemeinplätze verzichtet, aber von Beginn an verwirrt und zum Grübeln anregt.

Das beginnt schon damit, dass sich der Schein, bei Sara handele es sich um die psychisch gefestigte, mit beiden Beinen sicher im Leben stehende der beiden Schwestern, allmählich als trügerisch erweist. Schon wenn sie Aiden davon berichtet, wie ihre Eltern ums Leben gekommen sind, wird klar, dass Sara ein ganz eigenes, tragisches Familientrauma bis heute nicht verwunden hat. Es ist einer der stärksten und gelungensten, weil verwirrendsten Momente des Films, wenn im Gespräch mit ihrem späteren Begleiter das von ihr Gesagte und das dem Zuschauer Gezeigte nicht zueinander passen und ungemeine Konfusion erzeugen. In einer anderen Szene – wenn Sara gerade unter der Dusche steht und über das Verbleiben ihrer Schwester nachdenkt – verbeugt sich Regisseur Zada deutlich vor Hitchcocks „Psycho“. Das atmosphärische, unheilvolle Sounddesign des Films sowie die starke Leistung von Hauptdarstellerin Natalie Dormer („Game of Thrones“) als allmählich den Verstand verlierende Sara, machen den Film überdies sehenswert.

Fazit: Atmosphärischer, psychologisch dichter Grusel ohne Blut- und Splatterorgien, mit großartiger Hauptdarstellerin und (halbwegs) überraschendem Ende.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Hallo,

    Sieht aus als ein sehr interessanter Film.
    Solche Filme mit Atmosphärischen und psychologischen Inhalten mag ich am meisten.
    vielen Dank für diesen Artikel.
    Liebe Grüße,
    Benjamin

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